Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein Boss, die Memme

Mein Boss, die Memme

Titel: Mein Boss, die Memme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick D. Cowden
Vom Netzwerk:
zögerlich. Es schien, als warte er darauf, wie wir Teamleiter damit umgehen würden.
    Bei ihrem ersten enthusiastischen Auftritt hatten wir uns noch zurückgehalten. Beim nächsten Mal rückten wir die Verhältnisse wieder gerade. Indem wir sie da angriffen, wo sie bei weitem noch nicht so weit war, wie sie als Teamleiterin sein sollte: bei den Zahlen.
    Kaum trat die Neue wieder voller Eifer an, uns die Vorzüge ihres neuen Modells zu preisen, da unterbrach sie einer meiner Kollegen und erkundigte sich, wie viel Umsatz sie sich konkret davon verspräche. Tatsächlich begann sie unsicher zu werden, stammelte etwas, ohne Genaueres sagen zu können. Darauf hatte unsere Crew nur gewartet: Jetzt hatten wir sie am Wickel. Wir wollten Prognosen, auf die Kommastelle genau. Das gehörte zu unserem Job, so lief es in unserem Unternehmen. Wer seine Ziele nicht quantifizieren kann, der hat keine. Bei uns zählten die Zahlen, nicht irgendwelche hübschen Wolkenschlösser.
    Das ging in den nächsten Wochen so weiter. Wenn sie die angestrebten Umsatzzahlen für die nächste Woche durchgab, kam sie unter Feuer. Wir mäkelten daran rum, wo wir konnten, stimmten die Zahlen doch hinten und vorne nicht. Für neue Ideen hatte sie nun keine Zeit mehr – die Flausen hatten wir ihr ausgetrieben. «
    Joachim K., Teamleiter Vertrieb
    Erfahrung ist eine schöne Sache. Man kann sich ihrer bedienen, um ein Produkt richtig gut zu machen, um souverän aufzutreten und von anderen Respekt zu bekommen, um seine Kollegen dabei zu unterstützen, besser zu werden.
    Auf Erfahrungen kann man sich allerdings auch ausruhen. Wenn man glaubt, nach Jahren des Auf und Ab, nachdem man viele Herausforderungen gemeistert hat, irgendwann zu 100 Prozent zu wissen, wie eine Sache zu laufen hat. Als gäbe es ein Maß an Wissen und Erfahrung, dass man nur erreichen muss – und dann stünde die Zeit für immer still, und alles Neue sei nur noch eine Wiederholung des Altbekannten.
    Doch was, wenn das Neue unüberhörbar darauf pocht, wahrgenommen zu werden? Was, wenn es wirklich etwas verbessern würde?
    Zu viele Führungskräfte fürchten durch die Kreativität und den Ehrgeiz gerade junger Kollegen eine Entwertung ihrer eigenen Kompetenz. Und damit eine Gefahr für die eigene Position. Als setzte deren Erhalt die uneingeschränkte Anerkennung des eigenen Erfahrungsschatzes von allen voraus, die später gekommen sind. Wer diese Erfahrung, gewollt oder ungewollt, durch seine neuen Ideen in Frage stellt, sägt damit in den Augen vieler Führungskräfte an den Beinen ihres Chefsessels.
    Wieder so eine Situation, in der bei den paranoiden Memmen alle Alarmglocken schrillen: Der will mir an den Kragen! Womöglich kommt er noch durch damit!
    Für die Abwehr der scheinbaren Gefahr sind sie gut gerüstet. Kann Erfahrung doch auch eine Waffe sein. Denn so bestechend eine neue Idee ist – im Vergleich zum Altbekannten ist sie immer unvollkommen, solange sie nicht zu Ende gedacht ist. Erfahrung geht oft einher mit einem hohen Grad an Perfektion. Nichts ist besser ausgekundschaftet als der allseits bekannte Weg. Die Forderung nach sofortiger Perfektion aber ist der größte Feind der Kreativität. Weil eine neue Idee erst gedeihen muss. Weil sie Anerkennung braucht, um wachsen zu können. Erfahrung kann dieser Wachstumshelfer sein.
    Doch für zu viele Führungskräfte besteht die vorrangige Chef-Aufgabe darin, alles, was den angenehmen und vor allem ungefährlichen Status Quo ins Wanken bringen könnte, abzuwehren. Seien es neue Ideen und ihre Verkünder. Oder Mitarbeiter, die sich anmaßen, in den erlauchten Kreis der Macher aufgenommen werden zu wollen. Als ich als junger Mitarbeiter einmal an diese Tür klopfte, wurde sie mir mit Schwung ins Gesicht geschlagen:
    Du kommst hier nicht hoch
    Als ich zum ersten Mal in meiner Karriere die Forderung nach einer Führungsposition stellte, hatte ich mehrere Verkaufsrekorde in unserem Unternehmen aufgestellt. In einem Jahr hatte ich an Großkunden Speicher im Wert von etwa 35 Millionen DM verkauft. Dabei hatte ich bereits Mitarbeiter geführt: all die Techniker, Service-Mitarbeiter, Berater, die ich brauchte, um große Kunden zu gewinnen und zu betreuen. Ich führte, indem ich jeden meiner Kollegen immer wieder aufs Neue von einem Projekt und unserem Vorgehen überzeugte.
    Als ich meinem

Weitere Kostenlose Bücher