Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein Freund, der Mörder Kommissar Morry

Mein Freund, der Mörder Kommissar Morry

Titel: Mein Freund, der Mörder Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
Vom Netzwerk:
Entsetzen aus dem Zimmer stürmte.
    Mit zitternden Knien hetzte sie die Treppe hinunter, mit flatternden Händen nahm sie den Hörer vom Telephon. „Mordkommission!“ stammelte sie immer wieder in die Muschel. „Bitte, die Mordkommission! Hier ist etwas Furchtbares geschehen.“
    Sie wußte gar nicht, was sie alles daherredete. Ihre Worte klangen irr vor Angst.
    „Kommen Sie sofort!“ stammelte sie wieder. „Lassen Sie mich hier nicht allein. Ich laufe sonst auf und davon.“
    Sie legte mit letzter Kraft den. Hörer auf und kauerte sich dann in einem Sessel am Kamin zusammen. Ihre Zähne schlugen wie im Schüttelfrost aufeinander. Ihre Glieder waren kalt und leblos, als stünde sie ebenfalls schon unter den Schatten des Todes.
    Die große Pendeluhr zerteilte qualvoll langsam die verrinnenden Minuten. Der monotone Schlag des Perpendikels klang erschreckend laut durch die Stille. Ruth Levan hielt sich die Ohren zu. Sie konnte einfach nichts mehr hören. In ihren Augen standen die irren Lichter des Wahnsinns. Es fehlte nicht .mehr viel, und sie hätte tatsächlich den Verstand verloren. Das Erscheinen der Mordkommission bedeutete ihre Rettung. Hastig lief sie den Beamten entgegen. Als sie Kommissar Morry unter den Herren entdeckte, drängte sie sich sofort an seine Seite.
    „Ich kann nicht mehr in das Zimmer meines Vaters hinauf“, stammelte sie in hysterischer Hast. „Ich kann dieses gräßliche Bild nicht noch einmal sehen. Bitte lassen Sie mich hierbleiben, Sir!“
    Der Kommissar erfüllte ihr den Wunsch. Er begleitete lediglich seine Beamten in das Mordzimmer und nahm den Raum kurz in Augenschein, dann kehrte er zu Ruth Levan in die Halle zurück. Er zog sich einen Sessel an den Kamin und ließ sich ihr gegenüber nieder.
    „Ich spreche Ihnen mein aufrichtiges Beileid aus“, sagte er in ehrlichem Mitgefühl. „Ich kann begreifen, wie schwer der Tod Ihres Vaters Sie treffen muß. Sie haben viel, wenn nicht alles verloren. Sicher werden Sie uns allein schon aus diesem Grunde helfen, den Mörder zu finden. Alle Anzeichen sprechen dafür, daß es sich tum den Mörder handelt, dem wir schon lange nachjagen. Ihr Vater war nicht sein erstes Opfer. Das wissen Sie ja.“
    Ruth Levan schwieg. Über ihre bleichen Lippen kam keine Silbe. Ihr Gesicht wirkte starr und weiß wie Marmor.
    „Wo ist Ihr Verlobter?“ forschte der Kommissar.
    Ruth Levan erschrak. An Piancras Eversley hatte sie in dieser furchtbaren Stunde gar nicht mehr gedacht. Jetzt erst begriff sie, daß sein Sturz in den Abgrund unaufhaltsam war. Und wenn er fiel, würde er sie mitreißen. Sie mußte seinen nächtlichen Besuch verschweigen. Sie durfte auch kein Wort über seine Flucht sagen. Sie mußte ihm einen Vorsprung lassen.
    „Wo ist Mr. Eversley?“ fragte der Kommissar noch einmal.
    „Ich weiß nicht", stammelte Ruth Levan bebend. „Er ist anscheinend noch nicht zurückgekehrt. Ich bin das so von ihm gewöhnt, Sir! Er ist meist erst in den Morgenstunden heimgekommen.“
    „Hatte Ihr Vater Besuch?“ drang der Kommissar weiter in sie.
    Ruth Levan zögerte. Was sollte sie sagen? Sie durfte doch nie verraten, daß sie selbst den Besucher empfangen hatte, der wahrscheinlich der Mörder war. Ein solches Geständnis mußte unweigerlich zu ihrer Verhaftung führen. Man hätte sie sofort der Beihilfe zum Mord verdächtigt.
    „Nein“, murmelte sie tonlos. „Ich weiß nichts von einem Besucher!“
    „Aber Sie hörten den Schuß, wie?“
    „Ja.“
    „Na und? Wahrscheinlich lagen Sie zu diesem Zeitpunkt im Bett. Was taten Sie? Liefen Sie sofort in das Zimmer Ihres Vaters hinüber?“
    Ruth Levan straffte sich unter einem tiefen Atemzug. „Ja, ich lief sofort auf den Korridor hinaus", gestand sie stockend. „Auf halbem Weg wurde ich von einem Mann niedergeschlagen, der auf die Treppe zu flüchtete. Dieser Mann war der Mörder, Mister Morry!“
    „Erkannten Sie ihn?“
    „Nein! Es war dunkel auf dem Flur. Noch ehe ich Licht machen konnte, wurde ich von dem Schurken umgerannt.“
    „Haben Sie einen Verdacht, wer der Täter sein könnte?“
    Wieder zauderte Ruth Levan sekundenlang. Sie hätte dem Kommissar auf die richtige Spur helfen können. Aber sie zog es vor zu schweigen.
     
    16
     
    Der nächste Tag wurde für Ruth Levan zu einer einzigen Marter. Sie war keines vernünftigen Gedankens fähig. Sie lief durch das Haus, als sei sie eine Fremde. In keinem der düsteren Räume hielt sie es länger als ein paar Minuten aus. Die Angst
    und das

Weitere Kostenlose Bücher