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Mein Boss, die Memme

Mein Boss, die Memme

Titel: Mein Boss, die Memme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick D. Cowden
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Macho-Memme ein Garant für Mehrarbeit und Frustration. Und für Kunden, ein Grund sich zu verabschieden – wenn die Mitarbeiter seine Fehler nicht ausbügeln können oder wollen.
    Wie so oft spiegelt auch in diesem Fall das Verhalten des Chefs die firmeninternen Verhältnisse. Verhältnisse, in denen für eine falsche Management-Entscheidung nicht oben Köpfe rollen, sondern meist ganz unten. Wo Erfolge von den Chefs verbucht werden und Niederlagen immer auf andere oder die Umstände abgewälzt werden. Wo nur die Zahlen stimmen müssen. Und Führungskräfte nicht die Bereitschaft und Kraft aufbringen, sich auf eine echte und ehrliche Beziehung mit ihren Mitarbeitern einzulassen.
    Kopf einziehen: Wenn die Zentrale angreift
    Als ich Ihnen von den »Sklaven des Misstrauens« im allmächtigen System des Memmen-Biotops berichtet habe, bin ich auch darauf eingegangen, auf welche Weise Firmenzentralen in die Arbeit der Niederlassungen eingreifen. Etwa, wenn ein neues System zur Angebotserstellung entwickelt wird, das allen Filialen als verbindlich vorgegebenen wird – und die Arbeit vor Ort ungemein erschweren kann.
    Für die Führungskräfte in den Firmenfilialen ist so eine Situation aber auch eine Gelegenheit, Farbe zu bekennen und für die Interessen ihrer Teams einzutreten. Eben Chef zu sein. Doch aus Erfahrung weiß ich, dass man weder als Mitarbeiter noch als Chef auf die Courage und Unterstützung durch die betroffenen Führungskräfte zählen darf:
    Das neue Angebotssystem
    Kaum war die neue Software zur Erstellung der Angebote in­stalliert, wurde klar, dass diese unsere Arbeit regelrecht sabotierte. Das neue Formular konterkarierte durch seine vorgegebenen Standards die Interessen unserer Kunden. Bei einer Krisensitzung mit meinen Mitarbeitern hielt ich mit meiner Meinung nicht hinterm Berg. Ich stellte klar: Es geht um uns und unser Geschäft. Wir würden sofort alle Schwachstellen recherchieren und sie der Zentrale mitteilen. Und zwar schonungslos.
    Am selben Tag besprach ich mich mit den Geschäftsführern der anderen europäischen Länder. Auch sie waren stinksauer. Als ich einen Tag später eine gemeinsame Mail an die Zentrale abschicken wollte, nahm ich an, dass meine europäischen Kollegen sich mir anschließen würden. Aber Fehlanzeige. Das war ihnen zu heikel!
    Ich tat es allein. Meine Mitarbeiter wies ich an, im Interesse des Unternehmens die neuen Vorgaben zu ignorieren und bei Angebotsabgaben auf gewohnte Weise vorzugehen: »Screw it! Do it the old way.«
    Die Reaktion meiner europäischen Kollegen zeigt: Während normale Mitarbeiter ihren Unmut über die Zumutungen der Zentrale untereinander offen kundtun können, befinden sich die betroffenen Führungskräfte in einer Zwickmühle. Eigentlich müssten sie in ihrer Funktion die von der Zentrale beschlossene Maßnahme im Sinne der Führung umsetzen und dafür bei ihren Mitarbeitern werben. Eine undankbare Aufgabe, aber eben die Aufgabe eines Managers.
    Die Mitarbeiter, die ihre Abteilungen am Laufen halten, erwarten jetzt aber etwas anderes.
    Zunächst einmal ein offenes Ohr, wenn sie zu ihrem Chef rennen und ihre ganze Empörung über die offenkundige Ignoranz der Firmenbosse gegenüber ihrem täglichen Tun bei ihm abladen. Da man sich als Team versteht, erwarten die Mitarbeiter, dass die Führungskraft diese Empörung teilt.
    Führungskräfte sollten ihren Mitarbeitern ihre ehrliche Meinung mitteilen. Auch wenn Sie die ganze Unternehmensleitung verfluchen müssen, sollten sie damit nicht hinterm Berg halten, sondern Gesicht zeigen. Und es wagen, die richtigen Schlüsse zu ziehen – im Sinne ihrer Mitarbeiter und ihrer Kunden.
    Als Mitarbeiter erwarten wir, dass unser Chef sichtbar Po sition bezieht. In diesem Fall bedeutet das: Es ist der Job des Vorgesetzten, der Zentrale klar und deutlich mitzuteilen, was an den Außenstellen des Imperiums schief läuft. Dass man uns die falschen Werk zeuge geliefert hat, dass die Instrumente nicht zur Aufgabe passen, dass die Stra ­tegie kontraproduktiv ist. Eine Aufgabe, die es in sich hat, aber elementares Führungsverhalten darstellt.
    Für mich ist die Sache eindeutig: Die Einmischung der Zentrale in die inneren Angelegenheiten meiner Mannschaft ist eine hervorragende Gelegenheit, meiner wichtigsten Aufgabe als Chef nachzukommen. Nämlich für die Sache

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