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Mein bis in den Tod

Mein bis in den Tod

Titel: Mein bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Glauben schenken, den Medizinmänner vor zweitausend Jahren den Leuten angedreht haben? Ich will Ihnen mal was sagen, Mr. Caven: Vor hundert Jahren war man so gut wie tot, wenn man eine akute Blinddarmentzündung bekam – und niemand konnte einem helfen. Heute ist sie kaum mehr als eine kleinere Unpässlichkeit. Im Zweiten Weltkrieg sind zum ersten Mal in der Geschichte mehr Soldaten im Krankenhaus an ihren Wunden gestorben als durch die Infektionen, die sie sich während der Behandlung zugezogen hatten. Und wissen Sie auch, warum?«
    Der Detektiv schüttelte den Kopf.
    »Penicillin. In der westlichen Welt hat sich die Lebenserwartung in den letzten hundert Jahren verdoppelt. Und zwar allein aus einem Grund: dem Fortschritt der Wissenschaft. Menschen, die die Nase über die moderne Medizin rümpfen, machen mich krank. Und ich lasse es nicht zu, dass irgend so ein hergelaufener Quacksalber mit der Gesundheit meiner Frau spielt. Haben Sie mich verstanden?«
    »Sehr gut, Mr. Ransome.«
    Ross starrte auf die Uhr im Auto. »Meine Frau und Dr. Oliver Cabot vögeln im Augenblick oder sind im Begriff, miteinander zu vögeln. Und ich will die Fotos. Noch etwas, das die Wissenschaft unserer heutigen Gesellschaft beschert hat.«

[home]
    42
    D er Junge ging vom Bahnhof aus zu Fuß. Und weil es ein heißer Julimorgen war, machte er unterwegs Halt, um sich einen Orangeneis-Lolli zu kaufen. Er leckte noch daran, als er das Tor des Krankenhauses betrat: ein hoch aufgeschossener, schlaksiger Junge in Shorts, Nyltest-Hemd und Schulblazer, mit einem Schulabzeichen auf der Brusttasche und einem Blumenstrauß in der Hand. Er freute sich, seine Mutter zu sehen, die Frau, die ihn vor sieben Jahren verlassen hatte, weil sie es nicht ertragen konnte, dass er so unordentlich war.
    Eine Dame an der Rezeption mit freundlichem Gesichtsausdruck sagte ihm, auf welcher Station seine Mutter lag. Sie zögerte etwas, doch als sie die Blumen sah, lächelte sie ihn traurig an und sagte ihm, wo er die Stationsschwester finde.
    Als er sich auf der Station vorstellte, war man konsterniert. Eine kleine, recht strenge Frau mit einem Namensschild am Revers, »Marion Humphreys, Oberschwester«, und einer Uhr an einer Kette sah eine jüngere Krankenschwester an, dann wieder Ross. »Du bist Mrs. Ransomes Sohn?«
    Ross nickte. Er setzte die betrübte Miene auf, die er vor dem Badezimmerspiegel geprobt hatte.
    Marion Humphreys führte ihn in einen kleinen Raum voller Plastikstühle, sagte ihm, er solle warten, und schloss die Tür hinter sich.
    »Ross?«, sagte sie. »So heißt du doch?«
    »Ja.«
    »Deiner Mami geht es nicht gut. Sie hat furchtbare Verbrennungen erlitten und nimmt viele Medikamente. Du wirst ganz traurig sein, wenn du sie siehst.«
    Er ließ das Eislolli-Stöckchen in einen Papierkorb fallen. »Wird sie sterben?«
    Die Frau schaute verlegen drein. »Wir tun alles, was wir können, um sie zu retten, aber wenn man so schlimme Verbrennungen hat wie sie, nehmen die Lunge und auch viele andere wichtige innere Organe Schaden. Wir Menschen atmen auch durch die Haut, und bei ihr ist sehr viel davon zerstört.«
    »Glauben Sie, dass sie stirbt?«
    »Ich weiß es nicht, Ross.«
    »Wird sie schlimme Narben zurückbehalten, wenn sie überlebt?«
    Die Krankenschwester runzelte die Stirn über diese Frage. »Sie liegt im besten Krankenhaus für Verbrennungen. Wir haben hier die besten plastischen Chirurgen der Welt. Wenn irgendjemand ihr helfen kann, dann die Ärzte in diesem Krankenhaus.«
    »Sie sind nett«, sagte Ross. »Ich mag Sie.«
    »Und du bist ein netter Junge, weil du dich so sehr um deine Mami sorgst. Hast du dir in der Schule freigenommen?«
    »Mein Lehrer hat gesagt, dass ich sie besuchen soll.«
    »Wo ist dein Papi?«
    »Er und meine Mami kommen nicht sehr gut miteinander aus.«
    »Ich verstehe.«
    »Können wir jetzt zu ihr?«
    »Nur ein paar Minuten.«
    Sie nahm seine Hand und hielt sie den ganzen Weg den Flur entlang und während sie die Tür zu einem kleinen Zimmer öffnete.
    Im Hineingehen bemerkte er einen starken Geruch nach chemischen Substanzen und einen noch stärkeren, süßlichen Geruch nach gekühltem Grillfleisch. Er blickte hinunter, vorbei an einer Reihe von Überwachungsapparaten und durch einen Wald von Infusionsschläuchen, auf einen geschwärzten, haarlosen, mit einer klebrigen, durchscheinenden Gallertmasse bedeckten Schädel, der aus einem Körper ragte, der fast vollständig mit weißer Gaze bedeckt war.
    Einen

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