Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition)
stellte sich heraus, dass ich ein Gespräch mit Mr. Wilhere hatte, in dem es um meine Heirat ging. Er bat uns, noch ein wenig Geduld zu haben, da die Probleme mit dem Onkel von Dallas noch nicht ausgeräumt seien. Es überraschte mich wenig, dass Onkel Larry sich als unlösbares Dauerproblem erwies.
Ich erklärte mich einverstanden damit, noch ein wenig zu warten, sofern er bereit wäre, Dallas zum FLO zu versetzen, damit wir zumindest zusammen sein konnten. Zu meiner Überraschung willigte er ohne zu zögern ein.
Nachdem dieser Punkt geklärt war, dachte ich mir, dass sie an Onkel Larry nur die Gefahr zu beschäftigen schien, er könne auf der Hochzeit meine Eltern kennenlernen und mit ihnen gemeinsam irgendein Komplott aushecken, könnte man die beiden auch einfach bitten, nicht an der Feier teilzunehmen. Und so bot ich an, meinen Eltern einen entsprechenden Brief zu schreiben, wenn darin das Problem lag. Mr. Wilhere dachte eine Weile darüber nach und ließ mich dann tatsächlich ein Schreiben aufsetzen, in dem ich fälschlicherweise betonte, wie glücklich ich war und wie gut es mir ging. Ich erzählte ihnen, dass ich jemanden gefunden hatte, den ich liebte, und dass er ihnen bestimmt auch gefallen würde. Anschließend bat ich sie um Verständnis, dass ich nun mein eigenes Leben führte. Ich lud sie nicht ausdrücklich von der Hochzeit aus, hoffte aber, dass ihnen auch so nicht verborgen bleiben würde, worauf die Nachricht hinauslief.
Mr. Wilhere hielt Wort. Am nächsten Tag wurde Dallas der FLO -Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit als Drucker überstellt. Diese Abteilung war verantwortlich für die Herstellung von Werbebeiträgen zu Scientology-Broschüren, Zeitschriften und anderen Publikationen. Es war uns jetzt möglich, gemeinsam essen zu gehen, uns tagsüber zu treffen und abends sogar mit demselben Bus ins Quartier zurückzufahren.
Ein paar Wochen später erschien Mr. Wilhere unangekündigt in meinem Büro und wollte mit mir sprechen. Er überreichte mir einen bereits geöffneten Brief meiner Eltern. Sie schrieben, dass sie inzwischen nicht mehr in Mexiko wohnten, sondern in Virginia. Sie freuten sich sehr darüber, mich glücklich zu sehen, und verstanden schon, nicht selbst an der Hochzeitsfeier teilnehmen zu können.
Ihre Antwort erleichterte mich, doch es erstaunte mich auch ein wenig, wie sich alles plötzlich fügte. Damals wusste ich noch nicht, dass mein Onkel Dave sich gerade in Kirchenangelegenheiten an der Ostküste aufhielt und ihnen den Brief höchstpersönlich zugestellt hatte, was auch bewies, wie aufmerksam er meine Situation verfolgte. Laut den Berichten meiner Eltern hatten sie meinen Onkel mit seinem Gefolge in einem schicken Hotel in Washington D.C. getroffen, in dem er abgestiegen war. Er händigte meinen Eltern nicht nur den Brief aus, sondern machte meinen Vater auch mit einem örtlichen Immobilienhändler bekannt, der ihm beruflich weiterhelfen konnte, und fand für meine Mutter einen Job in einer Anwaltskanzlei. Darüber hinaus erklärte er meinen Eltern, dass sie nicht länger SP s wären. Sie hatten der Bitte der Church entsprochen, eine Weile in Mexiko zu bleiben, und im Wesentlichen die erforderlichen Schritte A-E absolviert, um entdeklariert zu werden.
Bei diesem Treffen gab Onkel Dave auch sein Einverständnis, dass mein Vater jetzt das Gespräch mit seiner Mutter führen durfte, um das er gebeten hatte. Was meine Hochzeit betraf, so hatte meine Mutter schon wegen meiner Zugehörigkeit zur Sea Org mit einer frühen Heirat gerechnet und war von der Nachricht daher wenig überrascht. Onkel Dave erzählte ihnen, dass er selbst Dallas nicht kenne, aber gehört habe, er sei ein netter Kerl.
Wie gesagt wusste ich damals von alldem nichts. Ich fühlte mich einfach nur erleichtert, dass sie nicht zu meiner Hochzeit kamen. Erst später, nachdem ich die Church verlassen hatte, erzählte mir meine Mutter die ganze Geschichte.
»Und«, meinte Mr. Wilhere sarkastisch, »jetzt wirst du bestimmt schon morgen heiraten, wie?« Es war unübersehbar, wie sehr es ihn wurmte, dass sich all meine Wünsche erfüllt hatten, sogar die Überstellung von Dallas zur Base.
»So ungefähr«, erwiderte ich ungerührt.
»Na dann, viel Glück«, sagte er und nuschelte noch ein paar obligatorische gute Ratschläge herunter, worauf in einer guten Ehe zu achten sei. Ich hörte seinem Vortrag kaum zu. Ich würde heiraten.
Am nächsten Tag fuhren Dallas und ich schon frühmorgens zum Standesamt, um
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