Mein bis in den Tod
nach sieben. Ross rührte sich. Schnell rechnete sie im Kopf alles durch. Um neun spielte er Golf, das bedeutete, dass er um halb neun aus dem Haus ging. Was wiederum hieß, dass er spätestens um Viertel nach acht frühstücken wollte. Vorher musste er noch duschen und sich rasieren, also musste er etwa um acht aufstehen.
Was ihr noch eine dreiviertel Stunde Zeit ließ.
Unten bellte Rasputin. Wahrscheinlich der Zeitungsausträger – für den Postboten war es noch zu früh. Nach etwa einer Minute hatte sich Rasputin beruhigt.
Ross bewegte sich. Sie atmete regelmäßig ein und aus, wie jemand im Tiefschlaf, mit fest geschlossenen Augen.
Bitte fass mich nicht an, ich möchte nicht mit dir schlafen.
Er stöhnte leise, dann drehte er sich zur Seite. Als sie das Klicken des Stahlarmbands seiner Rolex hörte, wusste sie, dass er gleich auf die Uhr sehen und aus dem Glas auf dem Nachttisch einen kleinen Schluck Wasser trinken würde – schließlich schlief sie seit Jahren neben ihm. Und ihr war auch klar, woran er dachte.
»Faith?« Nur ein Flüstern erst, dann lauter, drängender. »Faith? Bist du wach, Liebling?«
Sie lag still da, den Rücken ihm zugewandt, zusammengerollt, in Fötusstellung. Er strich ihr mit dem Finger den Rücken hinab, zwischen den Schulterblättern.
Lass mich in Ruhe.
»Liebling? Faith?«
Dann Stille. Sie hörte ihn atmen. Das Bett bewegte sich, Füße tappten über den Teppichboden. Sie hörte Ross, er war im Badezimmer, den Urinstrahl, dann die Geräusche einer laufenden Wasserleitung und des Zähneputzens, das Klicken der Tür, dann das Schlappen, während er in Hausschuhen die Treppe hinabstieg. Aufgeregtes Bellen von Rasputin in der Küche, dann lauteres Bellen, als Ross ihm aufmachte und ihn hinausließ.
Und da wusste sie, er kam in ein paar Minuten wieder nach oben, in der Hand eine Tasse Tee, eine gepflückte Blume auf der Untertasse, und dann war es unmöglich, weiterzuschlafen und seinen Avancen auszuweichen.
Sie versuchte wieder einzuschlafen, aber es klappte nicht. Stattdessen ging sie eine Liste all dessen durch, was für heute Abend noch zu erledigen war. Zwölf Gäste zum Dinner. Gemischte italienische Antipasti mit Parmaschinken, Melone, Tomate, Avocado, Oliven, Mozzarella mit Ciabatta aus dem kleinen italienischen Feinkostgeschäft in Brighton. Diese Sachen konnte sie abhaken. Dann gegrillter Lachs
en croûte
– dazu brauchte sie Filo-Teig – mit Spargel und Parmesan. Neue Kartoffeln. Erbsen. Dann ging sie die Liste für die Puddingzutaten durch. Dann für den Obstsalat.
Sie machte sich Gedanken, nicht genug Käse und Bath-Olivers-Cracker zu haben. Nach Ross’ Auffassung durfte Käse nur mit Bath-Olivers-Crackern serviert werden, mit nichts anderem.
Jetzt kam er ins Schlafzimmer. Sie hörte das leise Klirren einer Tasse, das Klappern einer Untertasse, das Klicken einer Tür, die zuging, das Rascheln seines Seidenmorgenmantels. Die Tasse wurde auf ihrem Nachttisch, Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt, abgestellt. Der Duft einer Rose. Das Rascheln einer Zeitung.
Ein winziger Pulsschlag zuckte in ihrer Kehle, sie wurde innerlich noch angespannter und wartete, dass gleich die Matratze einsackte, das Bettzeug sich bewegte. Zu ihrer Überraschung geschah nichts dergleichen.
Aus dem Badezimmer hörte sie laufendes Wasser. Das Radio wurde angestellt, die Tür zur Dusche schloss sich mit einem Klicken.
Als sie die Augen aufschlug, erblickte sie auf der Untertasse eine gelbe Rose. Vielleicht hatte Ross endlich begriffen, dass sie krank war und er deshalb liebevoller zu ihr sein musste.
Aber das bereitete ihr noch mehr Kopfzerbrechen.
Sie setzte sich auf.
Dampf stieg von dem Tee auf. Auf der Steppdecke, neben ihr, lag penibel gefaltet die
Daily Mail
– sie hatte mehrere Bissspuren von Rasputin, am unteren Rand war die Titelseite ein wenig eingerissen. Die Schlagzeilen sprachen, etwas vage, vom Frieden in Bosnien und der bevorstehenden Heirat von Prinz Edward und Sophie Rhys-Jones.
Sie griff zu dem Behältnis mit ihren Kontaktlinsen, nahm beide heraus und setzte sie sich ein.
Viel besser. Sofort waren das Zimmer und die schwarzen Buchstaben klar zu erkennen. Sie blinzelte ein paarmal. Oft waren die ersten Augenblicke, nachdem sie die Linsen eingesetzt hatte, unbequem, aber heute war das Gefühl noch unangenehmer, und ihre Augen tränten – vermutlich weil sie geweint hatte.
In der Zeitung wurde darüber spekuliert, was Sophie bei der Hochzeit tragen
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