Mein Boss, die Memme
in eine kritische Phase einzutreten, dann muss Tacheles geredet werden. Mir liegen die Worte dann immer auf der Zunge, aber damit würde ich natürlich meinen eigenen Boss bloÃstellen. «
Friedrich M., Consultant
Wer innerhalb des Unternehmens nicht die Führung übernimmt, der tut es auch nicht nach auÃen: Kuschel-Chefs, die gegenüber ihren Mitarbeitern ihre Standpunkte und Erwartungen nicht klar benennen und durchsetzen können, die ihrem Gegenüber alles Recht machen wollen, drücken sich auch gegenüber Kunden davor, die eigenen Ansichten deutlich vernehmbar zu äuÃern und gegebenenfalls zu verteidigen. Die Angst vor persönlicher Ablehnung, die Scheu vor Konflikten stellt die Beziehung zu Kunden auf wackelige Beine.
Wer als Chef im Kundenkontakt nicht selbstsicher auftritt, strahlt keine Kompetenz aus. Und wenn das Vertrauen in die Kompetenz schwindet, übernimmt irgendwann der Kunde das Kommando.
Aber es muss nicht immer die übervorsichtige, fast ängstliche Haltung einer Führungskraft sein, die das Verhältnis zu Kunden aus dem Gleichgewicht bringt. Auch das Gegenteil kann der Fall sein.
Wenn Chefs offen darauf spekulieren, dass die Nachteile schlecht und hastig ausgehandelter Verträge durch die Leistungen der Mitarbeiter wieder ausgeglichen werden und sie selbst am Ende davon umso mehr profitieren. Es sind egoistische Memmen, die für einen ordentlichen Bonus bereitwillig ihre Mitarbeiter opfern.
Die Ego-Shooter treiben es auch da gern noch ein Stück weiter als andere. Denn sie stellen nicht nur ihre Mannschaft generell als unfähig hin, sondern auch ihre Kunden. Ein Paradebeispiel aus der Logistikbranche erzählte mir diese entnervte Planerin:
Recht behalten um jeden Preis
»In unserem Team war keiner zu 100 Prozent von dem Konzept überzeugt, mit dem wir bei unserem Kunden antraten. Keiner auÃer unserem Chef jedenfalls. Es war ja auch auf seinem Mist gewachsen. Unsere Verbesserungsvorschläge hatte er wie immer groÃspurig abgelehnt. Er weià ja immer alles am besten. Doch der Kunde sah das anders.
Nach unserer Präsentation hielt sich dessen Begeisterung in Grenzen. Nein, man sei damit noch nicht ganz zufrieden. In dem Moment merkte ich schon, dass unserem cholerischen Chef gleich der Hut hochgehen würde. SchlieÃlich wollte er auch uns beweisen, dass seine Kompetenz unantastbar sei.
In spitzem Ton fragte er nach, woran es denn liege. Unsere Ansprechpartner nannten ihre Einwände, und in meinen Ohren klangen die alle sehr nachvollziehbar. Nicht aber für unseren Boss.
Ungeduldig hörte er zu, und ich ahnte schon, was kommen würde. In gereiztem Ton, als würde er mit einer Schar Kinder reden, belehrte er die anwesenden Experten. Meinen Kollegen und mir war es sichtlich peinlich. Doch unser Chef lief zur Hoch Âform auf. Als sich die Kunden immer noch unwillig zeigten, wurde er trotzig. Manchen Leuten könne man eben nicht alles erklären.
»Lassen Sie uns einfach mal machen, dann wird alles gut«, meinte er nur.
Als der Kunde ruhig aber bestimmt darauf hinwies, dass sie einen alternativen Vorschlag von uns erwarteten, winkte er ab. Stand auf und antwortete nur: »Wir gehen.« Der Kunde war empört.
Die Schuld für das Desaster gab unser Boss dem beratungsresistenten Kunden und plötzlich auch noch mir, weil ich die Präsentation nicht richtig vorbereitet hätte. Dass es für uns nach diesem Auftritt später überhaupt nur weiterging, weil ich den Kunden dazu überreden konnte, sah er allerdings nicht.
Als wir am Ende dadurch auch das nächste Projekt eintüteten, heftete er sich vor der Geschäftsleitung diesen Erfolg glatt ans Âeigene Revers. Dabei blieb uns der Kunde nicht wegen, sondern trotz unseres Bosses treu. Wäre es schief gegangen, dann hätte er sicherlich mich oder ein anderes Teammitglied als Schuldigen oben angeschwärzt. «
Margrit I., Logistikplanerin
Ein Choleriker, der keine Ablehnung erträgt und schon gar nicht das Hinterfragen seiner überragenden Kompetenzen, von denen sein ansonsten fragiles Selbstbewusstsein abhängig ist. Genauso, wie diese Art von Chef auf der Karriereleiter nach oben flieht, um sicherzugehen, dass seine Kollegen unter ihm Platz nehmen müssen, rennt er bei Kunden mit aller Macht nach vorn und gern auch mal gegen die Wand. Hauptsache, um keinen Preis klein beigeben. Für seine Mitarbeiter ist so eine
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