Mein Freund Dewey, der beruehmteste Kater der Welt
nicht besonders überzeugt, aber ich konnte im Augenblick nichts unternehmen. Ich wollte die Besucher nicht erschrecken, vor allem nicht die Kinder. Deshalb rief ich den Hausmeister der Stadtverwaltung an und sagte: »Kommen Sie bitte sofort zur Bücherei. Und bringen Sie Ihre Leiter mit.«
Er kam, stellte seine Leiter auf und sah sich das Problem gleich an. »Stimmt, es ist eine Fledermaus.«
»Pssst, nicht so laut!«
Er kletterte die Leiter herunter. »Haben Sie hier einen Staubsauger?«
Mich schüttelte es. »Nehmen Sie bitte nicht den Staubsauger.«
»Wie ist es mit einer Plastikdose?«
Sprachlos starrte ich ihn an. Das war ja ekelhaft.
Jemand sagte: »Wir haben eine leere Kaffeedose mit Deckel.«
Nach wenigen Sekunden war die Sache vorbei. Der Hausmeister stülpte einfach die Dose über die Fledermaus und ließ sie später frei. Ich war so erleichtert. Ich mag Fledermäuse wirklich nicht. Jetzt musste ich mich um den Kasten mit den Ausleihkarten kümmern.
»Es ist allein meine Schuld«, sagte ich zu Jackie, die immer noch am Ausgabetisch Dienst tat.
»Ich weiß«, gab Jackie zurück. Sie hat einen eigenartigen Sinn für Humor.
»Es war ganz richtig von Dewey, uns zu warnen. Ich mache das hier sauber.«
»Das hatte ich mir schon gedacht.«
Ich zog ungefähr 20 Karten heraus und ein großer Haufen Fledermauskot kam zum Vorschein. Dewey hatte nicht nur versucht, mich zu warnen, sondern auch die Duftmarke des Eindringlings mit seiner eigenen zu überdecken.
»Oh Dewey, du musst mich für furchtbar dumm halten!«
Das tat er auch. Er war überzeugt davon, wesentlich klüger zu sein.
Ab nun nahm Dewey seine Verantwortung richtig ernst. Jeden Morgen roch er an den drei Belüftungsgittern und mittags schnupperte er wieder an ihnen. Er wusste, dass die Schächte dahinter irgendwohin führten und dass deshalb Eindringlinge durch sie in die Bücherei gelangen konnten. Er hatte es auf sich genommen, seine feine Nase zu unserem Schutz einzusetzen.
Wenn ihr nicht einmal merkt, dass in der Bücherei eine Fledermaus ist , schnaufte er, wie wollt ihr dann all diese Leute beschützen?
Ich weiß, Dewey, du hattest recht. Es ist gut, dass wir dich haben.
20
Wieder Filmstar!
Während wir in der Bücherei unseren all täglichen Beschäftigungen nachgingen, wurde Dewey immer berühmter. Mittlerweile hatten sämtliche Katzenzeitschriften über ihn berichtet. Wenn eine Zeitschrift das Wort »Katze« in ihrem Titel hatte, dann hatte sie schon einmal einen Artikel über Dewey gebracht. Sogar in dem führenden britischen Magazin Your Cat hatte es einen Artikel über ihn gegeben. Marti Attoun, eine junge, freiberufliche Journalistin, kam mit einem Fotografen nach Spencer. Ihr Artikel erschien in American Profile , einem Magazin, das der Wochenendausgabe von über tausend Lokalzeitungen beigelegt wurde. Im Sommer 1996 reiste dann ein Filmemacher aus Boston an, um den ersten Film über Dewey zu drehen.
Gary Roma war in den gesamten USA unterwegs, um einen Dokumentarfilm über Büchereikatzen zu machen. Er hatte angenommen, bei uns dasselbe zu sehen – und zu filmen – zu bekommen wie in anderen Bibliotheken: Katzen, die hinter Buchregale flitzten, die sich von der Kamera entfernten, sich schlafend stellten und alles Mögliche versuchten, um ja nicht ins Objektiv sehen zu müssen. Dewey tat genau das Gegenteil.
Ohne zu übertreiben: Er führte all seine alltäglichen Aktivitäten vor, und zwar auf Kommando. Gary kam früh am Morgen, um auf Film zu bannen, wie Dewey neben der Tür auf mich wartete. Er filmte Dewey, wie er neben dem Sensorpfosten saß und die Besucher begrüßte, Dewey in seiner Buddha-Pose, Dewey beim Spiel mit seinen Lieblingsspielzeugen »Marty Mouse« und dem roten Garnknäuel, Dewey über der Schulter eines Besuchers hängend und schlafend, und Dewey beim Nickerchen in einer Schachtel.
»Das sind die besten Aufnahmen, die ich bis jetzt machen konnte. Wenn Sie nichts dagegen haben, komme ich nach dem Mittagessen wieder.«
Nach dem Mittagessen machte er ein Interview mit mir. Nach den ersten, einleitenden Fragen wollte Gary wissen: »Was ist Deweys Bedeutung?«
»Dewey ist für die Bücherei sehr wichtig«, erklärte ich. »Er lindert Stress und lässt die Bücherei wie ein Zuhause wirken. Die Besucher lieben ihn, besonders die Kinder.«
»Ja, aber was ist seine tiefere Bedeutung?«
»Es gibt keine tiefere Bedeutung. Jeder hat Spaß daran, sich mit Dewey zu beschäftigen. Er macht uns alle
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