Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein bis in den Tod

Mein bis in den Tod

Titel: Mein bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
Vom Netzwerk:
in sechs Monaten wohl sein würden.
    Sie kniete zwischen einem Meer von Preisen – das meiste davon Tand –, spielte das gewissenhafte Komitee-Mitglied und beschriftete jeden Preis auf Felices Kommando, die die komplette Liste aller fünfhundert Geschenke und deren Spender verlas.
    »Verdammt, ich bedaure jeden, der dies hier gewinnt«, sagte Faith und hielt ein tänzelndes Porzellanpferd hoch – mit integrierter Uhr, die aussah wie ein Geschwür, das aus der Seite des Bauchs herauswuchs. »Wer hat das gespendet?«
    »Ich.«
    Faith wurde rot vor Scham.
    »Mein erster Mann hat es mir geschenkt – ich hab’s noch nie ausstehen können.«
    Faith lächelte erleichtert. »Ich wusste gar nicht, dass Sie verheiratet waren.«
    »Ich bin meinen Mann vor zehn Jahren losgeworden. Das Beste, was ich je getan habe.«
    »Erzählen Sie mir mehr, Felice.« Faiths Neugierde war geweckt.
    Ohne die wetterfeste Kleidung, in Pullover und weiter schwarzer Hose, wirkte Felice klein und verletzlich. Aber ihr Gesichtsausdruck war hart und stolz. »Jonathan war ein Tyrann, und eines Tages habe ich beschlossen, dass das Leben zu kurz ist und dass ich mir das nicht mehr antue. Da habe ich meine Siebensachen gepackt, die Kinder von der Schule abgeholt und bin ausgezogen, während er im Büro war.«
    »Und?«
    »Er hat mich verfolgt. Hat mir ein paar Jahre lang das Leben zur Hölle gemacht, die Kinder gegen mich aufgewiegelt, meinen Freund zusammengeschlagen. Aber«, sie hob die Schultern, »am Ende hat es sich gelohnt. Manchmal im Leben muss man sich widersetzen. Sie haben Glück, Sie führen eine gute Ehe. Sie und Ross scheinen glücklich zu sein.«
    Faith lächelte matt. Vermutlich sollte sie für Kleinigkeiten dankbar sein. Zumindest hatte Ross ihr nie so etwas geschenkt.

[home]
    44
    R oss kam zur Tür herein und strahlte. Er nahm Rasputins Begrüßung kaum wahr, schloss Faith in die Arme und hielt sie fest an sich gedrückt. »Mein Liebling. Mein
Liebling

    Ob er getrunken hatte? Aber er roch nicht nach Alkohol, nur leicht nach antiseptischem Operationssaal.
    »Himmel, wie du mir gefehlt hast. Ich liebe dich so sehr. Ich möchte nicht mehr in London wohnen, wir sollten nicht so oft getrennt sein. Du fehlst mir furchtbar. Fehle ich dir auch?«
    Ein Zögern in ihrer Stimme, zu schwach, als dass er es bemerkte. »Natürlich.«
    Rasputin steigerte seine Bemühungen, Herrchens Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, und begann laut zu bellen.
    »Natürlich? Nur
natürlich?
Fehle ich dir nicht irrsinnig, jede Sekunde am Tag?«
    Sie wusste nicht genau, worauf er hinauswollte. »Das weißt du doch.«
    Er küsste sie noch einmal. »Wirklich? Woher denn? Du rufst mich nie an, sagst mir nie, wie sehr ich dir fehle. Früher hast du das getan – weißt du noch? –, in der ersten Zeit unserer Ehe.«
    Sie bewegte sich auf einem Minenfeld, denn seine Stimmung konnte von einem Augenblick zum andern umschlagen. Sie zog ihm den Mantel von den Schultern und sagte: »Du magst es offenbar nicht, wenn ich dich in der Klinik anrufe – du klingst in letzter Zeit immer so verärgert, wenn ich’s tue.« Dann ging sie zur Garderobe und hängte seinen Mantel auf. Als sie zurückkam, sah er die Post auf dem Tisch in der Halle durch.
    Beiläufig sagte er: »Ich habe das Problem mit deinen Kreditkarten behoben. Sie müssten jetzt alle wieder in Ordnung sein.«
    »Sie sind es.«
    »Hast du die Kinokarten bestellt?«
    »Ja.«
    »Das Leben ist schön?«
    »Du hast gesagt, du möchtest den Film sehen.«
    Sie hatte ihn mehrmals verpasst, als er noch in London lief. Inzwischen lief er nur in einem Programmkino in Brighton.
    »Wo ist Alec?«, fragte er leichthin.
    »Er ist mit den Caliborns übers Wochenende auf die Isle of Wight gefahren.«
    Er zog ein langes Gesicht. »An diesem Wochenende?«
    »Ja.«
    »Ich sehe ihn also nicht? Überhaupt nicht?«
    »Er ist Anfang nächster Woche zurück.«
    »Ich erinnere mich nicht, der Fahrt zugestimmt zu haben.«
    »Wir hatten es besprochen.«
    »Ich hätte dem nie zugestimmt. Ich sehe ihn ohnehin nicht genug – ich meine, es macht mir nichts aus, wenn er mal einen Tag wegfährt, aber ein ganzes
langes
Wochenende? Er fehlt mir – verstehst du das nicht? Er fehlt mir
wirklich

    »Mir auch.«
    Er legte ihr die Arme um die Taille und küsste sie auf den Nacken. »Wenigstens habe ich dich das ganze Wochenende für mich. Weißt du was? Ich habe noch mehr Lust auf dich als vor zwölf Jahren – das muss doch ein gutes

Weitere Kostenlose Bücher