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Mein feuriges Herz

Mein feuriges Herz

Titel: Mein feuriges Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kat
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ihr.“
    Er holte einen Beutel aus der Innentasche seines Mantels und zählte zwanzig Goldmünzen in ihre schmutzige Hand. „Wie heißt das Kind?“
    „Jonathan. Mehr weiß ich nicht.“
    Gray zog seinen Mantel aus, und Corrie wickelte das Baby darin ein.
    „Sie haben meine Karte“, sagte er. „Wenn Sie uns weitere Auskünfte geben können, bezahle ich Sie dafür.“
    Er legte den Arm um Corries Mitte, und sie war froh, dem Schreckenshaus entfliehen zu können. Als die Kutsche sich in Bewegung setzte, begann das Baby wieder zu jammern.
    „Es hat Hunger und muss gestillt werden“, erklärte Corrie.
    „Ich habe bereits eine Amme für Charles’ Sohn ausfindig gemacht, eine Mrs. Lawsen. Sobald wir zu Hause sind, schicke ich einen Diener los, um sie zu holen. Und ich lasse einen Arzt kommen.“
    Dankbar sah Corrie ihn an. „Ich werde nie vergessen, was du heute für mich getan hast, Gray.“
    Er strich ihr sanft über die Wange. „Das Kind ist sehr krank. Du darfst dir keine allzu großen Hoffnungen machen.“
    Sie nickte matt. Das arme Kind war völlig abgemagert, sogar zu schwach, um zu weinen. Corrie schickte ein Stoßgebet zum Himmel und flehte, dass der Kleine überleben möge.
    „Und bitte, lieber Gott, steh uns bei, dass wir den kleinen Joshua Michael finden“, flüsterte sie. „Lass uns nicht zu spät kommen.“
    Am nächsten Morgen war das Baby tot. Es war zu schwach und unternährt und starb still im Schlaf. Wenigstens hatte es in seinen letzten Stunden gesättigt, warm und trocken gelegen und musste nicht mehr leiden.
    Corrie weinte bitterlich um das verwaiste Kind und all die anderen unglückseligen Säuglinge, die an diesen furchtbaren Orten des Grauens dahinsiechten. Gray versprach, eine Stiftung einzurichten, um alleinstehende Mütter zu unterstützen, ihre Kinder selbst zu betreuen.
    Es war nur ein schwacher Trost, der ihr die Trauer um das verhungerte Baby nicht erleichterte und ihr die Sorge um den Sohn ihrer Schwester nicht nehmen konnte.
    „Wir geben die Suche nicht auf, versprichst du mir das?“ Nach der kurzen Trauerfeier auf dem Friedhof von St. Andrews sah sie Gray mit rot geschwollenen Augen an und wischte sich die Tränen von den Wangen.
    „Wir suchen weiter, Corrie, bis wir Gewissheit haben, was aus Laurels Kind geworden ist.“
    Sie gaben eine Suchanzeige in Heart to Heart auf. Der Text nannte das Alter des Säuglings, das Datum, an dem der Knabe in London abgegeben worden war, und den Namen des Mannes, der ihn gebracht hatte. Dazu eine Belohnung für Hinweise und hundert Pfund für die Rückgabe des Kindes.
    „Es ist einen Versuch wert“, sagte Krista, nachdem sie den Text der Anzeige noch einmal durchgelesen hatte.
    „Für hundert Pfund“, erklärte Leif, „wird sich gewiss jemand melden, falls der Junge noch am Leben ist.“
    Aber es verstrich eine weitere bange Woche des Wartens. Es meldeten sich zwar einige Frauen, aber keine konnte glaubwürdige Hinweise liefern, und keine brachte ein Kind.
    Es schien hoffnungslos, und Verzweiflung legte sich über Corrie wie ein schwerer dunkler Mantel. Nur Grays zärtliche Aufmerksamkeiten halfen ihr ein wenig über ihre Schwermut hinweg.
    Andere Besucher kamen und gingen. Colonel Timothy Rayburn schaute vorbei, der sich ein paar Tage in London aufhielt, bevor er sich nach Indien einschiffte. Gray setzte ihn über die Ereignisse seit seinem Besuch auf Castle Tremaine ins Bild, berichtete von den Anschlägen auf Corries Leben und dem Überfall im Theater.
    „Ich wusste, dass Dolph an einem Fall arbeitet, der mit der Schwester der Countess zu tun hat“, sagte der Colonel, als sie sich nach dem Dinner in den Salon begeben hatten. „Höchst ärgerlich zu hören, dass er das Schwein … Verzeihung … den Verbrecher noch nicht fassen konnte, der sie getötet hat.“
    Gray beugte sich vor. „Wir müssen ihn unschädlich machen, Timothy, erst dann sind wir in Sicherheit.“
    „Ich wünschte, ich könnte länger bleiben, um euch zu helfen.“
    „Ich wäre froh um deine Unterstützung, aber du wirst in Indien gebraucht.“
    Der Colonel musterte Gray abwägend. „Hättest du nicht auch Lust, wieder in Indien zu leben? Ich hatte immer den Eindruck, dass du dich dort wohler fühlst als im regnerischen England.“
    Gray schwenkte den Brandy im bauchigen Glas. „Es gab eine Zeit, da wäre ich gerne wieder nach Indien gegangen. Schließlich bin ich Offizier geworden, um meinem Vater zu entfliehen, und dann hat das Land mich völlig in

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