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Mein Bild sagt mehr als deine Worte

Mein Bild sagt mehr als deine Worte

Titel: Mein Bild sagt mehr als deine Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Levithan
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achtete.

12 E
    »Wie lautet die Antwort, Evan?«, fragte Ms Granger.
    Giraffe , hätte ich beinahe geantwortet. Es lag mir schon auf der Zunge. Giraffe .
    Das war in Mathe.

12 F
    »Wo sind deine Hausaufgaben?«, fragte Mr McNulty.
    Ariel. Ich denke immer nur an Ariel.
    »Gibt’s für mich nicht mehr«, sagte ich.
    »Was?«
    »Ich wollte sagen, ich hab sie zu Hause vergessen.«

12 G
    Wenn es diese Knipserin gab, dann musste ich in der Lage sein, sie zu finden.
    Aber dich konnte ich ja auch nicht finden.
    Oder?

12 H
    Es gab dich. Es gab dich jetzt als Fraktal.
    Definition:
    Als Fraktale werden bestimmte natürliche oder künstliche Gebilde oder geometrische Muster bezeichnet, die […] einen hohen Grad an Skaleninvarianz bzw. Selbstähnlichkeit aufweisen. Das ist beispielsweise der Fall, wenn ein Objekt aus mehreren verkleinerten Kopien seiner selbst besteht. Zerbricht man es in Fragmente, ist jeder Teil eine Wiederholung des Ganzen. Geometrische Objekte dieser Art unterscheiden sich in wesentlichen Aspekten von gewöhnlichen glatten Figuren.
    Vielleicht war ich ja ein Fraktal. Vielleicht war die Knipserin ja ein Fraktal.
    Vielleicht waren wir alle Fraktale.

12 I
    Matt redete mit mir. Einen Moment lang erkannte ich ihn nicht.
    »Alles okay?«, fragte er.
    »Ich weiß nicht, was okay ist«, sagte ich.
    »Was?«
    »Ich meine … ich weiß nicht, was das Wort okay bedeutet. Nein, nicht, was es bedeutet. Sondern wo es herkommt. Wo kommt das Wort okay eigentlich her?«
    Wir haben nachgeschlagen.
    Die Antwort: Keiner weiß es. Man glaubt allgemein, dass es sich um eine Verballhornung von all correct handelt – entweder als oll korrect oder ole kurreck –, aber genau kann das niemand sagen.
    Die Bedeutung hat sich vom Ursprung abgelöst. Und das ist okay.
    »Merkwürdig«, sagte Matt.
    »Ja«, stimmte ich zu.
    Ihm fiel nicht auf, dass ich ihm auf seine ursprüngliche Frage gar keine Antwort gegeben hatte.

12 J
    Ich überlegte, ob du dich wohl genauso gefühlt hast.
    Ich überlegte, ob etwas in mir sich genauso fühlen wollte, wie du dich gefühlt hast.
    Es war keine freie Entscheidung. Es geschah einfach so mit mir.
    Aber ich hätte stärker dagegen ankämpfen können.

12 K
    Und was, wenn Jack recht hat? Wenn all diese Dinge, die miteinander verbunden zu sein scheinen, nicht wirklich miteinander verbunden sind? Wenn auch wir alle gar nicht miteinander verbunden sind?
    Dann öffnete ich nach der letzten Stunde meinen Spind und fand dort ein neues Foto.

13

13 A
    Auf die Rückseite hatte jemand – wahrscheinlich die Knipserin – geschrieben: 16:00 .
    War es der Zeitpunkt, an dem das Foto aufgenommen worden war?
    Oder war es der Zeitpunkt, an dem ich dort sein sollte?
    Ich bemerkte die Totenköpfe auf ihrer Jacke.
    Zufall?
    Ein Zeichen?
    Ich musste Jack auftreiben und dann noch mehr herausfinden.

13 B
    Es war, als hätte sich der Tag damals nicht ereignet. Oder nur für mich. Jack war draußen im Pausenhof und unterhielt sich mit Miranda. Sie lachte. Er lächelte. Sie wirkten, als wären sie ein glückliches verletzliches flirtendes Paar. Ich blieb stehen. In meinem Kopf küssten sie sich und hatten ihre Hände überall am Körper des anderen. Aber dann blinzelte ich und sie standen einfach nur da und redeten miteinander. Da war sonst nichts. Ich wollte nicht, dass du davon erfährst. Ich habe die beiden noch ungefähr eine Minute lang beobachtet. Mir war klar, dass ich sie jetzt gleich stören musste, aber das machte nichts. Jack wollte es schließlich auch wissen.
    »Hallo, Jack«, sagte ich, als ich nahe genug war, dass er mich hören konnte, aber noch nicht so nahe, dass ich ein Eindringling in dem Kreis war, den sie um sich gezogen hatten. »Hallo, Miranda.«
    »Hallo«, sagte Miranda.
    »Was ist los, Ev?«, fragte Jack.
    »Kann ich dich kurz sprechen?«, sagte ich und ließ dabei das allein deutlich mitschwingen.
    Miranda hörte es.
    »Also dann hol ich mal meine Sachen«, sagte sie. »War schön, dich zu treffen, Ev.«
    Du hast nicht mal meinen Namen gewusst, dachte ich. Du plapperst nur nach, was er gesagt hat.
    Als sie fort war, zog ich das Foto heraus.
    »Das war in meinem Spind. Auf der Rückseite steht eine Uhrzeit. Ich glaube, da sollen wir sie treffen oder so was. Jetzt ist es drei. Wir haben noch eine Stunde.«
    »Hey, Evan. Stopp mal eine Sekunde!«
    Ich hab nie was Schlechtes über ihn gesagt. Die ganze Zeit, in der ihr beide zusammen wart. Kein einziges schlechtes Wort.
    »Ich weiß«, sagte ich.

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