Mein digitales Ich
dass ich in dieser Zeit bergauf gegangen bin. Die Farben in der Grafik stehen übrigens für die Intensität der Aktivität. Blau ist niedrig, gelb bedeutet mittel und rot steht für hohe Aktivität. Am meisten Kalorien habe ich zwischen 14:20 Uhr und 14:25 Uhr verbrannt. Schätzungsweise 44 Kilokalorien hat mein Körper in diesem Intervall in Bewegungsenergie verwandelt.
Abbildung: Verbrannte Kalorien am 25. 12. 2012
Am Ende des Tages kamen insgesamt 11 054 Schritte und acht Stockwerke zusammen, die von der Software des Schrittzählers in 8,15 Kilometer zurückgelegte Distanz übersetzt wurden. Dabei habe ich angeblich 2749 Kalorien verbrannt. Natürlich sind diese Zahlen nur Näherungswerte. Nicht jeder Schritt wird akkurat erfasst, und nicht jede Körperbewegung kann als Schritt definiert werden. Beim Fahrradfahren werden beispielsweise ganz andere Bewegungen ausgeführt als beim Gehen. Und die Schrittlänge, die das Programm aufgrund meiner Körpergröße »schätzt«, kann nicht als Garant für eine genaue Messung der zurückgelegten Distanz gelten. Trotzdem: Im Tagesdurchschnitt betrachtet, dürften die Werte annähernd korrekt sein und zumindest eine Tendenz abbilden, auf die man sich durchaus verlassen kann.
Abbildung: Zusammenfassung der Tagesaktivität am 25. 12. 2012 (ohne Schlaf)
Nach dieser detaillierten Schilderung der Einzeldaten könnte man meinen, dass ich eigentlich ganz gut dastehe. Diese Ansicht widerlegt sich allerdings von selbst, sobald man die Aktivität im Tageskontext betrachtet. »Sehr aktiv« war ich nicht einmal zwei Prozent des Tages, was gerade einmal 23 Minuten sind. Addiert man alle Aktivitäten, komme ich nur auf vier Stunden und 26 Minuten, in denen ich mich überhaupt bewegt habe. An anderen Tagen liegt dieser Wert bei gerade einmal zwei Stunden. Wie bereits erwähnt, war der 25. Dezember einer der aktiveren Tage des Monats Dezember. Zieht man die ungewöhnlich lange Schlafzeit von etwa elf Stunden ab, bleiben immer noch neun Stunden, in denen ich mich kein einziges Mal bewegt habe. Als Zwischenfazit lässt sich also festhalten, dass meine Aktivität durchaus ausbaufähig ist. Um das zu schaffen, haben sich die Macher der Quantified-Self-Geräte interessante Konzepte einfallen lassen.
Motivierende Feedbackschleifen
Das wichtigste Element der digitalen Selbstvermessung, abgesehen von der Messung an sich, ist das unmittelbare Feedback, das der Schrittzähler mir gibt. Ich kann den Clip jederzeit aus meiner Hosentasche holen und einen schnellen Blick auf bisher Geleistetes richten. Nach dem täglichen Weg zur U-Bahn sind morgens schon mal locker 1000 Schritte gemacht, und die Aktivitätsanzeige, die auf dem Schrittzähler als grafisch animierte Blume illustriert ist, schnellt nach oben. Je mehr Blätter die Blume hat, desto besser. Ich bekomme bereits nach wenigen Schritten das Feedback, dass ich gut, also aktiv unterwegs bin. Besonders in den ersten Tagen und Wochen habe ich sehr häufig auf meinen Zwischenstand geblickt. Je mehr Blätter die Aktivitäts-Blume hatte und je mehr Schritte auf dem Display erschienen, desto besser fühlte ich mich. Ich bin noch heute überrascht, wie einfach ich dadurch motiviert wurde, eher ein paar Schritte zu Fuß zu gehen, als mit dem Bus oder der Bahn zu fahren. Auch das Treppensteigen wird damit zur spielerischen Herausforderung und ist nicht länger ein lästiges Hindernis.
Der kleine Plastik-Clip in meiner Hosentasche erinnert michständig daran zu laufen. Er appelliert an den inneren Spieltrieb. Diese spielerischen Elemente der Motivation sind in vielen Produkten und Diensten rund um Quantified Self zu finden. Mein Dienst »belohnt« mich beispielsweise, wenn ich es schaffe, am Tag 5000 oder 10 000 Schritte zu gehen. Für jede erreichte Etappe werden mir virtuelle »Abzeichen« verliehen, die in meinem Online-Profil wie eine Medaillensammlung präsentiert werden. Genau hier kommt auch das Netzwerk ins Spiel: Mittlerweile kann ich diejenigen verstehen, die ihre persönlichen Aktivitätsdaten innerhalb der Community teilen, denn der spielerische Wettkampf um mehr Punkte und Abzeichen motiviert zusätzlich.
Für ein paar Wochen habe ich meine Daten mit meiner Freundin geteilt, die sich in der Zwischenzeit ebenfalls einen digitalen Schrittzähler besorgt hat. Ich war erstaunt, dass meine Motivation tatsächlich zunimmt, wenn ich sehen kann, dass mein digitaler Fitness-Partner bereits mehr Schritte zurückgelegt hat als ich selbst. Wir wohnen
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