Mein geliebter Maerchenprinz
mit weniger als dem Besten zufriedengegeben, um bei ihrem Vater Eindruck zu machen. Aber es hatte nichts genützt.
Susana war so süß gewesen mit ihrem blonden Haar und den Grübchen in den Wangen, so zauberhaft und liebenswürdig, dass sich niemand über ihre schlechten Noten oder ihre Unpünktlichkeit beschwerte. Ihre Eltern hatten nicht einmal ärgerlich reagiert, als sie das College abgebrochen hatte, um Joe Hunt zu heiraten. Und keiner schien zu bemerken, dass sie ihn Regina ausgespannt und ihr damit das Herz gebrochen hatte.
Auch Joe war sehr begabt gewesen. Obwohl er noch sehr jung war, wurde über ihn in der „Law Review“ geschrieben. Und er war mit Regina zusammen, bis zu dem Moment, als er Susana zum ersten Mal sah und all die Dinge, die ihn mit Regina verbanden, keine Rolle mehr für ihn zu spielen schienen.
Pech für Regina, dass Joe der einzige Mann gewesen war, den sie je geliebt hatte. Die ganze Familie glaubte, dass sie schon längst über ihn hinweg war, und sie selbst sagte sich auch wieder und wieder, dass das stimmte. So wie sie sich auch immer wieder vorgemacht hatte, dass sie gern mit Bobby ins Bett ging.
Sie wollte lieber nicht darüber nachdenken, dass Nico groß und dunkelhaarig und Joe ein wenig ähnlich war.
„Hast du Viola angerufen?“
Nico runzelte die Stirn. Seine Mutter, die Principessa Donna Gloriana Lucia Romano – um nur einige wenige ihrer Namen und nur einen ihrer zahlreichen Titel zu erwähnen –, deren enge Freunde sie Glory nannten, sprach gerade auf Italienisch und im Maschinengewehrtempo auf ihn ein. Nicht, dass Italienisch ihr besonders gefiel.
Sie war in Paris erzogen worden, weil ihre Mutter – Nicos Großmutter – , von der sie sich hoffnungslos entfremdet hatte, Französin war und alles Französische bevorzugte. Beide Frauen zogen die französische Sprache allen anderen vor, aber er selbst liebte das Italienische und Englische mehr, also kam seine Mutter ihm gewissermaßen entgegen. Der Grund dafür war natürlich, dass seine liebe ehrgeizige Mutter, im Gegensatz zu grand-mère , die sich nur wünschte, dass er glücklich war, mal wieder irgendetwas von ihm haben wollte.
„Noch nicht“, antwortete er.
„Nico, tesorino , warum schiebst du das immer wieder hinaus?“ Sie nannte ihn gern tesorino , was so viel wie „mein Schatz“ bedeutete.
„Muss an meinem Zigeunerblut liegen.“
Sie ignorierte diese Bemerkung. Sie wurde nicht gern daran erinnert, dass einer ihrer Vorfahren ein Zigeunerkönig gewesen war. „Du hast mir heute beim Essen versprochen, die Principessa Donna Viola Eugenia di Frezano anzurufen“, sagte sie. „Du hast mir versichert, dass du so bald wie möglich um ihre Hand anhalten würdest.“
„Das stimmt. Und ich werde es auch tun. Du hast mir von klein auf beigebracht, meine Pflichten nicht zu vernachlässigen. Und habe ich dich je enttäuscht?“
Die Anspannung zwischen ihnen war plötzlich ganz deutlich spürbar. „Du weißt, dass unsere beiden Familien es bereits besprochen haben und dass die Ehe praktisch schon vereinbart ist.“
Natürlich wusste er es. Und es wäre schon längst geschehen, wenn er sich in seiner Trauer nicht so viel Zeit lassen würde. Sein Herz war nicht bereit zu einer Ehe.
„Du weißt, was heute für ein Tag ist.“
„Ja, natürlich“, sagte sie und versuchte, mitfühlend zu klingen. „Aber es sind zwei Jahre vergangen.“
Seine Familie und die von Viola, seiner Zukünftigen, waren moderne Aristokraten mit einem Stammbaum, der bis ins zwölfte Jahrhundert zurückging. Beide Familien verfügten über Einfluss, Macht und vor allem Vermögen. Im Übrigen besaßen nur noch wenige Dinge Wert für sie, wie zum Beispiel Kultiviertheit, Abstammung und Tradition, ganz zu schweigen von einem Titel, der nicht groß oder berühmt genug sein konnte.
Nicos Eltern, die seine Erziehung in die Hände zahlloser Kindermädchen, Chauffeure und Hauslehrer gelegt hatten, hatten sich nur genug Zeit genommen, um ihm und seiner Schwester beizubringen, dass allein Geld, Macht und Luxus wirklich etwas bedeuteten, und zwar in dieser Reihenfolge. Persönliche Wünsche mussten geopfert werden, um die Macht der Familie zu stärken.
„Du bist jetzt fünfunddreißig Jahre alt“, erinnerte ihn seine Mutter, genau wie schon heute Morgen, als sie über die schmale Küstenstraße gefahren waren. „Es wird Zeit, dass du heiratest.“
„Ich habe schon geheiratet.“
„Simonetta ist tot, Nico. Du lebst.“
Manchmal
Weitere Kostenlose Bücher