Mein feuriges Herz
bisher.“
„Ja … darüber freue ich mich.“
Seine Lippen wurden schmal. „Letty hätte sich nicht daran gestört.“
Corrie stellte das Weinglas fester auf den Tisch als beabsichtigt, und der Wein schwappte über. „Ich weiß, dass du nur das Schlechteste von mir denkst. Aber ich bin nicht das verwöhnte, egozentrische Geschöpf, für das du mich hältst.“
„Ach, bist du das nicht?“
„Nein.“ Sie warf einen Blick in die Runde, um sich zu vergewissern, dass niemand in Hörweite war. „Ich habe keine Veranlassung, mich dafür zu entschuldigen, dass meine Familie wohlhabend und adelig ist. Ich habe mir nicht ausgesucht, als Tochter eines Viscounts geboren zu werden, genauso wenig wie du dir deine Familie ausgesucht hast.“
Er betrachtete sie mit einigem Interesse, und sie sah darin eine Chance, ihm eine Erklärung zu geben.
„Ich weiß, dass du wütend auf mich bist, unter anderem deshalb, weil ich abfällig über dich in meiner Kolumne geschrieben habe. Zugegeben, ich habe damit nur die Gerüchte wiedergegeben, die damals über dich im Umlauf waren. Ich bin Journalistin, und es gehört zu meiner Aufgabe, das zu schreiben, was mir zu Ohren kommt.“
Er beugte sich vor. „Und du hast deine Sache ziemlich gut gemacht. Tja, schließlich bist du ja auch nicht das einfache Mädchen vom Land, das du mir vorgespielt hast.“ Eine steile Falte bildete sich auf seiner Stirn. „Den Hund hast du Homer genannt, nach der Odyssee, habe ich recht?“
„Ja.“
Sein finsterer Blick durchbohrte sie. „Dann gibst du zu, dass du Griechisch lesen kannst.“
Sie hob das Kinn. „Ich beherrsche auch Latein. Ist das etwa ein Verbrechen?“
„Und vermutlich sprichst du auch Französisch.“
Jason, der den Wortwechsel des Brautpaares beobachtete, schlenderte heran und brachte seine Glückwünsche in französischer Sprache vor. Corrie nahm sie mit einem gewinnenden Lächeln entgegen, dankte ihm in fließendem Französisch und warf Gray dabei einen vernichtenden Blick zu.
Unwirsch wandte Gray sich an seinen Vetter. „Pass bloß auf, wie du mit meiner Ehefrau sprichst“, warnte er. „Ich spreche nämlich auch Französisch, falls du das vergessen hast.“
Jason schmunzelte, und die Grübchen zeigten sich in seinen Wangen. „Sieh mal einer an! Und ich dachte, du bist nur eifersichtig auf unsere verarmte Cousine Letty … Interessant.“
Gray blickte Jason, der mit lässigem Gang davonschlenderte, mit verengten Augen nach. „Offenbar gefällst du ihm immer noch. Ihm scheint es einerlei zu sein, unter welchem Namen du auftrittst.“
„Sei nicht lächerlich. Jason ist nur höflich.“
„Du bist jetzt meine Ehefrau, Coralee, und ich rate dir dringend, das nicht zu vergessen.“
„Ich sagte dir bereits, dass Jason mich nicht interessiert.“ Sie neigte sich ihm zu. „Wenn du dich entsinnst, habe ich mit dir eine leidenschaftliche Nacht verbracht, nicht mit ihm. Oder hast du das vergessen?“
Seine dunklen Augen funkelten. „Nein. Und ich werde dich daran erinnern, sobald wir zu Hause sind.“
Corrie hielt den Atem an. Es wäre gewiss ratsam, den Unmut des Teufels am Hochzeitstag nicht anzustacheln. Wann würde sie endlich lernen, ihre Zunge im Zaum zu halten?
Die Hochzeitsgesellschaft löste sich für Corries Geschmack viel zu früh auf, offenbar aber nicht früh genug für Gray, wenn sie seine Blicke richtig deutete.
„Hol deinen Mantel“, sagte er. „Wir gehen.“
„Aber …“
„Jetzt, sofort.“
Sein Befehlston erschreckte und erzürnte sie. Ich bin nicht Letty, wollte sie ihm aufbrausend entgegnen, und muss nicht nach deiner Pfeife tanzen. Andererseits war er zu Recht wütend auf sie, und sie fürchtete, dass er sie heute Nacht für ihren Betrug büßen lassen würde.
Ihr wurde bang ums Herz. Sie kannte den Mann nicht, den sie geheiratet hatte. Er hatte keine Ähnlichkeit mit dem, der sie in der Jagdhütte in der Sturmnacht geliebt hatte. Was hatte er mit ihr vor?
Zunehmend verunsichert bemerkte sie kaum, wie er ihr den Mantel um die Schultern legte und sie zur Tür begleitete. Er ließ ihr kaum Zeit, sich von ihrer Familie und ihren Freunden zu verabschieden.
Thor ergriff ihre Hand. „Denk an meine Worte.“ Der Blick, den er Gray zuwarf, ließ keinen Zweifel daran, was er damit meinte.
„Danke, Thor.“
Gray schob sie unsanft aus dem Haus. In der Kutsche nahm er ihr gegenüber Platz. Seine Augen funkelten zornig. Sie musste all ihren Mut zusammennehmen, um seinem Blick nicht
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