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Mein Freund, der Mörder Kommissar Morry

Mein Freund, der Mörder Kommissar Morry

Titel: Mein Freund, der Mörder Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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„Pancras Eversley wird das Steuer übernehmen. Er wird das Wasser genau kennen, denke ich.“
    Ein leises Tuckern fiel in ihre Worte. Aus dem dichten Nebel schälte sich ein grauweißes Boot. Es legte am Pier an. Der Motor erstarb.
    „Los!“ knarrte eine brüchige Stimme. „Wir wollen keine Zeit verlieren. Steigt ein!“
    Die Männer stiegen hintereinander in das Boot. Es war geräumig und hatte Platz für sie alle. Kein Wort wurde bei der ganzen Szene gewechselt. Leise sprang der Motor wieder an. Matt und eintönig klang das Tuckern durch die Stille.
    Tim Foyle betrachtete lauernd den Mann am Steuer. Er hatte Pancras Eversley bisher noch nie gesehen. Der Mann mißfiel ihm vom ersten Augenblick an. Die buschigen Augenbrauen, der verkniffene Mund, die brutale Kinnpartie zeugten von Rücksichtslosigkeit und Brutalität. Sicher war mit ihm nicht gut Kirschen essen.
    „Bisher haben wir Glück gehabt“, berichtete der eben. „Ich bin keinem Polizeiboot begegnet. Hoffen wir, daß es weiterhin so bleibt.“
    Es wurde eine gespenstische Fahrt. Unter ihnen das schwarze, unergründliche Wasser, rings um sie nichts anderes als eine düstere Nebelwand. Die feuchten Schleier griffen nach ihnen wie bleiche Arme. Der Gischt des Wassers sprühte ihnen eisigkalt in die Gesichter.
    Tim Foyle war merkwürdig nervös. Er mußte eine Zigarette rauchen, um die überreizten Nerven zu besänftigen. Hastig kramte er nach seinem Feuerzeug. Als er das blitzende Ding endlich in die Hände bekam, spürte er gleichzeitig noch einen raschelnden Zettel zwischen den Fingern. In einer schrecklichen Ahnung knipste er das Feuerzeug an. Das zuckende Flämmchen beleuchtete flackernd einen abgerissenen Zeitungsrand.  
    „Tim Foyle“, stand da in verstellten Druckbuchstaben zu lesen. Und auf der Rückseite: „Du bist der nächste.“
    Tim Foyle schauerte fröstelnd zusammen, als wehe ihn jetzt bereits der Eiseshauch des Todes an.
    „He“, stieß er dumpf hervor und krallte sich in den Arm Sam Lupins. „Sieh dir diesen Wisch an! Was hältst du davon?“
    Sam Lupin warf nur einen flüchtigen Blick auf den Zettel. Er hatte im Bruchteil einer Sekunde begriffen, worum es ging.
    „Ruhig jetzt“, zischte er. „Errege kein Aufsehen! Hier im Boot wird dir nichts geschehen. Wir reden später über den Fall.“
    Das war ein billiger Trost für Tim Foyle. Was gab es da noch viel zu reden. Was interssierten ihn noch die Geschäfte seiner Freunde. Wozu brauchte er Geld? Er mußte jeden Augenblick damit rechnen, von schurkischer Mörderhand ins Jenseits befördert zu werden. Seine Blicke irrten hilflos über Pancras Eversley hin. Er war es, dachte er deprimiert. Nur er kann es gewesen sein. Er stand vorhin ganz dicht neben mir. Er schob mir den verfluchten Wisch zu. Er ist dieser Teufel, der uns allen den Lebensfaden abschneidet.
    Tim Foyle war so fertig, daß man mit ihm einfach nichts mehr anfangen konnte.
    Als sich das Motorboot wie ein Schatten an das große Frachtschiff aus Singapore heranpirschte, stand Tim Foyle hinten im Heck und döste vor sich hin. Er merkte kaum etwas von der Uebernahme des verpackten Kokains. Er sah nicht, wie Geld und Ware blitzschnell die Besitzer wechselten. Er interessierte sich einfach nicht dafür.
    „Eh?“ fragte ihn Budd Ruxton. „Schläfst du?“
    „Laß mich zufrieden“, murmelte Tim Foyle mit schwankender Stimme. „Ich wollte, ich hätte euch nie gesehen. Dann wäre mir jetzt entschieden wohler.“
    Niemand hörte auf sein Gestammel. Sie freuten sich, daß der Coup so gut gelungen war. Pancras Eversley verstaute die kostbare Beute in der winzigen Kajüte und wendete dann das Boot in einer zügigen Schleife.
    „Jetzt heißt es aufpassen“, schnarrte er. „Bisher war es nur eine Spazierfahrt! Aber jetzt haben wir heiße Ware an Bord. Wenn wir einem Polizeikutter in die Hände fallen, sind wir bettelarme Leute und marschieren obendrein in den Bunker.“
    Das gleichmäßige Tuckern des Motors übertönte alle anderen Geräusche. Wie gebannt hingen vier Augenpaare an der Wasserfläche. Alle Blicke bohrten sich gespannt in die Nebelwand. Meile um Meile legte das schnelle Boot zurück, ohne daß etwas geschah. Doch mit jeder Minute wurde die Fahrtstrecke gefährlicher. Einmal tutete ein Nebelhorn ganz in der Nähe. Dann wieder zerteilte ein Scheinwerfer gefährlich nahe die Nebelwand.
    „Kein Wort mehr“, befahl Pancras Eversley erregt. „Wir sind nur noch drei Meilen von Woolwich entfernt. In zehn Minuten

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