Mein Geliebter aus den Highlands
Chance hatte. Er wollte nur noch töten. Aus den Augenwinkeln sah er, dass die Reiter nicht abwarteten, ob er allein war, sondern flohen. So hatte er es nur noch mit drei Gegnern zu tun. Statt sich zu freuen, dass seine Chancen stiegen, wurde er nur noch wütender, weil er die Welt nicht von all diesem Abschaum befreien konnte.
Der erste Mann fiel rasch seinen wütenden Schwerthieben zum Opfer. Gregors leichtlebiger Vater hatte zwar im Lauf der Jahre viel Unheil angerichtet, aber eines hatte er seinen vielen Söhnen sehr gut beigebracht: das Kämpfen. Gregor hegte nicht den geringsten Zweifel, dass er seine restlichen Gegner töten würde. Er musste nur noch entscheiden, ob er es rasch erledigen oder sie leiden lassen wollte dafür, dass sie ihm die Freude aus seinem Leben geraubt hatten.
Als eine kleine Stimme in seinem Kopf wisperte, dass er ja gar nicht wusste, ob Alana tot war, beschloss er, die Männer rasch zu töten. Es war zwar eher unwahrscheinlich, dass sie einen solchen Sturz überlebt hatte, aber er konnte nicht riskieren, sie dort unten länger herumliegen zu lassen, nur um diesen Männern möglichst viele Schmerzen zuzufügen. Wenn Alana noch lebte, brauchte sie rasch seine Hilfe. Deshalb musste er seine Rachegelüste auf ein Minimum beschränken.
Er rammte dem Kerl, der Alana zu Fall gebracht hatte, das Schwert in den Bauch, während er den zweiten mit seinem Dolch in Schach hielt. Einen Moment lang ließ er ihn im Glauben, er müsse einen langsamen, qualvollen Tod erleiden, doch dann durchbohrte er sein Herz. Das Gesicht seines letzten Gegners war bereits schweißüberströmt, aber Gregor kannte keine Gnade. Rasch bereitete er der Angst dieses Kerls ein Ende, indem er mit seinem Schwert eine Finte ausführte und ihm den Dolch ins Herz stieß. Er vergewisserte sich noch kurz, dass die Feiglinge, die ihre Kumpane dem Tod überlassen hatte, nicht zurückgeschlichen waren, dann trat er vorsichtig an den Rand der Schlucht. Beinahe hätte er wieder laut aufgeschrien, als er Alana entdeckte. Sie regte sich nicht. Aber er sagte sich, dass sie ja auch nur bewusstlos sein konnte.
Er wischte sein Schwert am Wams eines seiner Opfer ab, steckte es zurück in die Scheide und machte sich an den Abstieg in die Schlucht. Unten angekommen blieb er kurz stehen und starrte Alana an. Er hatte schreckliche Angst, dass sie sich eiskalt anfühlen könnte, wenn er sie berührte. Doch dann schob er diese Angst beiseite und kniete sich neben sie. Erleichterung durchflutete ihn, als er sah, dass sich ihre Brust hob und senkte. Er legte die Hände vors Gesicht, um sich wieder zu fassen, und wunderte sich nicht, dass er Tränen spürte. Einen kurzen Moment hatte er Alana für tot gehalten. Dieser Moment hatte ihn die Wahrheit erkennen lassen, der er sich viel zu lange widersetzt hatte: Alana war mehr als nur wichtig für ihn. Er konnte nicht mehr ohne sie leben. Er liebte sie.
So behutsam wie möglich versuchte er, das Ausmaß ihrer Verletzungen einzuschätzen. Ihre Unterhose war nicht zerrissen, das Grauen einer Vergewaltigung war ihr also erspart geblieben. Zumindest hoffte er das inständig. Er verstand nicht sehr viel von der Heilkunde, doch seiner Meinung nach war nichts gebrochen. Sicher konnte er sich dessen allerdings erst sein, wenn sie aufwachte und ihm sagte, was sie fühlte, wenn sie sich bewegte. Die größte Sorge machte ihm, dass sie auf dem Rücken gelandet war. Bei Rückenverletzungen konnte man manchmal nicht mehr laufen. Natürlich konnte auch ihr Schädel gebrochen sein, und er wusste, dass eine solche Verletzung sehr traurige Folgen haben konnte. Außerdem konnte sie Verletzungen im Inneren ihres Leibes haben. Bei diesen konnte man von außen nichts sehen, aber sie hörten nicht auf zu bluten.
Doch immerhin war sie am Leben, sagte er sich, als seine Besorgnis immer größer wurde. Jetzt musste er sie erst einmal zurück zur Hütte bringen und dann nach Scarglas. Dort war Fiona, die in der Heilkunde sehr bewandert war. Zu ihr wollte er Alana so schnell wie möglich bringen. Er setzte sich neben sie und strich ihr sanft über den Kopf. Zum ersten Mal seit Langem sprach er ein Gebet: »Bitte, Allmächtiger, lass sie aufwachen und mich anlächeln.«
Alana stöhnte leise. Gregor erstarrte. Nun regte sich auch ihr Körper ein wenig, was ihn darauf hoffen ließ, dass sie tatsächlich keine Knochenbrüche erlitten hatte. Er kauerte über ihr und wartete darauf, dass sie die Augen aufschlug. Erst wenn sie ihn
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