Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition)
landest ganz schnell beim Töpfe- und Pfannenspülen in der Kombüse!« Sie benutzte mich vor den anderen als Musterbeispiel, wie man sich nicht zu verhalten hatte.
Toms Frau Jenny war inzwischen auf der Flag und bekleidete den ehemaligen Posten meiner Mom im Überwachungsausschuss. Ich erinnerte mich noch immer gern an die Zeit, die ich mit ihr bei meinem Key to Life-Kurs verbracht hatte. Sie wollte mit mir allein sprechen in der Hoffnung, meine Sicht der Dinge ändern zu können. Sie erzählte mir, dass auch sie ein paarmal in Schwierigkeiten gesteckt und nicht immer die Folgen, die sich daraus für sie ergeben hatten, für gerechtfertigt gehalten habe, doch das wiederholte Aufsagen von zwei Regeln LRH s für glückliches Leben habe ihr bei der Bewältigung dieser Phase geholfen. Die eine, »Sei zu allen Erfahrungen fähig«, und die andere, »Verursache nur Dinge, die andere problemlos zu erfahren fähig sind«.
Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich sie richtig verstand, glaubte jedoch, dass sie auf meiner Seite war. Am nächsten Tag appellierte sie dann aber vor allen anderen an mich, dankbar zu sein dafür, dass mir so viel geschenkt wurde, und mehr Mitgefühl zu zeigen.
Ich war perplex. »Mitgefühl?«, fragte ich. »Meinen Sie das im Ernst?«
Ich hatte diesen ganzen Ärger doch nicht, weil ich zu wenig, sondern weil ich zu viel Mitgefühl gezeigt hatte. Ich hatte mit Menschen Freundschaft geschlossen, die als zu tiefstehend für Freundschaften angesehen wurden. Unwillkürlich ging mir durch den Kopf, wie widersprüchlich und selbstgefällig eine anerkannte Autorität hier doch auftrat.
Ich hatte lediglich versucht, Kiri ein wenig Sicherheit zu geben, weil ich früher ebenso verängstigt gewesen war wie sie. Ich hatte mich also um das höhere Wohl bemüht und war dafür als selbstsüchtiges, privilegiertes Gör hingestellt worden. Im Moment hatte ich nicht den Eindruck, dass die CMO sich dem Dienst an der Menschheit verpflichtet fühlte. Es schien ihr vielmehr um ein Anziehen der Daumenschrauben zu gehen.
Jenny tat meine heftige Reaktion mit einem Lachen ab. »Na, das war ja wieder echt Jenna.« Keine Ahnung, was sie damit meinte, aber wenigstens wurde ich nicht beschuldigt, Widerworte gegeben zu haben.
Nach zwei Monaten gab Mr. Rathbun meine Security-Check-Sitzungen an Jelena ab, einen CMO -Auditor. Jelena trug während unserer Sitzungen stets einen Kopfhörer und ein Mikro. Immer wieder konnte ich hören, wie ihr über Kopfhörer Anweisungen erteilt wurden, welche Fragen sie mir stellen sollte, wodurch die Sitzungen häufig bis zu acht Stunden dauerten. Um die Sache hinter mich zu bringen, konnte ich nur so schnell wie möglich antworten und versuchen, die Nadel ins Schweben zu bringen, indem ich an etwas Erfreuliches dachte – eine Aufgabe, die mir in letzter Zeit zunehmend Probleme bereitete.
Nach einigen Monaten im EPF wurde mir eines Tages endlich wieder erlaubt, mit allen anderen sonntags zur Schule zu gehen. Dort sah ich auch Martino wieder. Da Mayra zu alt für die Schule war, stand ich an diesem Tag unter der Beobachtung von Steven, einem jungen CMO -Mitglied. Ich bemerkte sofort, dass Martino, der zu MEST -Dienst abkommandiert worden war, ebenfalls Aufpasser hatte. Als Steven für einen Moment den Anschluss verlor, schlüpfte ich rasch in den Raum, in dem Martino sich aufhielt.
Er wirkte sehr vorsichtig. Ich bedeutete ihm, dass ich mit ihm reden wolle, aber er sah nur zu seinen beiden Begleitern, die mich misstrauisch beäugten. Ich winkte ihm, trotzdem zu kommen. Seine Aufpasser tauschten Blicke aus und sahen dann fort, was hieß, sie würden tun, als merkten sie nichts. Sie waren halt nur Kadetten und damit nicht so engstirnig wie die CMO -Leute, die mich verfolgten. Tränen traten mir in die Augen, sobald Martino sich näherte.
»Es tut mir so schrecklich leid«, flüsterte ich ihm zu. »Ich habe nie gewollt, dass so etwas geschieht. Ich hab sie angefleht, dich aus alldem herauszuhalten. Es ist mir so furchtbar unangenehm, dich hineingeritten zu haben.«
Er fiel mir ins Wort und wollte davon nichts hören. »Aber das ist doch nicht deine Schuld«, sagte er. »Davon kann überhaupt keine Rede sein. Ich habe eher das Gefühl, dir alles versaut zu haben. Immerhin steckst du jetzt im CMO EPF .« Entschuldigend deutete er auf meine Uniform.
In diesem Augenblick kam der kleine Steven herein. »Was ist denn hier los?«, fragte er im ernsten Ton eines Polizeibeamten, aber mit der Stimme eines
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