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Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition)

Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition)

Titel: Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenna Miscavige Hill , Lisa Pulitzer
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künftig mit sich selbst zurechtzukommen, würde sie vielleicht sogar zum Bleiben bewegen. Deshalb war ein Beichtverfahren unbedingte Voraussetzung für einen einvernehmlichen Austritt. Wer das Beichtverfahren verweigerte, wurde zur Suppressive Person erklärt.
    Als nächsten Punkt auf der Checkliste sollte ich eine Verpflichtungserklärung unterschreiben. Wie Linda mir erklärte, versicherte ich mit der obligatorischen Unterzeichnung dieses Dokuments, dass ich mich nie kritisch zur Kirche äußern würde. Eine Verletzung dieser Verpflichtungserklärung sollte mich pro Einzelfall 10 000 Dollar Strafe kosten. Unterschrieb ich nicht, würde ich ihrer Aussage zufolge zur SP erklärt. Das regte mich unglaublich auf. Eine derartige Richtlinie hatte LRH niemals verfasst, und das sagte ich ihr auch. Genau dieses Verhalten war es, was mich am Management der Sea Org am meisten störte, dieses willkürliche Erfinden von Regeln, die nichts mit der Lehre von LRH zu tun hatten. Linda wurde sauer und verlangte, dass ich unterschrieb.
    Mir gefielen weder ihr Ton noch ihr Auftreten. Ich erklärte mich bereit, meiner Beichtverpflichtung nachzukommen, mit deren Einforderung ich schon seit Wochen gerechnet hatte, aber unterschreiben würde ich nichts. Sie begann mich anzuschreien und bezeichnete meine Weigerung zu unterschreiben als unethisch und mich als Suppressive Person. Sie warf die Checkliste und die Verpflichtungserklärung auf das Bett und wies mich an, es selbst zu lesen.
    »Meinen Sie das?«, erwiderte ich höhnisch, griff nach den Papieren und riss sie in tausend Stücke. Anschließend sagte ich zu ihr, sie solle aus meinem Zimmer verschwinden. Mit Menschen, die sich widersetzten, hatte sie wenig Erfahrung. Sie warf mir einen entrüsteten Blick zu, schrie, dass ich damit nicht durchkommen würde, und stürmte hinaus. Rot vor Wut und vor Angst über mein eigenes Tun und die möglichen Folgen knallte ich hinter ihr die Tür zu. Von Dallas hatte ich noch immer nichts gehört, und ich begann, mir ernsthaft Sorgen zu machen.
    Morgens um halb zwei kam er endlich nach Hause. Er wirkte müde und nicht sonderlich erfreut mich zu sehen, was um diese Uhrzeit höchst bedenklich war. Aus meiner Sicht konnte es nur bedeuten, dass er ausgedehnte Treffen mit Kirchenoberen hinter sich hatte. Ich war nicht in der Stimmung zu streiten, also fragte ich ihn nur, ob er noch immer gemeinsam mit mir gehen würde.
    »Keine Ahnung«, sagte er.
    Die Antwort schockierte mich kaum. Dafür war Dallas in letzter Zeit bereits zu schweigsam gewesen und auffallend spät nach Hause gekommen. Dennoch konnte ich es nicht fassen, dass er mich jetzt einfach im Stich ließ und sich auch erst dazu bequemte, mir von seinem Sinneswandel zu erzählen, als ich ihn in die Enge trieb.
    »Ich weiß es nicht«, fuhr er fort. »Du kooperierst nicht wirklich, und du erfüllst auch dein Beichtverfahren nicht so, wie du versprochen hast.«
    Bei diesen Worten war mir klar, dass ihm jemand Lügengeschichten über mich erzählt haben musste. Schließlich wusste er genau, wie lange ich hier schon gehorsam auf die nächste Kontaktaufnahme gewartet hatte.
    »Du weißt doch genauso gut wie ich, dass ich hier seit zwei Wochen herumsitze und auf ihr Startzeichen für das Beichtverfahren warte, und nichts passiert.«
    »Ja, aber das liegt doch nur daran, weil du nicht erst dein Auditing beendest«, sagte er.
    »Ich will keine Auditings mehr. Ich will bloß mein Beichtverfahren haben und dann von hier abhauen!«
    »Na, wenn du einfach kooperieren würdest, dann könntest du das auch«, beharrte er.
    »Soll das jetzt heißen, du wirst nur mit mir zusammen weggehen, wenn ich zuerst mein Auditing abschließe?«, wollte ich wissen. Was Dallas nun sagte, hätte ich nie erwartet.
    »Also, ich will überhaupt nicht gehen.«
    »Du meinst, du wirst auf gar keinen Fall mehr mit mir weggehen?«, fragte ich fassungslos, um der Sache auf den Grund zu gehen.
    Dallas schwieg verlegen. Meine schlimmsten Befürchtungen hatten sich bewahrheitet.
    »Mit wem hast du gesprochen?«
    Mit dieser Frage schien er gerechnet zu haben. »Mit niemandem. Ich möchte nur einfach nicht weg.«
    »Du lügst. Mit wem hast du gesprochen?«
    »Mit niemandem. Ich schwör’s.«
    In diesem Augenblick wusste ich, dass er mit mir abgeschlossen hatte. Genau wie Linda sah er in mir nur noch eine unkooperative, aufrührerische SP .
    Wir stritten uns noch stundenlang, ohne dass einer von uns in irgendeiner Weise nachgab. Ich wollte

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