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Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition)

Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition)

Titel: Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenna Miscavige Hill , Lisa Pulitzer
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zurückkam, erzählte er, dass sie mit ihm hatten wegfahren wollen. Sie hatten ihn zu einem Treffen mit Linda und Mr. Rinder bringen wollen, aber er hatte sich geweigert. Der Klang seiner Stimme und sein Gesichtsausdruck verrieten mir, dass Dallas’ Wunsch zu bleiben zunehmend schwand.
    Wir würden nicht all ihre Bedingungen einfach schlucken, und wir bildeten eine geschlossene Front, so viel war ihnen mittlerweile bewusst. Sie stellten uns ein Ultimatum: Entweder müssten wir uns trennen oder die Sea Org verlassen. Dallas sagte, sie allein trügen die Verantwortung dafür, wenn wir gingen. Dann wollten wir unsere Sachen aus unserem Zimmer holen, erhielten jedoch die Auskunft, wir dürften die Base nicht mehr betreten.
    »Tja, gehen heißt türmen«, meinte der Security Officer. »Sie verlassen das Gelände ohne Erlaubnis.«
    Diese Worte gaben Dallas den Rest. »Wie können wir türmen?«, erwiderte er fassungslos. »Wenn Sie uns sagen, wir dürften nicht bleiben, wie können wir da türmen?«
    Ich musste ihn beruhigen, was ein ziemlich merkwürdiges Gefühl war, da normalerweise er derjenige war, der mich beruhigen musste. Ich riet ihm, seine Kraft nicht auf diese Leute zu verschwenden. Wir versuchten, in unser Zimmer zu kommen, aber der Sicherheitsdienst ließ uns nicht durch.
    Frustriert kehrten wir zu Dallas’ Wagen zurück. Da keiner von uns Geld hatte, benutzten wir die Kreditkarte, die Dad mir für solche Notfälle gegeben hatte. Wir verbrachten die Nacht in einem Motel in der Nähe der Base und überlegten uns die nächsten Schritte. Morgens versuchten wir es erneut auf der Base, ohne jedoch etwas zu erreichen. Wir waren beide verängstigt und traumatisiert und wussten nicht so genau, ob wir das Richtige taten. Diese Entscheidung für mich allein zu treffen, war in gewisser Weise leichter gewesen. Jetzt betraf der Bruch auch Dallas, und ich musste vorsichtiger abwägen. Ich sah, wie verunsichert Dallas war, und hoffte nur inständig, er würde nicht erneut die Seiten wechseln.
    Am nächsten Morgen klopfte es an unserer Tür. Ich konnte mir nicht denken, wer es war, da niemand unseren Aufenthaltsort kannte. Draußen stand der Security Officer, diesmal nicht in Uniform, sondern in einem Businessanzug. Er überreichte uns einen Umschlag und deutete auf einen Mietlaster, der auf dem Parkplatz stand. Im Umschlag befanden sich Fotos von all unseren Habseligkeiten, deren Nummerierung anzeigte, in welchem Karton sie verpackt waren. Sämtliche Kartons waren systematisch in den Laster geladen worden. Außerdem gab es eine entsprechende Auflistung aller Dinge, die bis zur Anzahl der Münzen und Wattestäbchen alles aufführte.
    Gemeinsam mit dem Officer gingen wir zu dem Wagen, während sein Kollege uns auf einem Fahrrad ständig umkurvte. »Nur damit Klarheit herrscht, wie es um Sie steht. Sie sind diejenigen, die türmen und sich antisozial verhalten«, verkündete er uns. Mit dem Finger auf Dallas deutend, fuhr er drohend fort: »Und ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um dafür zu sorgen, dass Sie nie wieder ein Wort mit Ihrer Familie reden.«
    Ich wusste zwar nicht, wie die Church diese Drohung wahrmachen wollte, aber seine Ankündigung beunruhigte mich sehr und machte Dallas unglaublich wütend.
    Noch am selben Vormittag machten wir uns auf den Weg zu seinen Eltern nach San Diego. Er hatte sie bereits angerufen, und sie erwarteten uns. Mit jeder Meile, die wir zwischen uns und die Base brachten, fühlten wir uns sicherer, so als würden nach und nach all die Stricke reißen, die uns dort gefesselt hatten. Von nun an würden wir keine Uniform mehr tragen müssen. Wir konnten selbst darüber entscheiden, wann wir aufstehen oder ob wir ins Kino gehen wollten. Wir konnten für unser eigenes Auskommen sorgen und unsere eigenen Regeln aufstellen. Von nun an ging es tatsächlich um das größte Wohl für die größte Anzahl von Dynamiken, nur dass diese Rechnung zum ersten Mal in unserem Leben zu unseren Gunsten ausfallen würde.

KAPITEL 32
Die wirkliche Welt
    Dallas’ Eltern bereiteten uns einen herzlichen Empfang. Sie freuten sich darüber, Dallas wieder zu Hause zu haben, begegneten seiner Entscheidung, die Sea Org zu verlassen, jedoch mit gemischten Gefühlen. Sie machten sich Sorgen über mögliche Folgen für ihre eigene Zukunft bei den Scientologen und über Auswirkungen, die es für seine Geschwister und deren Familien haben könnte. Ich war ihnen dankbar für die Aufnahme, sah allerdings auch das

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