Mein geliebter Maerchenprinz
vierundzwanzig Stunden hatte Nico es geschafft, sie völlig für sich zu gewinnen.
„Ich hasse dich“, sagte sie leise.
„Du wünschtest nur, du könntest mich hassen.“
„Dann wünschte ich, ich wäre dir nie begegnet.“
„Das wünsche ich mir auch.“
Er hob ihr Kinn an und zwang sie, ihm in die Augen zu sehen. „Was gibt dir das Recht, den Moralapostel zu spielen? Du bist es doch, die einen käuflichen Liebhaber engagiert hat. Nun, genau das hast du auch bekommen, Cara.“
Sie hielt erschrocken den Atem an.
„Wann wirst du endlich einsehen, dass keiner von uns beiden hier die Dinge im Griff hat?“, fuhr er in sanfterem Ton fort. „Wir sind ihnen ausgeliefert.“
Er drückte sie an sich, und Regina wollte ihn eigentlich von sich stoßen, aber erneut überwogen ihre Gefühle für ihn, und sie ließ zu, dass er sie festhielt. Je mehr sie allerdings über diese unmögliche Beziehung nachdachte, desto trauriger wurde sie … und desto wütender.
Alles war seine Schuld!
Oder doch nicht? Sie war völlig durcheinander. Wie hatte in so kurzer Zeit so viel geschehen können? Sie hatte Austin verlassen, um ihr Leben und ihre Gedanken zu ordnen, nicht um sie noch mehr zu verwirren.
„Du bist ein Mistkerl“, flüsterte sie. „Der König der Mistkerle.“
„Du weißt nicht, wie recht du hast“, sagte er leise.
„Wie kannst du so traurig aussehen, wenn ich doch weiß, dass du es mir nur vorspielst? Ich will dich nie wiedersehen! Ich will nie wieder an dich denken müssen!“
„Du glaubst, du weißt auf alles eine Antwort, was? Aber da irrst du dich gewaltig. Bevor du nach Austin zurückkehrst, möchte ich dir etwas zeigen.“
„Nichts kann meine Meinung über dich ändern, also spar dir die Mühe.“
„Das werden wir ja sehen“, entgegnete er grimmig.
5. KAPITEL
„Du darfst meinen Wagen nicht fahren. Der Vertrag lautet nur auf meinen Namen.“
Regina war in Anwaltslaune, was bedeutete, dass sie in der Stimmung war, bei allem Einspruch zu erheben. Nico reagierte nur mit einem finsteren Blick und öffnete ihr wortlos die Tür zum Beifahrersitz.
„Der Weg ist gefährlich. Ich kenne ihn, und du nicht“, bemerkte er nur kühl und wartete, bis sie eingestiegen war.
Dann fuhr er so schnell los, dass der Staub nur so wirbelte. Wortlos und hastig schnallte sie sich an. Wenn sie sich nur nicht gestritten hätten. Wenn sie nur nicht das Gefühl hätte, er hätte ihr das Herz gebrochen, dann hätte sie vielleicht die wundervolle Aussicht auf das Meer und die Klippen genießen können.
Die Art, wie er fuhr, zeigte Regina, dass er genauso wütend war wie sie. Er achtete nicht auf die Aussicht und nahm die Haarnadelkurven mit quietschenden Reifen. Einmal sauste er mit wenigen Zentimetern Abstand an einem Motorrad vorbei, und auf Reginas Seite befand sich nur eine niedrige Steinmauer zwischen ihnen und dem steilen Abhang zum Meer.
Im goldenen Sonnenlicht und mit den länger werdenden Schatten sahen die Berge aus wie Illustrationen in einem Märchenbuch. Aber Regina konnte sich nicht an dem Anblick erfreuen, da Laster, Motorräder und andere Wagen in Übelkeit erregender Geschwindigkeit an ihnen vorbeizischten. Tief unter ihnen sahen die Fischerboote, die auf dem Meer schaukelten, aus wie Spielzeug.
Sie warf Nico einen verstohlenen Blick zu. Wie hatte sie ihn nur je für einen Gigolo halten können? Er sah vielmehr wie ein Krieger aus.
„Wenn du den Wagen zu Schrott fährst, wird die Versicherung nicht zahlen“, fuhr sie ihn an.
„Ich werde zahlen.“
„Ja, sicher. Mit dem Geld deiner reichen Frau.“
Er atmete tief ein und beschleunigte noch mehr, und Regina hielt sich vor Angst die Augen zu. Sie lugte erst durch ihre Finger, als sie an dem Schild vorbeikamen, das die Hauptstraße nach Ravello anzeigte.
Regina vergaß ihre Angst und drehte sich abrupt zu Nico um. „Wohin fahren wir?“
„Das wirst du gleich sehen“, antwortete er nur und bog von der Hauptstraße ab, weiter durch dicht bewaldetes Gebiet und einen Hügel hinauf.
„Ich will zu meinem Hotel zurück.“
Er warf ihr einen kurzen finsteren Blick zu. „Später. Ich habe dir gesagt, dass ich dir vorher etwas zeigen möchte.“
Der Fiat kämpfte sich einen steilen Hügel hinauf. Auf der einen Seite der Straße wuchsen riesige Zypressen und beeindruckende tiefrote Oleander, und auf der anderen Seite eröffnete sich einem der Blick auf das herrliche Saphirblau der Bucht von Salerno. Schließlich erreichten sie ein hohes
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