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Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition)

Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition)

Titel: Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenna Miscavige Hill , Lisa Pulitzer
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Überraschung und Bestürzung meine Freundin Suzy, dass sie in ihn verknallt sei, was natürlich ärgerlich für mich war. Ich wusste kaum etwas von ihm, nur dass er aus San Diego stammte, ziemlich lässig wirkte und eng mit einem etwas eigentümlichen italienischen Jungen befreundet war, mit dem er zusammenarbeitete. Dass er nicht in der Sea Org aufgewachsen war, machte den Umgang mit ihm angenehm unkompliziert. Je mehr Suzy von ihm erzählte, desto besser gefiel er mir.
    Aus ihren Berichten erfuhr ich auch, dass Dallas bereits mit einem Mädchen namens Katie hatte ausgehen wollen, auch wenn das schon ein paar Monate zurücklag. Katie war eine große Blondine mit Modelmaßen, bei der die Jungs Schlange standen, obwohl sie jedem eine Abfuhr erteilte. Sie war erst seit kurzem in der Sea Org, nachdem sie eine Weile als Schauspielerin in Nebenrollen bei großen Produktionen wie American Pie und Ungeküsst mitgewirkt hatte. Ihre Eltern waren bedeutende Geldgeber für Scientology, und sie waren mehrfach für ihre mutigen Anstrengungen um die Verbreitung der Lehre ausgezeichnet worden. Eigentlich unnötig zu erwähnen, dass sie mit ihrem strahlenden perfekten Leben all das verkörperte, was ich nicht war. Ich war nichts weiter als eine elternlose Schülerin mit lausigen Leistungen, ein Sea Org-Mitglied, auf das man genauso gut verzichten konnte, und ein Teenager, der für einen Jungen schwärmte, an den sie vermutlich niemals rankommen würde. Wie sich herausstellte, hatte Katie auch Dallas abblitzen lassen.
    In den nächsten Wochen versuchte ich mit ihm zu reden, wann immer sich eine Gelegenheit dazu bot. Inzwischen kannte er mich auch und schien sogar einigermaßen interessiert zu sein, aber wirklich sicher war ich mir da nie. Im September 2001 war ich eines späten Abends noch mit einer Freundin in der Wäscherei und wartete darauf, dass einer der sieben Wäschetrockner, die es für die zweihundert Mitarbeiter gab, frei wurde. Wir waren alle verpflichtet, die Maschinen an zugeteilten Waschtagen zu benutzen, weshalb wir mitunter die halbe Nacht aufbleiben mussten, um an die Reihe zu kommen. Kaum hatten wir den Raum betreten, da begann eine riesige Kakerlake über den Boden der Wäscherei zu krabbeln. Wir rannten alle kreischend zur anderen Seite, als Dallas mit seiner Schmutzwäsche durch die Tür kam. Lachend fing er die Kakerlake ein und befreite uns von ihr. Seine zurückhaltende Art gefiel mir, aber ich war verlegen und ein wenig gehemmt, weil ich erfahren hatte, dass eine unserer Freundinnen beim CMO , die mit einem Mitbewohner von Dallas ging, ihm von meiner Schwäche für ihn erzählt hatte.
    Die Freude über meine nächtliche Begegnung mit Dallas in der Wäscherei wurde einen Abend später von der sonderbaren Aufforderung meines Supervisors überschattet, mich auf der Stelle bei Mr. H zu melden. Kaum hatte ich geklopft, da flog die Tür auch schon auf. »Komm mit«, befahl Mr. H und stürmte in Richtung der Treppen. Wir gingen zu einem Konferenzraum, und einige Minuten später traten Mr. Rathbun und Mr. Rinder ein.
    Mr. Rathbun übernahm das Reden: »Wir haben nur wenig Zeit«, begann er. »Hier sind einige der Briefe, die Ronnie und Bitty dir in den letzten Monaten geschickt haben. Warum liest du sie nicht einfach erst einmal?« Er schob ein Päckchen von sechs oder sieben Briefen über den Konferenztisch. Seit dem Gespräch, in dem ich ihnen erklärt hatte, nicht nach Mexiko zu kommen, war fast ein Jahr vergangen.
    Die Schrift meiner Eltern war unverkennbar. Ich hatte gar nicht mit Post gerechnet, da sie und Dad sich ja denken konnten, dass keine Briefe durchkamen. Beim Anblick ihrer Schrift überfiel mich für einen kurzen Moment Wehmut, aber dann machte ich mir sofort Sorgen, ihre Kontaktaufnahme könnte mich in Schwierigkeiten bringen.
    »Soll ich sie direkt lesen?«, fragte ich. Immerhin wusste ich ja genau, dass den beiden Männern der Inhalt bekannt war.
    »Ja«, erwiderte Mr. Rathbun und bedeutete mir ungeduldig, dass er und Mr. Rinder warteten.
    Es fühlte sich irgendwie komisch an, die Briefe in ihrem Beisein zu lesen. Ich überflog sie schnell auf der Suche nach etwas Bedeutsamem, das Ärger bedeuten könnte. Dad schrieb, welcher Arbeit Mom und er nachgingen. Es hatte irgendetwas mit dem Verkauf von Ferienwohnungen zu tun. Dann ging es um Pläne, meine Großmutter in Clearwater zu besuchen. Mom schrieb, sie hätten einen Wagen, den sie mir irgendwann überlassen wollten (ich besaß nicht einmal einen

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