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Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition)

Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition)

Titel: Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenna Miscavige Hill , Lisa Pulitzer
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Führerschein), und dass sie in die Vereinigten Staaten zurückkommen und mich gerne treffen würden. In diesem letzten Punkt bestand das Problem, so viel war mir sofort klar.
    »Okay«, sagte ich, um Mr. Rathbun und Mr. Rinder zu signalisieren, dass ich fertig gelesen hatte.
    »Hast du irgendwelche Fragen?«, wollte Mr. Rinder wissen, als er mir die Briefe wieder abnahm.
    »Nein, eigentlich nicht.«
    »Also gut, sie … ähh, werden morgen am Flughafen eintreffen, und wir möchten, dass du den Tag mit ihnen verbringst. Ist das okay?«
    Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich fragte mich, ob Onkel Dave wusste, dass sie mich sehen wollten. Abgesehen von einer Weihnachtskarte und einem kleinen Geschenk hatte er sich nicht mehr bei mir gemeldet. Auch mit Tante Shelly hatte ich schon seit einer ganzen Weile nicht mehr geredet. Ich habe nie verstanden, warum mein Onkel über Familienangelegenheiten nicht einfach persönlich mit mir sprach. Vermutlich war für ihn alles eine Angelegenheit der Church, schließlich gab es so etwas wie Familie nicht wirklich. Sie diente allein zur Ablenkung jener Menschen, die am Clearing des Planeten arbeiteten. Darüber hinaus musste er als oberster Kopf von Scientology natürlich mit allen Mitteln gegen jede Art der Unterdrückung geschützt werden.
    Ich hatte ernsthaft daran gezweifelt, jemals wieder mit meinen Eltern zu sprechen, und jetzt bat man mich darum, gleich einen ganzen Tag frei von jeden Arbeits- oder Scientology-Verpflichtungen mit ihnen zu verbringen. Abgesehen von Weihnachten und dem Sea Org Day, die ich zuletzt mit elf gemeinsam mit ihnen gefeiert hatte, war mir so etwas, seit ich sieben war, nicht mehr passiert.
    Ich war hin- und hergerissen. Einerseits würde ich nicht arbeiten müssen, wenn ich sie traf, was immer eine tolle Sache war, und auch ein Ausflug von der Base wirkte verlockend. Andererseits freute ich mich nicht unbedingt auf die verkrampften Peinlichkeiten, zu denen es unweigerlich kommen würde. Schließlich hatten wir uns nicht nur seit Jahren nicht mehr gesehen, sie waren im Grunde genommen auch zu SP s erklärt worden, wie es mir Mr. Rathbun an meinem ersten Tag in L. A. zu verstehen gegeben hatte. Wenn ich sie also traf und sie nicht wegen ihrer antisozialen, individualitätsverliebten Austrittsentscheidung kritisierte, versagte ich als Sea Org-Mitglied. Andererseits, wenn ich sie traf und kritisierte, würde ich mich beschissen fühlen.
    »Ähh, ja. Ich denke, ich mach’s«, stammelte ich.
    Als hätte er meine Gedanken gelesen, meinte Mr. Rinder: »Pass mal auf, wir wollen bloß keinen Ärger für die Church. Also würde ich dich bitten, die Sache ganz gelassen hinter dich zu bringen. Einfach immer schön freundlich sein. Ich glaube nicht, dass sie irgendwelche Tricks versuchen werden. Okay?«
    »Ja, Sir«, sagte ich ungeheuer erleichtert. Ich würde nur den Tag mit ihnen verbringen müssen. Aber was hier vor sich ging und warum, begriff ich nicht.
    Es war höchst merkwürdig, dass meine Eltern, die die Sea Org, das Land und mich verlassen hatten, mich sehen wollten und mir das Treffen mit ihnen sogar gestattet wurde. Nicht nur gestattet, man hatte mich unterschwellig sogar dazu ermuntert. Ich hatte zu dieser Zeit keine Ahnung, worauf Mr. Rathbun mit »Ärger für die Church« anspielte. Erst viel später erfuhr ich, dass mein Vater Onkel Dave darüber informiert hatte, dass er und meine Mutter in der Gegend von L. A. Urlaub machen würden und mich gerne sehen würden. Die Sache ging wohl eine Weile hin und her, bis meine Eltern schließlich erklärten, entweder die Church würde ein Treffen organisieren oder sie würden kommen und mich holen, auch wenn das gerichtliche Schritte erfordere.
    Als sie in L. A. landeten, teilte Onkel Dave ihnen mit, dass sie zu ihm und Tante Shelly in ein Flughafenhotel kommen sollten. Jahre später erzählte Mom mir, wie sie und Dad vor Wut schäumend im Hotel ankamen und Onkel Dave sie schon bei ihrem Eintreten sofort zu beruhigen versuchte.
    »Ihr werdet Jenna sehen«, versicherte er ihnen. »Es war nie meine Absicht, sie euch vorzuenthalten.«
    In dem Treffen ging es nur um PR und Beschwichtigung. Onkel Dave zufolge hätten Marty und Mike sich ihnen gegenüber völlig falsch verhalten, und von nun an würde er die Sache selbst in die Hand nehmen. Er bot ihnen sogar an, sein Hotelzimmer für ein paar Tage zu nutzen. Letztlich war er darum bemüht, sie auf jede erdenkliche Weise zu besänftigen. Ja, er zahlte meinem Vater

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