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Mein bis in den Tod

Mein bis in den Tod

Titel: Mein bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Augenblick dachte er, sie hätte den Kopf von ihm abgewandt, zur gegenüberliegenden Wand, denn er sah nur eine Masse dunkler Blasen, bei der es sich doch um die hintere Kopfhaut handeln musste.
    Da wurde ihm klar, dass es ihr Gesicht war.
    Über die Augen hatte man Wattepads gelegt. Die Lippen, durch die man einen Tubus gesteckt hatte, waren pergamentfarbene Blasen. Einen Moment lang hörte man lediglich das Geräusch des Ventilators.
    Die Krankenschwester sagte: »Mrs. Ransome, Ihr Sohn ist hier. Ross. Er hat Ihnen Blumen mitgebracht.«
    Man hörte ein sonderbares Geräusch, ein rasselndes Stöhnen irgendwo tief in der Kehle, und in einem der Mundwinkel erschienen winzige Speichelbläschen.
    »Wunderschöne Blumen, Mrs. Ransome!« Die Krankenschwester blickte zu Ross hin, senkte die Stimme: »Ihre Atemwege sind alle verätzt. Ich glaube, deine Mutter kann die Blumen leider nicht riechen. Aber sie versteht, dass du hier bist.«
    »Sie sieht sehr ordentlich aus«, sagte er.

[home]
    43
    DAS NEUESTE VON UNS !
Ende September sind wir in ein wunderschönes altes Haus am Fluss mitten in Shrewsbury gezogen, es liegt nur fünf Minuten zu Fuß vom Kino (für Simon) und von Marks and Spencer (für Bridget) und nur zwei Häuser von einem guten Pub entfernt. Wir haben uns häuslich eingerichtet, trotz der schlimmsten Flut seit 50 Jahren, die drei Wochen nach unserem Einzug kam – hüfttief stand das Wasser im Keller, alles sehr charakterbildend!
    Draußen regnete es.
    Faith saß am Küchentisch, trank Kamillentee, um ihren Magen zu beruhigen, und las die Post. Es ging ihr miserabel heute Morgen, sie hatte Kopfschmerzen, und ihre Augen fühlten sie wund an – als lägen auf ihren Kontaktlinsen winzige Granulatkörnchen. Im ersten Stock, in ihrem Schlafzimmer, direkt über ihr, hörte sie Mrs. Fogg saugen. Der Staubsauger stieß gegen eine Fußleiste, und Rasputin, der auf seinem Bohnensack vor dem Kaminofen lag, hob den Kopf und knurrte die Decke an. Er war schlechter Laune, weil sie nur einen kurzen Spaziergang mit ihm gemacht hatte.
    »Ich weiß, dir macht der Regen nichts aus, aber mir heute«, sagte sie. »Manchmal, nur ganz gelegentlich, tun wir, was ich möchte, nicht, was du willst.«
    Der Hund sah hoffnungsvoll zu ihr auf, die Augen hell, die hellrote Zunge hängend, hechelnd. Dann stand er auf, trottete in die Halle und kehrte einen Augenblick später mit seiner Leine im Maul zurück.
    Sie lachte matt. »Nein, tut mir leid, alter Junge, ich gehe jetzt nicht raus.«
    Sie ignorierte das klagende Bellen, das darauf folgte, und kehrte zu dem äußerst unterhaltsamen Brief zurück, neidisch auf das Glück ihrer Freundin. Sie und Bridget Nightingale waren während der Schulzeit eng befreundet gewesen, aber seit sie 300 Kilometer auseinander wohnten, trafen sie sich nur noch selten.
    Bridget war Krankenschwester geworden und hatte ebenfalls einen Arzt geheiratet, einen Neurologen, doch damit hörten die Ähnlichkeiten auch schon auf. Bridget und Simon waren glücklich, sie führten eine großartige Ehe, lebten ein normales Leben. Sie hatten auch ihre Höhen und Tiefen und Tragödien erlebt, aber sie vergötterten einander.
    Der Ton des Briefs verstärkte Faiths Gefühl, versagt zu haben. Über ihr verstummte der Staubsauger, und sie lauschte dem Regen, der gegen die Fenster trommelte. Plötzlich klingelte das Telefon.
    Sie nahm rasch ab, in der Hoffnung, es könnte Oliver sein – obwohl sie ihm gesagt hatte, er solle sie nur unter der neuen Handynummer anrufen. Aber es war der Kundendienstmitarbeiter für den Kaminofen, er wollte einen Termin mit ihr verabreden. Sie stand auf, ging durch die Küche und notierte sich das Datum.
    Dann setzte sie sich wieder, wandte sich dem nächsten Brief zu und schlitzte den großen, dicken Umschlag auf. Er enthielt die Unterlagen zu einem ernährungswissenschaftlichen Fernkurs der Open University, die sie, zusammen mit einem Anmeldeformular, angefordert hatte. Sie war froh, dass die Unterlagen heute mit der Post gekommen waren, denn morgen hätte Ross sie vermutlich entdeckt. Noch etwas, worüber er sich ärgern konnte – er missbilligte, dass sie irgendetwas tat, das nach Unabhängigkeit roch. Er duldete ja kaum ihre Wohltätigkeitsarbeit.
    Dann war da noch ein Brief, vom Mann ihrer besten Freundin, Sammy Harrison, mit der sie heute zu Mittag essen wollte. John nahm an einer Fahrradtour in Uganda zur Unterstützung von Kindern in Not teil, ein Spendenformular war beigefügt. Sie

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