Mein Boss, die Memme
vielleicht eine Zeit lang gut. Wer jedoch als Mitarbeiter diesen Trick einmal durchschaut hat, der lässt sich auf diese Weise kein zweites Mal wie dummes Vieh vorwärts treiben.
So erschafft man Mitarbeiter, die nicht mehr die geringste Lust verspüren, mehr als Dienst nach Vorschrift zu leisten. Und oft nicht einmal mehr das. Sabotage durch die eigenen Leute? Mitarbeiter, die sich von ihren Chefs verraten und verkauft fühlen, sind dazu sicherlich im Stande. Und tun dies auch â bewusst oder unbewusst. Beschweren sich doch mal ein paar von ihnen und die Angelegenheit wird von der Unternehmensführung untersucht, verändert sich dadurch selten etwas. Denn die neurotischen Ego-Shooter sichern sich auch für diesen Fall ab: Sie behandeln nicht alle Mitarbeiter gleich schlecht.
Beschweren sich diejenigen, die besonders schlecht behandelt werden, so gibt es immer einige andere Mitarbeiter, die glaubhaft machen, dass alles nicht so schlimm sei. Unter ihnen die Memmen-Chefs der Zukunft, die darauf hoffen, von der Gunst ihres Gebieters zu profitieren. Und noch entscheidender: die groÃe, aus Angst schweigende Mehrheit.
Für die Oberbosse also kein Grund zum Eingreifen. Das ermittelte Bild ist schlieÃlich uneindeutig.
Geklont im Memmen-Biotop
Es ist kein Zufall, dass sich eine ganze Reihe solcher Ego-Shooter in den Chefsesseln bestimmter Unternehmen tummeln. Während manche Unternehmen so gut wie frei sind von dieser Plage, treten sie anderswo in Scharen auf. Vor allem in traditionell hierarchisch strukturierten GroÃunternehmen finden diese Memmen das geeignete Biotop.
Stark hierarchische Systeme sind wie geschaffen für diese Sorte Chef. Dort, wo strikt von oben nach unten regiert wird. Wo es Karriereleitern mit einer riesigen Anzahl von Sprossen gibt. Das bietet Karrieristen die Chance, schnell und immer aufs Neue aufzusteigen. Hier stehen genügend Mitarbeiter bereit, die man als Treppenstufen nach oben missbrauchen kann. Drauftreten und weiter hoch klettern â das einzig wirksame Doping für das schwache, so sehr nach Anerkennung und Erfolg lechzende Ego.
Und läuft tatsächlich mal etwas aus dem Ruder und es gibt eine kleine, nicht wirklich ernst gemeinte Rüge von ganz oben, dann geht es eben nach einer Versetzung in einen anderen Bereich des Unternehmens weiter wie bisher.
Anders als in kleinen, eher überschaubaren Firmen lässt sich das eigene Fehlverhalten in der Anonymität eines gesichtslosen Konzerns besser verheimlichen. Aber das ist nicht mal immer notwendig.
Es ist ein erstaunliches Phänomen: In einigen Unternehmen finden sich Ego-Shooter über alle Führungsebenen hinweg. Im Vorstand ein Chef, der keinen Deut besser ist als die kleine neurotische Ego-Memme etliche Stufen darunter. Es handelt sich um Ober-Bosse, die selbst mal kleine Memmen waren, und nun im Becken mit den groÃen Fischen um die Wette schwimmen. Die ihre Mitarbeiter, und seien diese selbst Chefs riesiger Bereiche, ganz nach ihrem Gusto benutzen und mal herablassend, mal gönnerhaft behandeln. Karrieristen, die in einem solchen Betriebsklima aufsteigen, zeigen meist ein auffälliges Profil: das ihrer eigenen Chefs.
Als einfacher Mitarbeiter fragt man sich schnell: Gibt es irgendwo hinter den sieben Bergen eine geheime Manager-Fabrik, wo diese Karrieristen-Zwerge am FlieÃband produziert, verpackt, abgeschickt und direkt ans Firmentor geliefert werden? Keineswegs, so viel Aufwand braucht es gar nicht. Die Produzenten sitzen praktischerweise schon vor Ort, nämlich in den Chef-Sesseln selbst.
Die Ober-Boss-Memmen klonen sich ihre eigenen, kleinen Zwerg-Boss-Memmen. Wahrscheinlich eher unbewusst als bei klarem Verstand. Aber doch nach logischen Kriterien. Denn wer nach unten tritt, der will dort keinen Aufstand. Der karrieregeile Ego-Shooter würde solch einen Aufstand nie wagen, sich nie gegen seinen fiesen Chef wehren. Gegenüber dem eigenen Chef trägt dieser Typ von Memme eine Maske, hinter der sich ihre herrischen Züge verbergen. Man weià sich zu benehmen, es könnte ja sonst den ehrgeizigen Karriereplänen schaden.
Den eigenen König zu ermorden, das trauen sich selbst die bösartigsten Memmen nur im Ausnahmefall, nämlich wenn der Erfolg sicher und ohne eigene Verletzungen möglich ist.
Nur nach unten, dorthin schieÃen Ego-Shooter unentwegt. Dass sie sich ihre Mitarbeiter zu Feinden machen, ist ihnen egal. Nach oben wird
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