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Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition)

Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition)

Titel: Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenna Miscavige Hill , Lisa Pulitzer
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auf dem Dach fiel hinein, aber es gab keinen Vorhang, den ich hätte zuziehen können. Als ich endlich im Bett lag, fürchtete ich mich so sehr, dass ich das Licht brennen ließ. Ich stellte den Wecker, starrte an die Decke und konnte nicht einschlafen. Es waren nicht Zweifel an meiner Entscheidung oder der Church, die mich beschäftigten, sondern die Vorstellung, wie mein Leben draußen wohl aussehen würde. Ich malte mir aus, ein eigenes Zimmer und keine Verpflichtungen durch irgendwelche Ämter zu haben und nicht arbeiten zu müssen.
    Trotz dieser Bilder sah ich mich am Ende stets in einer öffentlichen Schule, wo ich dauernd mein fehlendes Wissen eingestehen musste und für meine Dummheit gehänselt wurde. Ich erinnerte mich an Filme, in denen immer jemand nach vorne gerufen wurde, der dann vor der gesamten Klasse Fragen beantworten musste, und wie peinlich es für mich sein würde, dort zu versagen. Ich stellte mir vor, zum Schulpsychologen geschickt zu werden.
    Schließlich weinte ich, bis das Licht in meinem Zimmer zu verschwimmen begann und ich einschlief.
    Morgens brauchte ich einige Minuten, um den Rückweg in die Lobby zu finden, wo Linda bereits auf mich wartete. Wir fuhren zum Hollywood Guaranty Building zurück und gingen in denselben Konferenzraum wie am Tag zuvor. Mr. Rathbun kam so schwungvoll hereingestürzt, als wäre er schon Stunden wach. »Hi, Jenna!«, sagte er freundlich. »Gut geschlafen?«
    »Ja, Sir«, log ich.
    »Schön, das dürftest du heute auch brauchen können«, murmelte er mit einem Lächeln. Ich lächelte vorsichtig zurück in der Hoffnung, dass er damit nicht auf eine weitere Sitzung anspielte.
    Mr. Rathbun erzählte, dass Ronnie und Bitty auf meinen Wunsch, in der Church bleiben zu wollen, nicht besonders erfreut reagiert hätten. Mr. Rathbun und Mr. Rinder hatten sie zu überzeugen versucht, aber die Sache sah nicht gut aus. Er sagte, insbesondere mein Vater habe begonnen Drohungen zu formulieren, und ich müsse verstehen, dass ihre Möglichkeiten, mir zu helfen, begrenzt sind.
    Ich sagte, dass ich Verständnis dafür hätte, zeigte mich aber auch verwundert darüber, dass meine Eltern glaubten, irgendeine Art von Anrecht auf mich geltend machen zu können, nachdem sie mein bisheriges Leben weitestgehend verpasst hatten. Natürlich hatte ich mich vor allem in den ersten Jahren in Notfällen an sie gewandt, auch kürzlich noch, als ich sie nach meiner ersten EPF -Bestrafung angerufen hatte, weil mir sonst niemand eingefallen war. Aber selbst da hatten sie mir kaum helfen können. Außerdem waren diese Ausnahmesituationen über die vergangenen vier Jahre hinweg an einer Hand abzuzählen.
    Erst ließen sie mich jahrelang allein, zogen sich aus meinem Leben zurück und verlangten, dass ich mich selbst durchschlug, und jetzt auf einmal glaubten sie, Entscheidungen für mich treffen zu können. Jetzt auf einmal wollten sie Anteil an meinem Leben nehmen. Jetzt, da ich sechzehn war und mich endlich mit meiner Rolle in der Church anzufreunden begann. Jetzt wollten sie weggehen und mich einfach mitnehmen. Ganze vier Mal waren wir uns seit meinem zwölften Lebensjahr begegnet. Sie waren keine Fremden, aber in mancher Hinsicht hätten sie es genauso gut sein können.
    »Ich kann versuchen, selbst mit ihnen zu sprechen, wenn das hilft«, bot ich an. Vielleicht dachten meine Eltern, die Church würde mich gegen meinen Willen festhalten, und ich könnte den Irrtum aufklären.
    Mr. Rathbun verließ den Raum und kehrte ein paar Minuten später zurück. »Du darfst mit ihnen sprechen«, erklärte er. »Keine Angst, ich höre an dem anderen Apparat mit.«
    Ich hatte keine Angst, merkte aber, als ich Moms Stimme hörte, dass dafür durchaus Anlass bestand. Sie kochte vor Wut, und im Hintergrund konnte ich Dad hören, der ganz ähnlich klang – gefasst, aber eindeutig stinksauer.
    »Jenna«, hob meine Mutter an, »was ist los? Uns wurde versprochen, dass du mit uns kommen würdest. Was ist passiert?«
    Bevor ich noch antworten konnte, fuhr meine Mom fort: »Mir wurde gesagt, dass sie dich inzwischen sogar gegen deinen Willen wegschicken würden. Das zeigt doch, wie gleichgültig ihnen du und deine Gefühle sind.«
    Bei ihren Worten geriet ich erneut ins Grübeln. Sie hätte viele andere Argumente vorbringen können, um mich vom Weggehen zu überzeugen, dieses war eine zu offensichtliche Lüge. Warum hätten Marty und Mike vor einem Gespräch mit mir meinen Eltern schon zusichern sollen, dass ich

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