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Mein bis in den Tod

Mein bis in den Tod

Titel: Mein bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Leben wieder im Griff. Er besaß ein Boot, sein behagliches Haus, und die Geschäfte gingen gut.
    Seine Frau, Sandy, hatte ihm nach dem Konkurs erklärt, er habe zwei Probleme; das eine bestehe darin, dass er zu weich und zu wenig wählerisch sei, was Menschen anging. Damit sagte sie ihm etwas, was er bereits wusste, aber nicht akzeptieren wollte – nämlich, dass man im Geschäftsleben manchmal ein Scheißkerl sein musste. Sie hatte erklärt, er müsse härter werden und seinen Stolz hinunterschlucken, und er hatte es ihr versprochen.
    Plötzlich kam ihm eine Zeile eines Bob-Dylan-Songs in den Sinn. Die, in der es darum ging, wie viele Straßen man gehen musste, bevor man als richtiger Mann gelten konnte.
    Und während er jetzt den beiden Darstellern auf dem Bildschirm eine wehmütige Entschuldigung zuhauchte, rief er sich in Erinnerung, was seine erste Priorität sein musste.

[home]
    51
    S oll ich aufhören, die Moliou-Orelan-Kapseln einzunehmen?«
    »Wann hat dein Mann sie dir zum ersten Mal gegeben?«, fragte Oliver Cabot.
    »Freitagabend.«
    »Gut. Hast du zu dem Zeitpunkt geglaubt, dass sie wirken?«
    »Eigentlich nicht, nein.«
    »Warum nicht?«
    »Keine Ahnung, es war so ein Gefühl. Wahrscheinlich habe ich Ross da schon nicht mehr getraut. Außerdem – und das mag albern klingen – hat er sie mir auf eine so sonderbare Art und Weise gegeben. Ich hatte den Eindruck, dass da irgendwas nicht stimmte.«
    »Viele Ärzte sind überzeugt, dass ein Medikament nur dann wirkt, wenn auch der Patient an die Wirkung glaubt.«
    »Und selbst wenn ich daran glaube, habe ich nur eine 35-Prozent-Chance.«
    »Siebzehneinhalb Prozent. Fünfzig Prozent dieser Kapseln sind Placebos – das halbiert die Chancen.«
    »Kannst du eine davon analysieren lassen? Ein Labor müsste erkennen, ob sie nur aus Stärke oder Zucker bestehen.«
    »Man weiß ja nicht einmal, wie die langfristige Prognose für diese 35 Prozent aussieht. Ich bezweifle, dass die Patienten tatsächlich geheilt werden – der Pharmaindustrie geht es um Krankheitsmanagement, nicht um die Heilung von Krankheiten. Man soll ständig Medikamente einnehmen – mit Blick darauf entwickeln die ihre Arzneien. Ja, ich kann eine der Kapseln untersuchen lassen. Aber was ich wirklich will, ist, dass du wieder gesund wirst. Ob die Chancen nun drei zu eins oder sechs zu eins stehen, sie stehen schlecht. Wir setzen nicht ein paar Pfund an einem Roulettetisch, hier wird mit deinem Leben gespielt. Und ich will dich nicht verlieren.«
    Mit leiser, verängstigter Stimme sagte sie: »Ich dich auch nicht.«
    Ross saß in seinem Büro und starrte auf den Fernsehschirm, die rechte Hand zur Faust geballt, die Fingernägel in die Handfläche gebohrt. Du Dreckskerl, sagte er lautlos. Du redest davon, mit dem Leben meiner Frau zu spielen – was für beschissene Chancen bietest du ihr denn? Moliou-Orelan ist so viel wert wie Millionen von euch Ärschen. Die können einen von drei Patienten retten, und das können sie beweisen. Wo sind deine Beweise? Was für einen verdammten Voodoo-Einfluss hast du über Faith? Wenn du ein richtiger Arzt wärst, richtige Medizin praktizieren würdest, hätte ich genug auf diesem Band, um dir wegen Verstoßes gegen die ärztlichen Pflichten die Approbation entziehen zu lassen.
    Das Telefon klingelte. Er ignorierte es. Es klingelte noch einmal, dann ein drittes Mal, dringlich. Er drückte den Pause-Knopf am Videorecorder, griff zum Hörer und sagte barsch: »Ich habe Ihnen doch gesagt, ich möchte nicht gestört werden, Lucinda.«
    »Es ist zehn vor vier«, erwiderte seine Sekretärin.
    »Ich kann selbst die Uhr lesen. Ich habe im Alter von sieben Jahren eine von meinem Vater geschenkt bekommen.«
    »Drei Patienten warten – Mr. Sirwan ist schon über eine Stunde da –, und um fünf kommt die BBC .«
    »Die BBC ?«
    »Sie haben zugesagt, für
Panorama
ein Interview über Brustimplantate zu geben.«
    »Wann ist Lady Reynes-Raleigh einbestellt?«
    »Morgen um drei.«
    »Habe ich am Morgen irgendeine Lücke?«
    »Nein, keine.«
    »Dann verschaffen Sie mir eine.«
    »Das geht nicht. Sie haben einen völlig vollen –«
    Er legte auf und drückte die Play-Taste am Videorecorder.
    Auf dem Bildschirm sagte Oliver Cabot: »Setz dich, Faith, besprechen wir, was ich vorhabe.«
    Ross sah, wie sich Faith auf das Sofa setzte, sein Inneres ballte sich zusammen wie eine Faust. Oliver Cabot entzündete eine kurze, dicke Kerze auf dem Beistelltisch, dann setzte

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