Mein Boss, die Memme
härteste Konsequenzen. Von »Es ist mir egal, wann du ins Bett kommst: Das wird noch heute erledigt«, über »Den nächsten Urlaub kannst du dir abschminken« bis »Du hast hier keine Zukunft mehr.«
Fruchten weder Drohgebärden noch Schmeichelei, steht bei mancher Ego-Memme auch einem cholerischen Anfall nichts mehr im Wege. Es wird gebrüllt und beleidigt. Für manchen Chef die Ultima Ratio, für andere die einzige Basis für eine Beziehung zu ihren Mitarbeitern. Momente der Wahrheit in der Maskerade intriganter Ego-Memmen? Genau die wird man erkennen, wenn man die Zeichen zu lesen weiÃ. Im hysterischen Gebrüll nämlich zeigt sich die Angst vor dem Kontrollverlust.
Erfolg um jeden Preis
Nach auÃen jedenfalls, gegenüber den eigenen Vorgesetzten und gleich gestellten Kollegen, gelingt es der Memme immer, ihr Team gut zu verkaufen. Die Zahlen sind, anders als bei guten Memmen, meist sehr in Ordnung. Oder sogar mehr als das. Wie bei folgendem Chef, den ein Verkäufer eines Software-Unternehmens erdulden musste:
Der Lügen-Boss
»Wir, die Hardware-Verkäufer eines groÃen amerikanischen Konzerns, hatten monatelang richtig rangeklotzt. Die Umsatzvorgaben, die unser Chef für das Team gemacht hatte, erfüllten wir am Ende trotzdem nicht. Schlecht für uns, da unser Einkommen erfolgsabhängig ist und die sonst übliche Provision ausfiel. Im Durchschnitt hatte jeder im Team nur 93 Prozent der avisierten Summe erreicht. Ich erinnere mich, wie der Chef ins Telefon brüllte wie ein Pavian, als er die Zahlen hörte, uns beschimpfte und aufs Unflätigste runterputzte. Wir fühlten uns wie Versager.
Der eigentliche Schock aber kam erst ein halbes Jahr später. Auf einer Präsentation vor europäischen Verantwortlichen hörte ich auf einmal einen Redner flöten, dass das Team Deutschland, also wir, ein exzellentes Jahr hingelegt hätte.
Es hieÃ, wir hätten die Erwartungen übertroffen und 115 Prozent erreicht: ein super Wachstum. Ich traute meinen Ohren nicht. Das war das Jahr, indem wir angeblich so schmählich versagt hatten! Perplex beobachtete ich, wie unser Chef ganz selbstverständlich die Glückwünsche entgegennahm.
Auf perfide Art war es tatsächlich sein Verdienst: Die Vorgabe, die er uns gemacht hatte, war deutlich höher als die, die er seinerseits von der europäischen Führung bekommen hatte. Mit unserem erreichten Umsatz hatte er sein eigenes Ziel klar übertroffen. Die Folge: Er bekam als Chef einen fetten Bonus und setzte seinen Pavianhintern fortan auf den Ledersitz einer noch fetteren Limousine. Wir dagegen schauten in die Röhre, weil wir unsere mit ihm vereinbarten Ziele verfehlt hatten. Er hatte uns glatt belogen und schamlos davon profitiert.
Als ich ihn darauf ansprach, meinte er nur:
»Darüber diskutiere ich nicht.« Er war sogar zu feige, sich zu rechtfertigen.
Ob er damit gut fuhr? Ja, sehr gut. Innerhalb von vier Jahren stieg er dreimal auf. Heute ist er in der Geschäftsführung eines anderen Unternehmens. «
Ingo A., Verkäufer in einem
amerikanischen Hardware-Unternehmen
Mal ehrlich, kann man diesen Typ nicht einfach absetzen lassen?
Zum Beispiel, indem die Mitarbeiter in den nächsten Fahrstuhl steigen und etliche Etagen nach oben fahren, um die Geschäftsleitung über diese Frechheit zu informieren? Einfach mal die Fakten auf den Tisch knallen. Klingt so selbstverständlich, ist es aber leider nicht.
Schwierig ist so ein Aufbegehren vor allem in vertriebsgeleiteten, zahlenorientierten Unternehmen. Dort ist dieses falsche Spiel sogar die klassische Herangehensweise der Führungsspitze, um Ergebnisse zu erzielen, welche die Börsen positiv überraschen und die eigenen Boni in die Höhe treiben. Oftmals das einzige, was die Unternehmensspitze interessiert, wie wir im zweiten Teil dieses Buches noch feststellen werden. Es ist ein Taschenspielertrick auf Kosten der Mitarbeiter, der immer funktioniert.
Wer sich als Mitarbeiter dagegen wehrt, riskiert viel, wenn nicht sogar alles. Also Vorsicht!
Wenn die Ergebnisse stimmen, wird über Mängel in der Per Âsonalführung geflissentlich hinweggesehen. Denn am Ende passt ja die Bilanz â wen kümmern da die Kollateralschäden.
Was die Chefs ganz oben gern übersehen: Solche Ego-Bosse hinterlassen verbrannte Erde. Seine Mitarbeiter so hinters Licht zu führen geht
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