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Mein Boss, die Memme

Mein Boss, die Memme

Titel: Mein Boss, die Memme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick D. Cowden
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fest: Hier ist Gefahr im Verzug!
    Dabei ist es allein ihr Verfolgungswahn, in dem sich die Konsequenzen ihres negativen Tuns spiegeln, der wie eine beständig warnende Stimme der Memme einflüstert: »Trau ihm nicht. Bedenke, er könnte sich an dir rächen wollen. Ekel ihn raus, untergrabe ihn, bevor er dir Schlimmes antut!«
    Hat die Memme solch einen angeblichen Herausforderer in den Reihen ihres Teams entdeckt, tritt sie umgehend in Aktion. Armeen zu dirigieren, ein Team zu spalten und gegeneinander auszuspielen, das ist für sie Chefsache.
    Es beginnt mit der Stärkung der für sie ungefährlicheren im Team. Als Mitarbeiter wundern wir uns dann: Warum lobt mich der Chef auf einmal, so toll war meine Leistung ja nun auch wieder nicht? Der Sommerurlaub genehmigt, jetzt schon?
    Auf der anderen Seite werden falsche Gerüchte gestreut. Da wird zum Beispiel dem erfolgreichsten Verkäufer auf einmal unterstellt, ein arroganter Egoist zu sein, der nichts für das Team leistet. Der vermeintliche Konkurrent wird zum Blitzableiter für alles Negative. Die Hetzjagd kann beginnen. So wie damals in meinem Fall:
    Sonnenkönig, Teil 2: unter Beschuss
    Die Meetings der deutschen Geschäftsleitung entwickelten sich immer mehr zu einem Kampfplatz. Auf der einen Seite ich, auf der Gegenseite die anderen Bereichsleiter. Und über allem thronend der neue Geschäftsführer – der merkwürdigerweise nicht eingriff. Ungerührt beobachtete und kommentierte er die Scharmützel. Manchmal spitzzüngig, manchmal schweigsam nahm er zur Kenntnis, wie man versuchte, mich zu attackieren. Von allen Seiten gab es »Friendly fire« von meinen sogenannten Kollegen. Der Geschäftsführer ließ sie gewähren. Immer klarer wurde mir: Er hatte mich zum Abschuss freigegeben.
    Eine Waffe namens Respektlosigkeit
    Ein zentraler Teil jeder Beziehung ist der gegenseitige Respekt. Eine banale Weisheit, im Arbeitsalltag aber manchmal durchaus eine Herausforderung. Sich gegenseitig offen zu kritisieren, dabei aber nicht über das Ziel hinauszuschießen, erfordert Achtung vor dem anderen. Auch ein Dank oder Lob für erbrachte Leistungen ist ein Zeichen des Respekts.
    Nicht für die Ego-Memme.
    Konkurrenten schlecht zu machen, sich an ihren Leistungen zu mästen, sie für ihre Zwecke auszusaugen und ihnen dabei jeden Respekt zu verweigern, das ist eine Standard-Strategie der Ego-Memmen.
    Sonnenkönig, Teil 3: die kleine Rache
    Mein Team erzielte an der Geschäftskundenfront exorbitant hohe Umsätze. Das war ein Grund, warum der neue Geschäftsführer bereits nach ein paar Monaten zum Vice President befördert wurde. Wir, die Bereichsleiter, waren alle anwesend, als er zur Feier des Tages eine Rede hielt. Dem Anlass entsprechend wollte er ein paar Worte verlieren. Darunter auch Worte des Dankes.
    Ich war angespannt wie selten. Bisher hatte ich von ihm schließlich kaum ein gutes Wort über meine Arbeit gehört – trotz exzellenter Zahlen und einem schon ungesunden persönlichen Einsatz. Stattdessen hatte er die Geschäftsleitung gegen mich aufgehetzt. Ich erwartete eigentlich nichts mehr von ihm. Trotzdem hoffte ich, ein bisschen, hier und jetzt.
    Der neue Vice President ließ sich Zeit. Beschrieb seinen bisherigen Werdegang. Beschrieb die Bemühungen der Consumer- und der Mittelstands-Sparte, dankte unseren ausgegliederten Serviceeinheiten in Indien und Marokko, den Vice Presidents der anderen europäischen Länder, die es ermöglicht hätten, dass er hier stehe.
    Als er zum Ende seiner Rede kam, gab es keinen Zweifel mehr. Die außergewöhnlichen Leistungen meines Teams im Großkundengeschäft, meine 80-Stunden-Wochen über ein Jahr hinweg, all das, was ihn erst zum Vice President gemacht hatte  – er würde es mit keiner Silbe würdigen.
    Erschüttert saß ich auf meinem Stuhl und fiel in ein tiefes emotionales Loch. Auch wenn ich es mir nicht eingestehen wollte: Er hatte es geschafft. Kein Dank. Keine Aufmerksamkeit. Kein Respekt. Nichts. Er hatte einen direkten, persönlichen Treffer gelandet.
    Eitle Memmen beherrschen diese Form der Erniedrigung meisterhaft: die punktgenaue Verletzung von engagierten, für sie unerträglich erfolgreichen Mitarbeitern. Ganz nebenbei, ohne großen Aufwand. Eine Nichtbeachtung im Moment des Erfolges, eine Respektlosigkeit eingeflochten in eine harmlose Bemerkung – das

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