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Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition)

Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition)

Titel: Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenna Miscavige Hill , Lisa Pulitzer
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erklärte ich mich bereit, ihnen zuliebe das Committee of Evidence über mich ergehen zu lassen, obwohl ich wusste, wie qualvoll und erniedrigend die Prozedur sein würde.
    Die Anklage der Church lautete bei mir auf fünf Verbrechen und vier Schwerverbrechen, basierend auf diversen Vorfällen, die sich im August 2005, aber auch bereits im Oktober 2003 abgespielt hatten. Meine Schwerverbrechen bestanden darin, dass ich mich nicht der mir gelehrten Scientology-Methoden bei der Bewältigung schwieriger Phasen in meinem Leben bedient hatte, dass ich eine Woche vor meinem Weggang aus der Sea Org mit einem Anruf bei der Polizei gedroht hatte, dass ich nicht dem einvernehmlichen Verfahren zum Verlassen der Sea Org gefolgt war und dass ich Dallas von meiner Absicht zum Austritt erzählt hatte, was als suppressive act , also unterdrückerische Tat gewertet wurde. Außerdem hatte ich den Auditing-Raum sowie die Dosen beschädigt, als ich meine Auditing-Sitzung verlassen wollte, hatte Linda auf dem Flughafen in einen Streit verwickelt und bei verschiedenen Anlässen während des Dienstes meinen Vorgesetzen widersprochen und sie angeschrien, all das waren laut Vorladung Verbrechen gegen die Church.
    Dallas wurde ebenfalls einer Reihe von Verbrechen und Schwerverbrechen beschuldigt, die aber zumeist mit seinem Versagen zusammenhingen, mich zu »handhaben«, als ich die Vorgaben für ausscheidende Mitarbeiter verletzte, indem ich das Auditing abbrach und mit einem Anruf bei der Polizei drohte. Darüber hinaus wurde ihm zur Last gelegt, er habe mich falsch gehandhabt, als ich bei unserer Rückkehr vom Flughafen zur Base verschiedenen Leuten »ins Gesicht gesprungen« sei.
    Nachdem ich nun endlich draußen war, hatte ich wirklich überhaupt keine Lust, mir einen Haufen unsinniger Anklagepunkte gegen mich anzuhören oder der Church womöglich sogar das Gefühl zu geben, sie habe die Macht, mich nach Belieben vorzuladen. Für mich war es eine enorm bittere Pille, die ich da schlucken musste, aber ich tat es für Dallas, da so unser Verhältnis zur Church offiziell geklärt wurde. Er hatte die Hoffnung noch nicht aufgegeben, mit ihr in Verbindung zu bleiben, was seiner Familie das Leben erheblich erleichtert hätte.
    Eines Morgens fuhren wir alle gemeinsam zur PAC Base in L. A. Wie ich wusste, würden sie den gesamten Prozess aufzeichnen, daher erklärte ich gleich, die Verhandlung ebenfalls aufnehmen zu wollen und meinen Recorder auf den Tisch zu stellen.
    Dallas und ich mussten einzeln vor dem Committee of Evidence erscheinen. Ich machte den Anfang. In der Verhandlung wurden die diversen Anklagepunkte gegen mich vorgelesen, dann fragte man mich, ob ich auf schuldig oder nicht schuldig plädiere. Ich sagte in allen Fällen nicht schuldig und fügte hinzu, dass ich zu allen Geschehnissen anderer Meinung war und die Ursache vielmehr in ihrem eigenen Handeln begründet lag. Auf die Frage, ob ich für irgendetwas die Verantwortung übernehmen würde, sagte ich nein. Dann wollten sie wissen, ob ich bereit sei, die Sea Org in gutem Einvernehmen zu verlassen, wenn damit der Kontakt zu Dallas’ Familie erhalten bleiben konnte. Ich erwiderte, darüber nachdenken zu wollen.
    Dallas kam als Nächster dran. In den meisten Anklagepunkten plädierte auch er auf nicht schuldig, aber nicht in allen. Allerdings erklärte er zu dem einen Punkt, in dem er »schuldig« zugestand, dass es nur an ihrem Verhalten gelegen habe. In den folgenden Wochen warteten wir auf ihre »Befunde und Empfehlungen«.
    Es vergingen vier Monate, bis sie endlich eintrafen. Ich wurde des aufrührerischen Verhaltens und der Meuterei für schuldig befunden. Außerdem wurde ich dafür verurteilt, dass ich Dallas von meinen Austrittsabsichten erzählt hatte. Das Komitee hatte vorgeschlagen, uns zu SP s zu erklären, doch auf Intervention des International Justice Chief wurde uns mitgeteilt, wir könnten wieder gute Beziehungen zur Church herstellen, wenn wir jeweils zweihundertfünfzig Dienststunden Schadensersatz leisten würden, einen Security-Check absolvierten, mit der Freeloader Bill die Rechnung für unser »Schmarotzertum« beglichen und uns in niedrigere Ethik-Zustände fügten.
    Die Urteile waren hart und räumten nicht einmal ansatzweise eine ungerechte Behandlung ein. Sie fielen härter aus, als Dallas und seine Eltern es erwartet hatten. Ich dagegen hatte mit nichts anderem gerechnet. Selbstverständlich hegte ich nicht die Absicht, auch nur eine ihrer Maßregelungen

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