Mein Ex, seine Familie, die Wildnis und ich (German Edition)
eigentlich für ein Auto gereicht hätte. Als die Pizzen serviert wurden, scheuchten Joe und Keri die Jungs an den Tisch und verteilten die Stücke.
„Auf meiner ist keine Peperoni.“
„Ihhh, bei mir liegt ein Stück Pilz drauf!“
„Du sollst pusten und nicht draufspucken.“
„Danny hat mehr Käse als ich.“
„Ihhh, guck mal.“
„Alter. Das ist voll eklig.“
Als Keri endlich in ihr erstes Stück Pizza biss, fragte sie sich ernsthaft, wie Lisa das den ganzen Tag aushielt, ohne verrückt zu werden. Nur zwei von den Jungs hätten Keri schon in den Wahnsinn getrieben. Und Joe war keine große Hilfe dabei, die wild gewordene Bande unter Kontrolle zu bringen. Von Keris wild gewordenen Hormonen ganz zu schweigen.
Immer wieder schaute er sie an, zwinkerte ihr fröhlich zu, entschuldigte sich wortlos oder sendete ihr ganz andere Nachrichten, wenn die Jungs nicht hinsahen. Auch die schärfste Pizzasoße hätte kein solches Feuer in ihr entfachen können wie Joe.
Wäre es so wie jetzt geworden, wenn sie nicht gegangen wäre? Hätten Joe und sie so wie jetzt beim Essen schlechte Witze gemacht, während sein Blick ihr ein ganz besonderes Dessert versprach? Liebe, Gelächter und einen ganzen Haufen mit Pizzasoße verschmierter Jeans in der Wäsche?
Oder hätte sie es gehasst, jeden Tag den schmutzigen Boden wischen zu müssen und den Kindern beizubringen, ordentlich aufs Töpfchen zu gehen? Hätte sie irgendwann die ganze Situation – und ihn – nicht mehr ausstehen können? Hätte ihre Ehe es überstanden, dass er so berühmt war? Dass sein Name auf den Bestsellerlisten stand und ihrer nur auf den Stromrechnungen?
„Bin gleich wieder da.“ Joe stand auf.
„Was? Wo gehst du hin?“ Und warum nahm er die Kinder nicht mit?
Er lachte. „Ich bin gleich wieder da. Versprochen.“
Er hatte sie schon einmal mit den Kindern alleine gelassen – und was war passiert? Ihr Buch war zerstört worden. Sie wusste nichts über Kinder. Sie kannte niemanden, der Kinder hatte. Oder wenn, dann kümmerten sich Au-pairs oder illegale Kindermädchen um die lieben Kleinen.
„Wahrscheinlich will er seine E-Mails lesen oder seinen Agenten anrufen“, meinte Danny.
„Aus einer Telefonzelle?“
„Von seinem Handy.“
„Aber er hat gesagt, dass es hier keinen Empfang gibt.“
Der verdammte Lügner.
Brian lachte. „Wenn du hinter die Pizzeria gehst und dich auf den Picknicktisch direkt neben dem Mülleimer stellst und dich nach Osten drehst, dann kriegst du bei gutem Wetter zwei Balken.“
Das wäre gut zu wissen gewesen. Leider hatte sie ihr Handy jedoch bei ihren Eltern lassen müssen. Am liebsten hätte sie nachgeschaut, wie Joe sich auf dem Picknicktisch verbog, um Empfang zu bekommen. Und sie hätte ihn jetzt auch gern angebettelt, ihr sein Mobiltelefon zu leihen. Doch sie konnte es nicht riskieren, die Kinder alleine zu lassen. Bis jetzt waren sie immerhin einigermaßen artig gewesen, aber Gott allein wusste, was sie ohne Aufsicht alles anstellen würden.
Auf einmal lehnte Bobby sich zu ihr hinüber, schaute sie an und fragte: „Wer ist besser, Wolverine oder der Hulk?“
Die anderen drei wurden still, und Keri hatte den Eindruck, dass Comicfiguren auf der Liste der wichtigen Fragen ganz oben standen. „Wonder Woman“, antwortete sie.
Die Jungs reagierten, als hätte Keri eine Stinkbombe fallen gelassen. Augenrollen. Stöhnen. Lautes Würgen.
„Du solltest echt mit Onkel Kevin ausgehen“, sagte Bobby.
Es dauerte einen Moment, bis ihr klar wurde, dass er Kevin gesagt hatte und nicht Joe. „Warum das denn?“, wollte sie wissen.
„Er weiß eine Menge über Wonder Woman“, erklärte Joey. „Er sagt, dass Mädchen das mögen. Wenn du Wonder Woman cool findest, dann gehen sie mit dir aus.“
Keri musste lachen.
In dem Moment kam Joe zurück und setzte sich. „Worüber lachst du?“
Bobby klatschte in die Hände. „Keri geht mit Onkel Kevin aus!“
Joe schien das gar nicht komisch zu finden.
7. KAPITEL
T erry hatte ein ungutes Gefühl. Vom Campingplatz aus beobachtete sie, wie Mike und Kevin alleine mit den Quads wegfuhren.
Normalerweise lief es anders ab, wenn jemand die Jungs mit in die Stadt nahm: Dann vergingen keine fünf Minuten, und Mike und Lisa machten sich aus dem Staub, um Zeit für sich alleine zu haben. Aber diesmal saß Lisa alleine unter dem Vorzelt, und ihr Mann fuhr mit seinem Bruder weg. Nicht gut.
Stephanie schwamm glücklich und ohne ihre Cousins im Pool, während ihre
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