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Mein Boss, die Memme

Mein Boss, die Memme

Titel: Mein Boss, die Memme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick D. Cowden
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Unfrieden – wir haben uns doch alle lieb in unserer Kommune.
    Als es um die Urlaubsplanung ging, hielt er sich vollkommen raus und überließ uns die Abstimmung untereinander. Das Resultat: alle wollten zur gleichen Zeit frei machen. Da gab es richtigen Zoff. Das Chaos war perfekt. Im August saß unser Chef dann fast alleine beim familiären Frühstück. «
    Martina Z., Vertriebsassistentin in
einem Textilunternehmen
    Dieser Bericht ist haarsträubend, aber typisch für Teams unter der Führung von Kuschel-Junkies: Meist fängt die Zusammenarbeit mit ihnen grandios an. Endlich Freiheit. Endlich das Gefühl, selbst bestimmen zu können. Endlich ein Vorgesetzter, der einen schätzt und respektiert. Ein Chef, der uns Mitarbeitern vertraut. Gut so!
    Was diese gutmütigen Chefs aber nicht verstehen: Mitarbeitern Vertrauen zu schenken, bedeutet nicht, die Gruppe völlig sich selbst zu überlassen.
    Denn Teams sind nie so homogen, wie sich die Chefs das wünschen. In jedem Team treffen höchst unterschiedliche Charaktere und Temperamente aufeinander. Menschen, die es vielleicht außerhalb des Büros keine fünf Minuten mit­einander aushalten würden. Im schlimmsten Fall entwickelt sich ein Brutplatz ungehemmter Egoismen. Wenn die Kollegen dann beginnen, die neue Freiheit auf unterschiedliche Art zu interpretieren und auszutesten, wird aus einem Klima des gemeinsamen Aufbruchs schnell eine Zerreißprobe für das professionelle wie das menschliche Miteinander.
    Für den Teamgeist und die Produktivität des Unternehmens kann das katastrophale Folgen haben – wie in der Fortsetzung des Berichts von Martina Z.:
    Wie unser Chef sich runterhandeln ließ
    Â»Kurz nachdem die Urlaubsplanung so schiefgelaufen war, ging es an die Zielvorgaben für das nächste Quartal. Und da wurde es richtig heiter. Unser Team hatte von der Geschäftsführung fünf Millionen Euro Umsatz vorgegeben bekommen. Da musste jeder seinen Beitrag leisten. Aber dieser Beitrag ist auch Verhandlungssache mit dem direkten Vorgesetzten.
    Einer meiner Kollegen handelte unseren soften Chef richtig runter. Er würde eben nicht mehr schaffen können. Basta. Und unser Chef knickte ein.
    Für den Rest des Teams bedeutete das: Jeder musste eine Performance von mehr als 100 Prozent abliefern, um die Differenz auszugleichen. Die Zeiten des bezahlten Urlaubs mit Arbeitsunterbrechungen waren damit endgültig vorbei. Die Kommune sollte sich damit in bester Sozialromantik einfach abfinden. Das hoffte unser lieber Chef mit flehentlichen Augen. Wir seien ja so ein tolles Team, oder? Nein, nicht mehr. Unsere Motivation war am Nullpunkt. «
    Kuschel-Junkies können ihr Team richtig aus der Balance bringen. Das Kleinbeigeben gegenüber Einzelnen führt am Ende zur Benachteiligung aller anderen und zu einer Kultur der Ungerechtigkeit in der Gruppe.
    Spätestens, wenn die Einzelinteressen sich frei entfalten und die Oberhand über den Teamgeist gewinnen, zeigen sich die ersten Auflösungserscheinungen. Auch das Beschwören von Zusammenhalt und guter Laune wirkt dann nicht mehr. Für die Mitarbeiter fühlt sich das nur noch wie ein fauler, längst entlarvter Voodoo-Zauber an.
    Die Schäfchen lassen sich so nicht mehr zusammenzuhalten. Die Fliehkräfte eines einmal entfesselten, immer schneller um sich selbst kreisenden Teams von Egoisten werden zu stark. Am Ende, durch interne Kämpfe in seine Einzelteile zerlegt, muss sich ein solches Team erst wieder neu erfinden.
    Chefs in der Angstfalle
    Ohne einen ominösen »Boss of It All«, der für alles Unangenehme zuständig ist, bedeutet Führung für Kuschel-Junkies ein hartes Stück Arbeit. Ihre größte Angst: Die Zuneigung, die sie geben und zurückbekommen, wird ihnen entzogen, wenn sie unangenehme Wahrheiten aussprechen.
    Die Vorstellung, die Mitarbeiter könnten sich im Konfliktfall von ihnen abwenden, verunsichert manche Chefs mehr als schlechte Geschäftszahlen oder ein gescheitertes Projekt. Die Angst des Kuschel-Junkies ist, im Gegensatz zum Versteckspiel des So­zial­allergikers, für alle offenkundig. Und manche Mitarbeiter sind gut darin, das auszunutzen. Wie in folgendem Bei spiel, dass mir eine Beraterin aus ihrem Einsatz bei einer Werbeagentur erzählen konnte:
    Unsere Chefin kann nicht Nein sagen
    Â»Für ein anstehendes Großprojekt war das gesamte Team

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