Mein Blut für den Teufel
orakelhaften Geheimnissen, aber Jane hatte den Namen Asmodis erwähnt. Also musste es zwischen ihr, dem Würfel und dem Teufel eine Verbindung geben. Welche das war, davon hatte der Pater auch keine Ahnung. Er hoffte nur, es herausfinden zu können, wenn Jane sich auf ihn einstellte und seine Fragen beantwortete.
»Bitte!« sagte er mit drängender Stimme. »Bitte, Jane Collins, versuche es! Gib mir die Antworten. Was siehst du?«
Sie schüttelte den Kopf. Auf ihrem Gesicht hatte sich ein Zug des Ekels oder Widerwillens ausgebreitet. Anscheinend mochte sie das Blut nicht, und der Pater wusste nicht, ob sie überhaupt zuhörte. »Was ist mit dir, Jane? Kannst du mich verstehen? Wenn ja, gib Antwort!«
»Das Blut…«
»Hängt es mit dem Teufel zusammen?«
»Ja…«
»Und mit wem noch?«
»John Sinclair!« flüsterte sie. »Es ist John Sinclair, der mit seinem Blut…«
Sie stockte. Der Pater erschrak. Zum erstenmal, seit die ehemalige Hexe im Kloster lag, hatte sie den Namen John Sinclair erwähnt. Den Mann, den sie einmal so geliebt, als Hexe gehasst hatte und jetzt wieder liebte. Das jedenfalls nahm der Pater an.
Wenn sie so ängstlich über John Sinclair sprach, konnte dies nur bedeuten, dass sich der Geisterjäger in Gefahr befand. Zudem hatte sie von Blut geredet und vom Teufel. Zählte der Pater alle drei Dinge zusammen, kam er zu dem Ergebnis, dass dem Geisterjäger Gefahr drohte. Große Gefahr sogar…
Und er allein wusste davon.
Der Pater war ein Mensch, der sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen ließ. In diesem Fall jedoch spürte er die ungeheure Spannung, die plötzlich auf ihm lastete. Es war wie ein Druck, der auch sein Inneres zusammenpresste.
Sein Atem ging unregelmäßig. Er konnte sich kaum dagegen wehren, blass war er geworden. Schweiß lag auf seiner Stirn, er bekam Herzjagen und eine trockene Kehle. Auch die Innenflächen seiner Hände waren feucht geworden. Am schlimmsten kam ihm die Hilflosigkeit vor, denn er konnte nichts für John Sinclair tun. Auch nichts für Jane, die nicht mehr sprach, sich wieder zurückgelehnt hatte, mit offenem Mund keuchend atmete und die Augen verdreht hatte. Angst zeichnete ihre Züge. Ihre Augen waren mit Tränenwasser gefüllt, und als sie die streichelnde Hand des Paters auf ihrer Wange spürte, zuckte sie abermals zusammen.
»Bitte!« hauchte sie. »Bitte… nicht… nehmt es ihm nicht ab.« Sie senkte den Kopf, der Pater zog seine Hand zurück und schaute wie Jane auf die Oberfläche des Würfels.
Er war noch immer dunkelrot. Wenn er tatsächlich mit Blut gefüllt sein sollte, so war diese Flüssigkeit nie ruhig. Sie wallte auf und nieder, bewegte sich, bildete Kreise, gleichzeitig auch Schlieren und kleine Strudel.
Ein Gesicht erschien!
So plötzlich, dass der Pater zurückzuckte, denn damit hatte er nicht gerechnet. Und dieses Gesicht war ihm unbekannt. Er hatte es nie gesehen, es gehörte weder dem Teufel noch dem Geisterjäger. Ein fremdes!
Auch Jane muaate es gesehen haben. Vielleicht kannte sie den Mann, den der Würfel zeigte und der so diabolisch grinste, als wäre er der große Dämon überhaupt.
»Wen siehst du?« fragte Pater Ignatius. »Wen siehst du dort im Würfel?«
Er zitterte, denn er wartete auf die Antwort. Wenn Jane vollen Kontakt hatte und den Mann kannte, musste sie ihm einfach eine Antwort geben.
»Er ist gefährlich…« Wie ein Hauch klang das letzte Wort und verraunte in der Stille der Kammer.
»Auch tödlich?«
»Ja, für John…«
»Sag den Namen - bitte…«
Jane gab keine direkte Antwort. Andere Gedanken mussten durch ihren Kopf schießen und sich akustisch freie Bahn verschaffen. »John hat ihn zurückgeschleudert. Der Teufel ist durch das Kreuz… aber der andere, er ist noch da. Er will es haben…«
»Was will er haben?«
Das Gesicht der Jane Collins zeigte tiefe Qual. »Er will das Blut haben. Nur das Blut…«
»Sein Blut?«
»Ja, Johns Blut für den Teufel. Sie wollen einen Dämon retten in der anderen Welt, sie brauchen das Blut, der Würfel hat es schwer, er ächzt, er stöhnt, ich spüre es…«
»Den Namen des Mannes, Jane!«
»Costello!« röchelte sie. »Logan Costel… ahhh…« Aus ihrem Mund drang ein dumpfer Schrei. Sie fiel nach hinten. Für einen Moment befürchtete der Pater, sie könnte den Würfel einfach fortschleudern. Sie löste sogar ihre Hände, um im nächsten Augenblick wieder fest zuzupacken.
Der Würfel zeigte kein Blut mehr. Er hatte wieder seine normale Farbe
Weitere Kostenlose Bücher