Mein Blut für den Teufel
Blick in sein Gesicht, als könnte ich dort die Antwort ablesen.
Es blieb kalt, starr und spiegelte keine Gefühle wider. Dieser Mensch glich schon einem Roboter. Ich kannte ihn ziemlich lange. Positive Gefühle gegenüber anderen hatte ich bei ihm noch nie entdecken können. Seine Triebfedern waren die Attribute des Verbrechens. Manchmal unterschied er sich in nichts von einem normalen Dämon. Aus diesem Grunde passte er so gut zu ihnen; und zu sehen, wie mein Blut in das Stundenglas floss, würde ihm bestimmt Freude bereiten. Mein Blut für den Teufel.
Das Gespräch mit Costello war versickert. Ich lag auf dieser harten Pritsche und kam wieder dazu, über mein eigenes Schicksal nachzudenken. Chancen für mich sah ich nicht. Costello hatte eine beinahe perfekte Falle aufgebaut, in die ich hineingelaufen war. Wieder beobachtete ich das Stundenglas. Sein Boden besaß einen ziemlich großen Durchmesser, und wenn ich sehr genau hinschaute, war die Fläche etwa eine Fingerbreite hoch bedeckt.
Das Gespräch vorhin hatte mich von meinen eigentlichen Sorgen abgelenkt. Nun, da ich mehr Zeit besaß und Costello schwieg, wurde ich wieder daran erinnert.
Ich lauschte praktisch nach innen. Vielleicht hätte ich den Schwindel stärker bemerkt, wenn es mir gelungen wäre, mich zu erheben, so aber spürte ich nur mehr ein leichtes Brausen im Kopf, das sich gleichzeitig mit einer gewissen Leere verband, so dass ich Schwierigkeiten bekam, einen klaren Gedanken zu fassen.
Ich musste mich schon sehr anstrengen, denn ein Gefühl der Müdigkeit überkam mich ebenfalls. Hinzu kam die Angst…
Ja, dieses langsame, gespenstische Dahinsiechen, das Wissen, dem Tod aus eigener Kraft nicht entrinnen zu können, trieb dieses Gefühl in mir hoch. Auch ich bin nur ein Mensch. Okay, ich hatte einiges hinter mir und schon oft in ausweglos erscheinenden Situationen gesteckt, aber hier konnte ich mich aus eigener Kraft nicht mehr befreien. Hier war ich völlig wehrlos.
Und das bereitete mir die große Qual…
Eine Seelenpein, über die ein Mann wie Costello nur lachen konnte. Noch besaß ich meine Kräfte, versuchte, die Gelenke zu bewegen und mit den Armen zu zucken. Die Gelenke blieben steif, die Arme konnte ich leicht bewegen, aber es gelang mir dabei nicht, den mit Blut gefüllten Schlauch von meiner Haut zu lösen.
»Gib dir keine Mühe, Sinclair, du schaffst es nicht!« Costello hatte mich beobachtet. Er stand auf und wollte auf Nummer Sicher gehen, als er neben der Pritsche stehen blieb und die Verbindung zwischen Schlauch und Arm kontrollierte. Seinem Nicken sah ich an, dass er zufrieden war.
»Das ist es nun mal«, erklärte er und lachte leise. »Jeder steht auf der Liste des Sensenmanns, der eine früher, der andere später.« Er ließ mich wieder in die Mündung des Revolvers schauen und brachte die Waffe so nahe an mein Gesicht, dass ich den leichten Ölgeruch wahrnehmen konnte. »Ich hätte dir selbst gern eine Kugel verpasst.« Er hob die Schultern. »Leider muss auch ich mich fügen, was ich nicht gern tue, wie du sicherlich begreifen wirst.«
Ich sagte: »Überlegen Sie es sich, Costello. Mord an einem Polizisten, das geht nie gut.«
Er lachte wieder. »Habe ich dich umgebracht, Sinclair? Oder werde ich dich umbringen? Nein, es ist der Teufel.«
»Du hättest es verhindern können. Oder könntest es noch verhindern.«
Sein Lachen schallte durch den Raum. »Witzbold, Bulle, verfluchter Witzbold. Was, glaubst du, würde der Satan mit mir anstellen, wenn ich dies tatsächlich tun würde?«
»Er würde sich nicht freuen!«
»Genau. Wenn Asmodis wütend ist, zerreißt er mich in der Luft. Er hat die Macht und die Kraft, das solltest du nicht vergessen, Sinclair. Niemals.«
Costello hatte recht. Es war auch nur ein Versuch von mir gewesen. So schaute ich zu, wie er wieder zu seinem Schemel ging und sich dort niederließ.
Er nahm es gelassen und dokumentierte es auch. Jetzt, wo er meine Fesseln überprüft hatte, konnte er beruhigt eine lange Davidoff-Zigarre hervorholen. Sie steckte in einer Hülle aus durchsichtigem Plastik. Costello hob die eine Hälfte ab, holte die Zigarre hervor und schleuderte die Verpackung zu Boden.
Wenig später brannte die Zigarre. Blaugraue Rauchwolken trieben durch den Keller, trafen auch meine Nase, und ich dachte daran, dass ich sterben würde, während der Mafioso genüsslich an der Zigarre sog und mir dabei zuschaute.
Ich spürte den Druck. Es war die seelische Belastung, die sich von
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