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Mein Boss, die Memme

Mein Boss, die Memme

Titel: Mein Boss, die Memme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick D. Cowden
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rechtfertigt seine eigene Existenz – indem er zeigt, wie gut er seinen Laden unter Kontrolle hat.
    Große Bosse, die kleinere Bosse kontrollieren, die wiederum ihre Mitarbeiter kontrollieren. Wo die Kontrolle des Chefs dessen vornehmliche Daseinsberechtigung ist, treibt jede Hierarchieebene das Unternehmen immer mehr in die Selbstblockade. Wenn von oben auf Befehl und Gehorsam gesetzt wird, riskieren Führungskräfte darunter wenig bis gar nichts. Selbst wenn sie spüren, dass sie sich auflehnen müssten, unterdrücken sie ihr Bauchgefühl. Der unternehmerische Instinkt ist kein gutes Instrument des Postenerhalts. Die Angst schon eher.
    Die Paranoia greift um sich im Memmen-Biotop. Eigeninitiative, Innovation und Leidenschaft? Fehlanzeige! Viel zu gefährlich. In einer Angstkultur liegt der Fokus auf Selbstschutz statt auf Verbesserung des Unternehmens.
    Vor allem immer dann, wenn die eigene Karriere ins Stottern gerät.
    Was in jungen Jahren vielleicht aussichtsreich begann, endet für viele in der Sackgasse. Die Konkurrenz unter den Bossen ist groß. Das Gefühl, das einmal erreichte nur noch sichern zu müssen – meist tritt es hervor, wenn Manager den mittleren Lebensabschnitt erreichen. Ein festgefahrenes Leben in der Midlifecrisis, Verlustangst, verlorenge­gangene Ideale. Es gibt etliche Gründe, sich an seinem Chefsessel festzukrallen und jeder Veränderung die Stirn zu bieten.
    Der gefühlte Karrieregipfel ist die Hauptsaison des Memmentums: wenn es scheinbar nichts mehr zu gewinnen gibt – aber viel zu verlieren.
    Stillstand bis zum Ruhestand
    Viele Chefs erleben ihre eigene Karriere als einen kontinuierlichen Aufstieg. Über Jahre hinweg geht es immer weiter aufwärts – durch eigenen Einsatz oder weil die Beförderungs­wellen im Unternehmen sie automatisch nach oben spülen.
    Irgendwann aber kommt fast jede Karriere an ihre Grenzen und damit zum Erliegen. Und damit nicht selten gleich das ganze Team, wie in der Entwicklungsabteilung des folgenden Unternehmens:
    Dienst nach Vorschrift
    Â»Seit zwei Jahren arbeite ich in der Abteilung für Produktentwicklung eines großen Konsumgüterherstellers. Ich bin ehrgeizig und will etwas bewegen. Vor einem Jahr habe ich einen neuen Chef bekommen. Einen erfahrenen, freundlichen Mann, der mir bei meinen Fragen gern hilft. Und dennoch treibt er mich zur Verzweiflung.
    Als er von einer anderen Firma zu uns gewechselt ist, hatte ihm der damalige Vorstand einen Geschäftsführerposten in Aussicht gestellt. Der Posten in unserem Bereich sollte nur eine vorübergehende Lösung sein. Deshalb bekam er schon bei seinem Einstieg das Gehalt eines Geschäftsführers.
    Bald wechselte aber die Unternehmensführung. Die neue Spitze will von den alten Beförderungsplänen natürlich nichts mehr wissen. Alles, was die vorherige Geschäftsführung im Sinn hatte, kann natürlich nur falsch sein. Nun sitzt mein Chef also in dieser untergeordneten Position, die er eigentlich gar nicht angestrebt hat. Man munkelt, dass sie ihn am liebsten loswerden würden, schließlich bezieht er mehr Geld als die meisten anderen in dieser Führungsetage.
    Diese Gerüchte dringen natürlich auch zu ihm durch. Seitdem hat er diesen ängstlichen Blick. Manchmal zuckt er regelrecht zusammen, wenn jemand unerwartet sein Büro betritt. In den Meetings mit der Geschäftsführung ist er auffallend ruhig geworden und redet nur noch, wenn er gefragt wird. Als könnte jedes falsche Wort, dass er sagt, sein letztes sein. Seine Devise scheint jetzt zu lauten: Nur nicht auffallen, weder positiv noch negativ.
    Und diese Devise überträgt er auf unser gesamtes Team.
    Einige Kollegen, die eher eine ruhige Nummer schieben wollen, scheint das nicht groß zu stören. Mich dagegen schon. Wir machen immer nur genau das, was von oben verlangt wird. Nicht mehr. Eben Dienst nach Vorschrift. Wann immer ich mit einer neuen Idee komme, wiegelt er ab. Ja, das sei zwar gut, aber das wolle er der Führungsetage nicht zeigen. Ich hätte ja noch so viel Zeit und bekäme sicher noch genügend Gelegenheiten in meiner Karriere, um mich zu beweisen. Jetzt aber sollten wir nicht zu viel Wind machen.
    Innerlich könnte ich bei solchen Sätzen ausrasten! Die ganze Abteilung muss stillhalten, damit er nicht ins Fadenkreuz gerät!
    Zuerst nahm ich es persönlich. Bis ich kapierte, warum er sich

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