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Mein digitales Ich

Mein digitales Ich

Titel: Mein digitales Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ariane Christian u Greiner Grasse
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drei U-Bahn-Stationen voneinander entfernt. Während ich früher regelmäßig mit der Bahn zu ihr fuhr, bin ich nun fast nur noch zu Fuß unterwegs. Alles, was ich innerhalb von 20 Minuten zu Fuß erreichen kann, versuche ich auch tatsächlich zu gehen. Das bringt mich erstens meinem täglichen 10 000-Schritte-Ziel näher, und zweitens kann ich gegenüber dem engagierteren Schrittkontingent meiner Freundin aufholen. Bei dem Gedanken, meine Daten innerhalb der Online-Community öffentlich mit Fremden zu teilen, beschleicht mich aber auch heute noch ein unangenehmes Gefühl. Denn selbst zwischen zwei Personen kann das Teilen der eigenen Daten kompliziert werden. Setzt man sich zum Beispiel gemeinsam das Ziel, täglich 10 000 Schritte zu gehen oder fünf Kilometer zu joggen, kann sich das Gefühl von Motivation auch schnell in Druck verwandeln, da einer vorlegen kann und der andere sich »gezwungen« fühlt nachzuziehen.
Persönliche Bilanz
    Nach etwa drei Monaten ist die anfängliche Euphorie verschwunden. Bereits nach drei Tagen habe ich es aufgegeben, die verspeisten Lebensmittel aufzuzeichnen. Die Ernährungsdatenbank meiner App führt (bisher) nur englischsprachige Nahrungsmittel, was zu Missverständnissen und Fehleingaben führt. Zudem ist es alles andere als bequem, jede Scheibe Toast und jedes Gramm Marmelade per Handy-App festzuhalten. Die digitale Waage habe ich tatsächlich in meinen Alltag integrieren können. Sie hilft mir dabei, mein Körpergewicht kurz-, mittel- und langfristig im Blick zu haben. Vor allem die Archiv-Funktion bietet einen echten Mehrwert gegenüber einer normalen Waage, da sie via Online-Portal oder Smartphone-App den Verlauf und die Entwicklung meines Gewichts sichtbar macht und auf Tendenzen hinweist. Das gefällt mir sehr gut. Auch der digitale Schrittzähler ist zu meinem ständigen Begleiter geworden. Zwar schaue ich heute nur noch ein- bis zweimal auf das Display, insgesamt hat sich meine Aktivität aber durchaus erhöht. Ich nehme grundsätzlich die Treppe, statt mit dem Aufzug zu fahren – vorausgesetzt, ich bin nicht spät dran und habe es nicht eilig. Ich verzichte, wenn möglich, sogar bewusst auf Rolltreppen, was ich vorher nie getan habe. Wenn es die Zeitzulässt, habe ich es mir angewöhnt oder zumindest fest vorgenommen, Strecken bis zu 20 Gehminuten grundsätzlich zu laufen. Das funktioniert mal besser, mal schlechter. Grundsätzlich kann ich durchaus feststellen, dass dieser kleine digitale Begleiter mein Verhalten verändert hat und mir dabei hilft, mit alten Routinen zu brechen und neue zu erschaffen.
    Körpergewicht habe ich bisher allerdings nicht verloren, und ob sich meine Gesundheit verbessert hat, ist ebenfalls unklar. Ich habe mich vorher ja nicht ungesund gefühlt. Grundsätzlich kann ich mir aber gut vorstellen, dass sich die gleichen Mechanismen, die ich hier kennengelernt habe – die Bestandsaufnahme, die Reflektion und die durch regelmäßiges Feedback entstehende Motivation –, dazu nutzen lassen, um eine medizinische Therapie oder Behandlung positiv zu begleiten und dadurch zu unterstützen. Denn in vielen Fällen einer Behandlung geht es darum, das eigene Verhalten zu verändern, etwa mehr Sport zu treiben, gesünder zu essen usw. Um diese Ziele zu erreichen, kann das digitale Vermessen des eigenen Körpers und Verhaltens sehr hilfreich sein.

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    http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/39693/Die-Qual-der-Zahl
    Autor Christoph Koch hat im Süddeutsche Zeitung Magazin seine persönlichen Erfahrungen mit der Selbstvermessung notiert: »Die Qual der Zahl«.

6 . Selbstvermessung als Medizin der Zukunft?
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Wenn Zahlen heilen
    Dan Horn aus Portland ist überzeugt, dass Daten heilen können. Anfang des Jahres 2012 wurde bei ihm Diabetes mellitus Typ 2 diagnostiziert, eine chronische Stoffwechselkrankheit, die zu einem erhöhten Blutzuckerspiegel führt. Das körpereigene Insulin reicht dann nicht mehr aus, um den Zucker in verwertbare Energie umzuwandeln. In westlichen Industrieländern ist Diabetes 2 als sogenannte Volkskrankheit weit verbreitet. Die Neigung dazu ist zwar genetisch bedingt, aber in den meisten Fällen sind Übergewicht und Bewegungsmangel daran schuld, dass die Krankheit entsteht. Dan sagt, die Diagnose sei für ihn keine allzu große Überraschung gewesen. Er wusste schon lange, dass er Übergewicht hatte, und war auch schon von verschiedenen Ärzten gewarnt worden, dass er sich in einem Diabetes-Vorstadium befinde. Nun war

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