Mein Ex, der Schneesturm und ich
ändern. Wenn du den Abschied künstlich in die Länge ziehst, machst du es ihr nur noch schwerer.“
Dann machte seine Schwester sich also keine Gedanken um ihn, sondern nur um Delaney. „Ich habe niemals behauptet, ich würde auf Dauer bleiben.“
„Du und Delaney, ihr seid beide solche Starrköpfe, aber das wird euch nichts weiter einbringen als einsame Nächte.“
„Du findest also auch, dass sie dickköpfig ist?“
„Sicher, aber hast du vielleicht überhört, dass ich gesagt habe, ihr seid beide Dickschädel?“
„Ich will nicht darüber reden.“
Sie funkelte ihn böse über den Kopf des Säuglings hinweg an. „War ja klar. Du weihst nie andere darin ein, was in deinem Leben vorgeht, sondern schreibst einen Zettel und verschwindest.“
Brody stöhnte und rieb sich das Gesicht. Sie hatten schon unzählige Male am Telefon durchgekaut, was Sandy von seiner Flucht damals hielt. Wenn sie sauer wurde, teilte sie kräftig aus.
„Wenn es etwas bringen würde, wäre ich durchaus bereit zu reden.“
Sandys Handy klingelte. Sie angelte es unter ihrer Hüfte hervor. Anfangs hatte sie es nur ab und zu eingeschaltet, weil sie ihr Ladegerät zu Hause vergessen hatte, doch inzwischen hatte sich ein Bekannter gefunden, der dasselbe Model besaß und so konnte sie es regelmäßig aufladen lassen. Es klang, als wäre Mike am anderen Ende. Brody blendete Sandys Stimme aus und konzentrierte sich auf Noah, damit er nicht wieder die Halle nach Delaney scannte. Auch wenn es ihm das Herz brach, hatte er seinen Stolz. Er sah nicht ein, einer Frau nachzuweinen, die nicht mal für ihn nach Connecticut ziehen wollte.
Na gut, ihr das vorzuwerfen, war nicht ganz fair, denn zwischen ihnen beiden bestand ein bedeutender Unterschied. Er selbst lebte in einer Wohnung, die ihm nicht viel bedeutete, in einer Stadt, an die er sich emotional nicht gebunden fühlte. Delaney dagegen liebte Tucker’s Point nicht nur, sondern identifizierte sich auch stark mit ihrer Heimatstadt und deren Bewohnern.
Sandy beendete das Telefongespräch. „Mike war in unserem Haus und dem unserer Eltern. Wir haben wieder Strom und Gas. Ich kann also nach Hause und Mom und Dad auch.“
Das waren die magischen Worte, sein Freibrief, Tucker’s Point zu verlassen. Er musste nur noch seine Verwandten nach Hause bringen und dann konnte er mit dem Mietwagen zum Flughafen entschwinden.
„Aber es dürfte eine Weile dauern, die Häuser wieder aufzuheizen“, hörte er sich selbst einwenden. „Und sämtliche Rohre müssen ebenfalls überprüft werden.“
„Er meinte, die Rohre wären einwandfrei und keine der Leitung hätte Schäden. Aus allen Wasserhähnen sprudelte es.“
Brody zermarterte sich den Kopf nach weiteren Vorwänden, die gegen seinen sofortigen Aufbruch sprachen – was vollkommener Blödsinn war, denn schließlich hatte er, seit er das Ortsschild vonTucker’s Point passiert hatte, nichts dringender gewollt, als wieder fortzukommen. „Die Straßen dürften sich noch in ziemlich schlechtem Zustand befinden.“
„Wenn tatsächlich noch Gefahr bestünde, würde Mike niemals erlauben, dass du mich nach Hause fährst. Er würde uns sogar selbst fahren, aber die Einsatztrupps wollen so schnell wie möglich auch die Nebenstraßen räumen, damit alle wieder nach Hause können.“
Dann war es also vorbei. Er konnte gehen. Er musste nur noch seiner Familie helfen, ihre Sachen zu packen und sie zu Hause absetzen, dann konnte er zum Flughafen aufbrechen. Vielleicht würde er auch mit dem Auto nach Connecticut zurückfahren, damit er wieder einen klaren Kopf bekam. Er war mit seiner Arbeit bereits soweit ins Hintertreffen geraten, dass ein paar Stunden auch keinen Unterschied mehr machten.
Aber er musste sich von Delaney verabschieden, seinen Mann stehen und ihr dabei in die Augen sehen, auch wenn er wusste, dass es schlimm werden würde, viel schlimmer als damals, als er ihr den Abschiedsbrief geschrieben hatte.
8. KAPITEL
Delaney wusste, was jetzt kam. Sie hatte beobachtet, wie Sandy telefonierte. Kurz darauf hatten sie und ihre Eltern begonnen zu packen. Brody ebenfalls. In ihren Häusern gab es wieder Strom. Sie würden bald gehen.
Jedes Mal, wenn er mit Taschen bepackt zum Mietwagen hinausging, verkrampfte sich ihr Magen. Ob er wohl noch einmal versuchen würde, mit ihr zu reden? Seit dem katastrophalen Gespräch im Schnee hatte sie es erfolgreich vermieden, mit ihm alleine zu sein. Gut möglich, dass er einfach zur Tür hinausmarschierte
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