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Mein Freund, der Mörder Kommissar Morry

Mein Freund, der Mörder Kommissar Morry

Titel: Mein Freund, der Mörder Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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strömte von ihr aus. Alles an ihr atmete Sauberkeit und Gepflegtheit. „Wollen Sie sich nicht setzen, Mr. Mortimer?“
    Ray Mortimer nahm in einem bequemen Sessel Platz. Wie sollte er ein Gespräch einleiten? Er hatte das Gefühl, daß er recht unwillkommen war. Cecil Levan hatte ihn bisher überhaupt noch keines Wortes gewürdigt. Jetzt endlich wandte er ihm das Gesicht zu. Die gelbliche Haut, die knochigen Jochbögen wirkten sehr unsympathisch.
    „Was führt Sie zu uns, Mr. Mortimer?“ fragte er kühl. „Wir haben nur wenig Zeit.“
    Ray Mortimer blickte sich betreten in dem düsteren Raum um. „Mir ist ein seltsames Unglück widerfahren“, begann er stockend. „Ich erhielt im Hafenviertel eine Schußverletzung, die Teile meines Gehirns schädigte und mein Gedächtnis fast völlig auslöschte.
    Da Sie lange Jahre in Singapore verbrachten, hoffte ich von Ihnen einiges aus meiner Vergangenheit zu erfahren. Wie ich sehe, haben Sie mich sofort wiedererkannt. Sie kennen mich also von Singapore her, nicht wahr?“
    Cecil Levan äugte ihn verblüfft an. War es nicht, als atme er erleichtert auf? Wurde sein knochiges Gesicht nicht um einen Schein freundlicher?
    „Wie können wir Ihnen behilflich sein?“ fragte er höflich.
    „Ich möchte wissen, was ich in Singapore getrieben habe, Mr. Levan. Welchen Beruf übte ich aus? Gehörte ich zur besseren Gesellschaft? Oder lebte ich im Hafen von Singapore als . . . ?“
    „Viele Fragen auf einmal“, lächelte Cecil Levan hintergründig. „Was soll ich darauf antworten, Mr. Mortimer? Sicher werden Sie enttäuscht sein.“
    „Macht nichts, reden Sie!“
    Der Asienforscher wechselte einen raschen Blick mit seiner hübschen Tochter.
    „Na schön“, hüstelte er. „Ich will Ihnen die Wahrheit nicht vorenthalten, Mr. Mortimer. Sie hatten Ihre Hände im Rauschgiftgeschäft. Sie verkehrten hauptsächlich mit den Chinesen im Hafenviertel. Aber Sie kamen auch in die Hotels der Europäer. Sie trugen immer viel Geld bei sich. Genügt Ihnen das?“
    „Nein“, sagte Ray Mortimer ungeduldig. „Sie müssen mir mehr erzählen, Mr. Levan. War ich verheiratet? Hatte ich Kinder, Freunde, Verwandte? Wo wohnte ich?“
    Diesmal mischte sich Ruth Levan ins Gespräch. „Sie waren nicht verheiratet, Mr. Mortimer“, lächelte sie kokett. „Sie hatten weder eine Frau, noch Verwandte. Ich glaube, Sie hatten auch keinen festen Wohnsitz. Aber an das eine erinnere ich mich noch ganz deutlich: Sie waren der größte Schwerenöter von ganz Singapore. Sie dinierten jeden Tag mit einer anderen Freundin. Fast jedes bessere Mädel stieg Ihnen nach. Kein Wunder bei den fürstlichen Geschenken, die Sie machten. Auch ich bin ein paarmal mit Ihnen ausgegangen.“
    „Laß das“, warf Cecil Levan schroff dazwischen. „Du bist verlobt, vergiß das nicht!“
    Ray Mortimer fragte noch dieses und jenes, doch er bekam keine klare Antwort. Entweder waren Cecil Levan die Fragen lästig, oder er wollte ihn loswerden. Auf jeden Fall wurde er immer frostiger und reservierter.
    „Darf ich einmal wiederkommen?“ fragte Ray Mortimer. „Sie sind eigentlich jetzt die einzigen Bekannten, die ich von früher her noch habe.“
    „Bitte, besuchen Sie uns, so oft Sie wollen“, rief Ruth Levan eine Spur zu laut. „Sie werden uns immer willkommen sein.“
    Sie begleitete ihn hinaus in die Halle. Kurz bevor sie das Portal erreichten, entdeckte Ray Mortimer plötzlich ein Bild an der Wand. Es war erst vor kurzem aufgehängt worden. Ein schmerzhafter Stich fuhr in sein Hirn, als er den Mann mit den buschigen Augenbrauen und der harten Kinnpartie sah.
    „Wer ist das?“ fragte er bestürzt.
    Ruth Levan hob erstaunt den Blick. „Mein Verlobter“, sagte sie befremdet. „Kennen Sie ihn denn?“
    „Ja“, erwiderte Ray Mortimer grübelnd. „Er hielt sich ebenfalls lange Zeit in Singapore auf, wie? Darf ich fragen, wie er heißt?“
    „Pancras Eversley.“
    Ray Mortimer brachte den Blick einfach nicht von dem finsteren Männerantlitz los. Ihm war zumute, als sei in diesen stechenden Augen das ganze Rätsel seines Lebens beschlossen. „Wo ist dieser Herr jetzt?“ wollte er wissen.
    „Er befindet sich noch auf der Reise“, wurde ihm geantwortet.
    „Er mußte in Singapore noch einige Geschäfte für uns erledigen. Wahrscheinlich trifft er in der nächsten Woche in London ein.“
    „Ich werde mich freuen, ihn zu sehen“, murmelte Ray Mortimer tonlos.
    Dann trat er durch das Portal hinaus auf den Gartenweg. Als

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