Mein Geliebter aus den Highlands
würde sie selbst dann heiraten, wenn sie ihm nichts als sich selbst und diesen albernen Kater einbringen würde. Wenn sie ungehindert vorankamen, würden sie heute Scarglas erreichen. Dann wollte er sofort die ersten Schritte unternehmen, um sich von den Kerrs zu lösen. Natürlich wollte er das in aller Freundschaft tun, was wahrscheinlich etwas Zeit beanspruchen würde. Doch zu viel Zeit wollte er damit nicht vergeuden. Er wollte Alana so rasch wie möglich in aller Öffentlichkeit als die Seine einfordern und sie überreden, seine Gemahlin zu werden, bevor sie ihre Verwandten traf. Aber das konnte er erst tun, wenn die Sache mit den Kerrs bereinigt war.
Als er an ihr heutiges Liebesspiel dachte, war er zuversichtlich, dass sie sich bereit erklären würde, ihn zu heiraten, selbst wenn er ihr nicht allzu viel bieten konnte. Wenn ihr nichts an ihm läge, hätte sie ihm diese Zärtlichkeiten niemals mit so viel Leidenschaft geschenkt. In jedem Kuss von ihr hatte das Versprechen auf tiefe Gefühle gelegen – Gefühle, die er sich mittlerweile sehnlichst von ihr wünschte.
Plötzlich erkannte er, dass es ihm nicht reichen würde, wenn sie ihn mochte und begehrte. Er wollte, dass sie ihn liebte, auch wenn es wahrscheinlich unfair war, darauf zu hoffen, solange er noch nicht bereit war, seine eigenen Gefühle mit diesem Begriff zu versehen. Auf jeden Fall aber wollte er dafür sorgen, dass es ihr an nichts fehlte, ihr Lust schenken und Kinder mit ihr zeugen.
Auf dem Weg durch die Bäume zum Bach schimpfte ihn eine kleine Stimme in seinem Herzen einen Heuchler. Aye, diese Stimme hatte recht. Aber im Moment war daran nichts zu ändern. Gregor misstraute der Liebe, auch wenn er oft erlebt hatte, wie zufrieden Sigimor und Ewan mit ihren Gemahlinnen wirkten. Sie zeigten ihre Liebe deutlich, selbst wenn sie sie nicht in Worte fassten. Viel zu oft hatte er jedoch auch erlebt, dass jemand bitter unter der Liebe litt. Mit solch heftigen Gefühlen wollte er nichts zu tun haben.
An der Furt, durch die sie am Vortag geritten waren, war von Alana nichts zu sehen. Gregors Sorgen wuchsen. Als er das Ufer genauer erforschte, fand er Spuren, die darauf hinwiesen, dass sie hier gewesen war. Doch dann war sie weggegangen, allerdings nicht zurück zu ihm. Wo steckte sie nur?
Plötzlich hörte er einen Schrei, und er entdeckte durch die Bäume hindurch eine Lichtung. Anfangs dachte er, es seien Jäger, die versuchten, ein Reh oder einen Hirsch in die Enge zu treiben. Doch dann erblickte er Alana und erkannte, dass diese Männer sie jagten. Ihm war völlig klar, was sie mit ihr vorhatten. Bei dem Gedanken, dass sich ein Mann seiner Alana gewaltsam nähern wollte, stiegen Mordgelüste in Gregor auf.
Als er sah, dass ein Mann sie niedergerungen hatte, musste er sich zügeln, um nicht mitten in den Haufen Männer hineinzustürmen. Doch das hätte ihn bestimmt das Leben gekostet, und dann wäre Alana ihnen ausgeliefert gewesen. Es fiel ihm schwer, sich leise anzupirschen, als er sah, dass der Mann Alana umdrehte und ohrfeigte. Aber er wusste, dass er eine solche Überzahl nur mit List und Tücke schlagen konnte.
Erleichtert seufzte er auf, als er sah, dass Alana sich von dem Kerl losgerissen hatte. Aber seine Erleichterung war nur von kurzer Dauer. Er sah, dass die Kerle Alana langsam umzingelten. Er sah es Alana auch genau an, als sie merkte, was die Kerle im Schilde führten. Aber es war zu spät, sie konnte sich nicht mehr retten. Er musste sich auf die Zunge beißen, um ihr nicht ein paar aufmunternde Worte zuzurufen. Wie gern hätte er ihre Angst damit gelindert!
Am liebsten hätte er den Kerl, der Alana gerade bedrohte, auf der Stelle in Stücke gehackt. Dennoch zwang er sich, den Vorteil zu nutzen, der sich ihm bot, als die Männer Alana beim Kampf mit ihrem Widersacher beobachteten. Er war richtig stolz auf Alana. Sie gab nicht klein bei, und als sie den Kerl mit ihrem Knie fast entmannte, musste er beinahe lächeln. Doch diese Gefühle wichen einer eiskalten Angst, als er sah, wie sie immer näher an den Rand des Abgrunds geriet. Er konnte nur hilflos zusehen, wie sie abstürzte. Die darauf folgende Stille war entsetzlich.
Dann hörte Gregor einen wut- und schmerzerfüllten Aufschrei und merkte, dass er von ihm stammte. Er stürzte sich auf die Kerle, die sich am Rand der Schlucht versammelt hatten. Mittlerweile war seine Wut so übermächtig, dass er keinen Gedanken mehr darauf verschwendete, ob er gegen diese Horde eine
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