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Mein Freund, der Mörder Kommissar Morry

Mein Freund, der Mörder Kommissar Morry

Titel: Mein Freund, der Mörder Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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die Schränke und Truhen. Aber seine Erwartungen wurden enttäuscht. Er fand weder Papiere noch Briefe. Es war überhaupt kein Schriftstück zu finden. Aber dann entdeckte er doch etwas, das sein Interesse im höchsten Grade fesselte. Auf dem Fußboden breitete sich ein verwischter Blutfleck aus. Man hatte versucht, die Dielen mit Seife und heißem Wasser reinzuwaschen, aber die Farbe des eingetrockneten Blutes war doch wieder durchgeschlagen.
    Morry bückte sich, hob mit dem Taschenmesser ein paar Späne ab und barg sie sorgfältig in seiner Tasche. Dann trat er rasch ans Fenster. Er hatte ein Geräusch im Hof gehört. Irgendjemand war in der Dunkelheit an die Tonne gestoßen. Es gab einen schrillen, blechernen Ton. Hatte ihm der verdammte Portier etwa doch einen Schnüffler nachgeschickt? Oder waren es mehrere, die da verstohlen auf das Hinterhaus zuschlichen? Wollten sie ihn hier überrumpeln? Hatte ihn das Mädchen in eine Falle gelockt?
    Lauernd beugte sich der Kommissar zum Fenster hinaus. Seine Augen versuchten, die schwarze Finsternis zu durchdringen. Aber noch ehe er etwas erkennen konnte, riß die Dunkelheit klaffend auseinander. Ein stechender Feuerstrahl fuhr grell auf ihn zu. Ein donnernder Schuß hallte über den Hof. Unmittelbar neben Morry zersprang die Fensterscheibe in tausend Scherben. Das spitze Klirren klang weithin durch die Nacht. Mit einem mächtigen Satz rettete sich der Kommissar hinter die schützende Mauerwand. Das ging diesmal knapp am Tod vorbei, sagte er still bei sich. Es scheint ein richtiges Wespennest zu sein, in das ich da geraten bin. Aber eines haben die Burschen übersehen. Sie verrieten sich mit diesem heimtückischen Überfall. Ich bin ihnen bereits hart auf den Fersen. Mein Weg scheint unbedingt richtig zu sein.  
     
    7
     
    Am nächsten Morgen saßen Ray Mortimer und Mara Revell bei ihrem sparsamen Frühstück im Schleusenhaus am Millwall Dock zusammen.
    „Was hast du?“ fragte Mara Revell unruhig. „Warum sagst du nichts?“
    Ray Mortimer blickte bedrückt durch das Fenster hinaus auf das rußige Hafenviertel.
    „Ich hätte“, meinte er zögernd, „den Mord an John Dallas der Polizei melden sollen. Was wäre mir schon passiert? Ich war ja nicht der Täter. Du hättest bezeugen können, daß aus meiner Waffe kein Schuß gefallen ist.“
    „Vielleicht hätte dir die Polizei geglaubt“, meinte das Mädchen achselzuckend. „Aber Sam Lupin und seine Spießgesellen hätten jedes deiner Worte bezweifelt. Sie wären noch in der gleichen Nacht über dich hergefallen. Nein, es war schon besser so, glaube mir. In den Sümpfen von Ravenmoor ist John Dallas sicher begraben. Kein Mensch wird ihn dort finden.“
    „Wer weiß“, murmelte Ray Mortimer skeptisch. „Vielleicht kommt durch einen dummen Zufall alles ans Licht. Ja, wenn man genau wüßte, ob er wirklich im Morast versunken ist...“
    „Soll ich nachsehen?“ fragte Mara Revell unschlüssig.
    „Nein, das kann ich nicht verlangen. Ich würde selbst gehen, wenn ich das Gelände um Ravenmoor besser kennen würde.“
    Doch Mara Revell ließ sich nun nicht mehr zurückhalten. Ihr Entschluß war bereits gefaßt. „Bleib du hier“, sagte sie hastig. „Versprich mir, das Haus nicht zu verlassen. Schließ dich in einer Kammer ein. Laß dich von niemand auf die Straße locken.“ Sie verabschiedete sich in aller Eile.
    „Es wird vielleicht ziemlich lange dauern“, meinte sie noch zum Abschied. „Mach dir keine Sorgen deshalb. Ich komme auf schnellstem Weg zu dir zurück.“
    Als sie weggegangen war, fühlte sich Ray Mortimer noch unglücklicher zwischen den baufälligen Mauern. Unstet wanderte er in der Kammer auf und ab. Soll das denn ewig so bleiben, dachte er niedergeschlagen. Werde ich denn nie eine wirkliche Heimat finden? Soll ich mein ganzes Leben lang als ein Ausgestoßener vegetieren?
    Er setzte sich an das Fenster und nahm die Morgenzeitung zur Hand. Die politischen Nachrichten interessierten ihn nicht. Er blätterte flüchtig die Seiten um.
    Dann sprang ihm plötzlich ein Bild in die Augen. Wie seltsam, die abgebildeten Personen glaubte er von früher her zu kennen. Der Mann mit der Gelehrtenbrille, der rasierten Glatze und den vorspringenden Backenknochen war ihm merkwürdig vertraut. Auch die junge Dame neben ihm erschien ihm bekannt.
    In fiebernder Erregung beugte er sich über den Bildtext. „Der bekannte Asienforscher Cecil Levan“, stand da zu lesen, „ist mit seiner Tochter in die Heimat

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