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Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition)

Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition)

Titel: Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenna Miscavige Hill , Lisa Pulitzer
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Auditor genauso klar gewesen war wie mir, dass die Hälfte des Gesagten nicht zutraf, bedeutete es für mich nichts Neues, einer Sitzung durch ein falsches Geständnis ein rasches Ende zu bereiten.
    Mit der Ankunft meiner Freundin Molly verbesserten sich die Dinge vorübergehend. Ich kannte Molly seit meinem fünften Lebensjahr, als wir gemeinsam auf der Ranch aufgewachsen waren. Später wurde sie mit den anderen Kindern von der Ranch auf die Flag überstellt und landete schließlich bei mir in der CMO . Sie war unkompliziert, hochintelligent und ein richtiger Bücherwurm. Befreundet waren wir schon immer, allerdings standen wir uns noch nie so nahe wie jetzt. Molly kannte nicht nur meine Vergangenheit, sie hatte auch auf der Flag gelebt, war mit Martino, Cece und all meinen anderen Freunden im EPF gewesen und hatte sich mit ihnen ebenfalls angefreundet.
    Nicht lange und ich vertraute ihr alles an, was mit meinen Eltern passiert war. Der Schritt war riskant. Ich wusste, dass ich mit niemandem sprechen durfte, aber ich hatte das Gefühl, Molly würde mich verstehen. Sie hatte ihre eigenen Probleme mit ihrem Vater. Seit drei Jahren hatte sie ihn nicht gesehen. Auch ihre Mutter hatte sie schon Jahre nicht mehr getroffen. Molly wusste, wie es war, sich allein auf der Welt zu fühlen und nur auf seine Freunde zählen zu können. Sie wusste auch, wie wichtig es war, Geheimnisse für sich zu behalten. Zum ersten Mal seit meiner Ankunft in L. A. erzählte ich jemandem die Geschichte vom Austritt meiner Eltern. Sicher, ich übertrat damit ein Verbot, aber es war eine solche Erleichterung, endlich mit jemandem über meine Gefühle sprechen zu können und eine Vertraute zu haben.
    Mollys Ankunft bedeutete eine willkommene Veränderung, und zum ersten Mal seit langem glaubte ich, mein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Dann schleppte mich Mr. H eines Tages in ihr Büro und begann mich anzubrüllen. Sie hatte herausgefunden, dass ich mit Molly über den Weggang meiner Eltern aus der Sea Org gesprochen hatte. Am meisten regte sie dabei auf, dass Molly gelogen hatte, um mich zu schützen, und Mr. H sie erst mit der Behauptung, ich habe bereits gestanden, überlisten musste. Die Taktik war unglaublich hinterhältig, aber letztlich zu erwarten gewesen. Ich war bloß sauer, erwischt worden zu sein.
    Molly und ich würden beide Ärger bekommen, ihre Loyalität bedeutete mir allerdings viel. Innerhalb der Sea Org begegnete man nicht häufig echter Freundschaft. Sobald man in Schwierigkeiten geriet, mieden einen die Leute, die zuvor noch deine Freunde gewesen waren, und leugneten jede Verbindung mit dir, um ihren eigenen Hals zu retten. Loyalität sollte stets nur der Gruppe insgesamt entgegengebracht werden, keinem Einzelnen, weshalb wir auch alle ständig dazu ermuntert wurden, misstrauisch zu sein. Untereinander sollte nie Vertrauen herrschen, stets hatte das Wohl der Gruppe Vorrang. Abgesehen davon gab es wohl keinen schlimmeren Verstoß, als einen RTC -Abgeordneten zu belügen oder ihm respektlos zu begegnen. Wer irgendeinem Höherrangigen den Gehorsam verweigerte, verhielt sich bereits out ethics, wer sich jedoch Vertretern des höchsten Führungskreises der Church widersetzte, beging praktisch Verrat. Er konnte unverzüglich ins RPF geschickt werden, so viel Macht besaßen diese Menschen.
    Ich war mir also sehr wohl bewusst, wie heldenhaft Molly mein Geheimnis verteidigt hatte. Nur wahre Freunde gingen so weit, die Folgen waren dennoch beschissen. Wir beide hatten wochenlang Wiedergutmachungsdienste zu leisten, bevor wir jedes Mitglied der Gruppe einzeln bitten mussten, uns wieder aufzunehmen, was sie am Ende auch alle taten.
    Molly wurde anschließend auf die PAC -Base versetzt. Die lag zwar nur fünfzehn Autominuten entfernt, doch es hätten genauso gut tausend Meilen sein können. Die Versetzung auf die PAC bedeutete, dass ich sie von nun an nur noch einige wenige Male im Jahr sehen würde. Wieder war mir ein Freund genommen worden.
    Nach Ableistung meiner Strafdienste kehrte die Alltagsroutine zurück. Ich vermisste die Flag noch immer und fühlte mich nicht so glücklich wie damals. Neben meinen vielen Freunden auf der Flag war auch das Umfeld dort einfach ganz anders gewesen. Wir hatten mehr Freiheiten gehabt, und es fiel schwer, daran zurückzudenken, ohne ein wenig Sehnsucht zu verspüren.
    Zugleich traf ich mich in dieser Zeit häufiger mit Dallas und stand sogar ein wenig auf ihn. Dann eröffnete mir zu meiner

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