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Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition)

Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition)

Titel: Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenna Miscavige Hill , Lisa Pulitzer
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Ich konnte mir nicht erklären, was sie hier wollten. Sobald sie mich sahen, lächelten und winkten sie alle aufgeregt, als sie jedoch näher kommen wollten, ermahnte die Aufsicht sie zum Weitergehen, da Gespräche im Kursraum strikt verboten waren.
    Mayra behielt mich ständig im Auge, das hatte ich nicht vergessen, aber ich wusste auch, dass sie während der Kurse nicht dazu verpflichtet war, mir auf die Toilette zu folgen. Jetzt musste nur noch Kiri dieselbe Taktik anwenden. Und tatsächlich warfen Kiri und ihre Freundin Caitlin mir zwanzig Minuten später vielsagende Blicke zu und gingen in Richtung Toiletten.
    Ich wartete eine knappe Minute und erhob mich dann ebenfalls. »Wohin willst du?«, fragte Mayra. Ich sagte, ich müsse auf die Toilette, und sie gab ihr Einverständnis unter der Bedingung, anschließend einen E-Meter-Check durchzuführen. Gib mir zehn Meter-Checks, dachte ich. Mir doch egal. Ich wollte bloß meine Freundinnen treffen.
    Sie erwarteten mich bereits. Ich umarmte sie herzlich und freute mich riesig. Dann wollte ich wissen, was sie hier machten.
    »Wir sind ins EPF gesteckt worden«, erklärte Kiri. »Wir werden jetzt auf die Flag versetzt.« Ich erschrak.
    »Und was ist mit der Ranch?«, fragte ich.
    »Deine Mom und dein Dad waren im Rahmen irgendeiner Spezialmaßnahme auf der Ranch, um für jeden von uns einen Guardian zu finden und uns dann auf die Flag zu schicken. Wer untauglich für die Flag war, kam ins PAC . Auf der Ranch ist keiner mehr.«
    Es verschlug mir die Sprache. Eine Ranch ohne Kinder war kaum vorstellbar. Keiner wusste genau, warum sie geschlossen wurde. Jahre später erwähnte Mom erst, dass Onkel Dave ihr gegenüber gesagt habe, die Ranch sei nicht nur eine Geldverschwendung, sondern auch eine störende Ablenkung für die Eltern auf der Int Base. Die Kids sollten in scientologischen Studien geschult werden und einen richtigen Job erlernen.
    Trotz meines Entsetzens freute ich mich wahnsinnig, dass sie in Clearwater waren. Aber ich sah auch die Angst in ihren Gesichtern. Sie alle waren gerade an einen Ort dreitausend Meilen weit weg von ihren Eltern in der Int geschickt worden. Doch zumindest blieben sie zusammen. Ich hatte vor drei Jahren den Trip mit gerade mal zwölf Jahren ganz allein machen müssen. Ich umarmte sie noch einmal und beruhigte sie, dass es ihnen hier schon gefallen würde. Sie erkannten an meiner CMO EPF -Uniform, dass ich in irgendwelchen Schwierigkeiten steckte, und ich erzählte ihnen in aller Kürze, was geschehen war.
    In diesem Moment kam Mayra herein. Augenscheinlich wusste sie, was ablief, war aber glücklicherweise nicht in Petzlaune. Sie schien bereit, Stillschweigen über unser Toilettentreffen zu bewahren, bedeutete uns mit ihren Blicken jedoch, jetzt Schluss zu machen. Kiri, Caitlin und ich drückten einander die Hände und kehrten zu unseren Textstudien zurück.
    In der Folgezeit war es der Höhepunkt meines Tages, wenn sie in den Kursraum traten und lächelten und mir zuwinkten. Ich versuchte immer, einen Platz mit Blick zur Tür zu ergattern, allerdings hatte ich nicht immer Erfolg. An einem anderen Tag in dieser Woche ging ich in ihren Kursraum unter dem Vorwand, dort putzen zu müssen. Kiri erzählte mir unter Tränen, wie sehr es sie ängstigte, so weit von ihren Eltern entfernt zu wohnen. Ich versuchte, sie zu beruhigen, und versicherte ihr, immer für sie da zu sein.
    Etwas später an diesem Tag beschloss ich, mich für meine Freundinnen, die unübersehbar Probleme hatten, einzusetzen. Da ich ganz ähnliche Erfahrungen gemacht hatte, glaubte ich mich in der idealen Lage, helfen zu können. Ich schrieb meinem CO und berichtete ihr, dass einige der neuen Kadetten vermutlich irritiert und beunruhigt waren, weil sie ihre Eltern nicht mehr sehen konnten. Ich erzählte, wie niedergeschlagen Kiri war, und regte an, doch etwas dagegen zu tun, etwa eine große aufmunternde Sitzung für sie zu gestalten. Ich bot sogar an, selbst eine motivierende Rede zu halten.
    Mein Plan ging nach hinten los. Am nächsten Tag nahm mein CO mich beiseite und schrie mich an: »Die Kinder von der Ranch sind noch keine Woche hier, und du flößt ihnen bereits dein Gift ein! Ich habe mit Kiri gesprochen. Es geht ihr ausgezeichnet!« Sie verbot mir, mit ihnen zu sprechen und sie zu treffen.
    Ich spürte, wie ich vor Wut rot anlief, aber noch mehr Widerworte und ich würde ins RPF wandern. Julia reizte mich auch so schon bis zur Weißglut mit ihren ständigen

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