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Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition)

Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition)

Titel: Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenna Miscavige Hill , Lisa Pulitzer
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unsere Heiratserlaubnis zu beantragen. Wie waren viel zu nervös und aufgeregt, um zu bemerken, dass der Wagen kaum noch Benzin hatte, und rollten schließlich im Leerlauf den Hügel zur nächsten Tankstelle hinunter. Der Tankdeckel an Dallas’ Auto musste mit dem Zündschlüssel geöffnet werden. Dabei zitterte Dallas so stark, dass er beim Öffnen den Schlüssel im Schloss abbrach. Mit einer vom Tankwart geborgten Zange brauchte er fast eine Stunde, um das abgebrochene Teil wieder herauszuziehen. Wir hofften nur inständig, der Motor würde sich damit noch starten lassen, und jubelten begeistert, als es funktionierte. Die Rechnung bezahlten wir mit den fünf Dollar, die wir von unserem Lohn zusammengespart hatten. Ich möchte gar nicht wissen, was der Tankwart gedacht haben mag, als wir ihm den Berg Fünf- und Zehn-Cent-Münzen überreichten. Da der Sprit für die gesamte Strecke noch immer knapp bemessen war, rollten wir nach Möglichkeit im Leerlauf weiter. Als wir endlich am Courthouse ankamen, mussten wir die Wagentüren auflassen, da der Schlüsselrest im Zündschloss feststeckte. Aber unsere Heiratserlaubnis bekamen wir.
    Der Vater von Dallas war nicht nur Schmuckhändler, sondern auch Scientology-Geistlicher. Er erklärte sich bereit, nach Los Angeles zu kommen, um eine kurze kirchliche Zeremonie durchzuführen. Geplant war, dass wir ihn um Mitternacht im Celebrity Center treffen würden, da wir dann erst Dienstschluss hatten.
    Zu meiner großen Überraschung waren auch Dallas’ Mutter, seine Schwester mit Freund sowie sein Bruder mit Frau und kleinem Töchterchen anwesend. Bis auf den Freund der Schwester gehörten alle Scientology an. Als Trauzeugen hatte ich meine beiden Freunde Phil und Clare mitgebracht. Dafür waren weder Bitty und Ronnie Miscavige noch Onkel Dave oder Tante Shelly noch Onkel Larry anwesend. Ich war sehr gerührt, dass sich so viele Verwandte von Dallas extra die Mühe gemacht hatten, an der Feier teilzunehmen. Obwohl ich sie nicht sonderlich gut kannte, bedeuteten wir ihnen offensichtlich genug, um die zwei Stunden von San Diego hinaufzufahren.
    Die Zeremonie entsprach nicht unbedingt meiner Traumhochzeit. Dallas und ich trugen beide unsere Uniform. Ich hatte mich nicht einmal frisch schminken können, und meine Schuhe waren von dem Sprühkleber verdreckt, den wir an diesem Tag für die Schautafeln benutzt hatten. Die Zeremonie dauerte nur fünf Minuten, es gab keine Blumen, kein festliches Essen, keinen Sekt und keine Musik, aber das spielte alles keine Rolle. Jetzt waren wir verheiratet.
    Den Augenblick, in dem Dallas mir den Ring über den Finger streifte, halte ich noch immer in liebevoller Erinnerung. Ich schwor mir selbst, dass ich alles für seinen Schutz und sein Wohlergehen tun und mich nie wieder von ihm trennen lassen würde. Eigentlich durfte er mir nicht wichtiger sein als die Church, das wusste ich natürlich, aber das war mir egal. Wir hatten es endlich geschafft. Am 20. September 2002 wurde ich Jenna Hill.

KAPITEL 29
Australien
    Dallas und ich hatten keine Gelegenheit, das besondere Ereignis zu genießen. Ich musste umgehend zur Arbeit zurück, wo ich die ganze Nacht Entwurftafeln zusammenbaute. Am nächsten Morgen trafen wir uns mit den Eltern von Dallas zu einem heimlichen Frühstück bei Denny’s. Da kein Sonntagvormittag war, durften wir das offiziell zwar nicht, aber wir taten es trotzdem. An diesem Tag erzählte ich jedem, der es hören wollte, stolz davon, dass Dallas und ich verheiratet waren und ich nun Jenna Hill hieß. Es fühlte sich fantastisch an, nicht mehr sofort mit dem Namen Miscavige in Verbindung gebracht zu werden, dennoch änderte der Namenswechsel natürlich nichts an der Tatsache, dass ich Dallas früher oder später meiner Familie vorstellen musste.
    Im Dezember 2002 erhielten Dallas und ich die Erlaubnis, unser erstes gemeinsames Weihnachtsfest zu feiern. Wir würden nach San Diego reisen, um dort die Feiertage mit der Familie von Dallas zu verbringen, und anschließend noch nach Clearwater zu Grandma Loretta und Tante Denise und dann zu meinen Eltern nach Virginia. Die gesamte Verwandtschaft von Dallas war unglaublich nett. Sein Elternhaus war ein großes Blockhaus mit offenem Kamin, wie man es sich gemütlicher nicht vorstellen konnte. Die Flanellbezüge auf den Betten und das gedämpfte Licht ließen alles warm und einladend wirken. Es lag ein Gefühl von Zuhause in der Luft, eine familiäre Atmosphäre, die sich völlig von dem Leben

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