Mein Geliebter, mein Prinz
Italienisch?“, fragte Ella verwirrt.
Nico beobachtete ein Rennboot, das durch die Bucht raste. „Je nachdem. Italienisch ist die Sprache der Liebe – meine französischen und spanischen Cousins sind allerdings anderer Meinung –, und im Moment sind meine Gefühle für dich nicht besonders liebevoll, Gabriella.“
Das konnte sie ihm nicht durchgehen lassen. „Ich glaube, du verwechselst Liebe mit Sex, Nico“, sagte sie ruhig und legte auf.
8. KAPITEL
„Und wo soll sie untergebracht werden?“
„Im Palast, natürlich.“
„Nein“, lehnte Gianferro kategorisch ab. „Ich werde nicht zulassen, dass eine von deinen Geliebten hier im Palast wohnt.“
Nico reagierte nicht. Nicht sofort. Im Lauf der Jahre hatte er die Erfahrung gemacht, dass wohlüberlegtes Argumentieren weiterführte als ein Wutanfall – besonders bei seinem ältesten Bruder. Sich eine spontane Entgegnung zu versagen lief Nicos Charakter zuwider. Aber er hatte gelernt, sich in Diplomatie zu üben, wenn er es mit Gianferro zu tun hatte. Weil Gianferro der Erbe war. Der glanzvolle älteste Sohn, über dem die bevorstehende Regentschaft wie ein zweischneidiges Damoklesschwert am seidenen Faden hing. Denn ihr Vater, der Fürst, hütete jetzt schon seit vielen Monaten schwer krank das Bett in seiner Palastsuite.
In gewisser Hinsicht erlebte Gianferro sowohl die besten als auch die schlimmsten Seiten des fürstlichen Lebens: das berauschende Aphrodisiakum der Macht und die lähmende Last der Verantwortung. Der älteste Sohn wurde von der Außenwelt für am meisten privilegiert gehalten. Nico wusste, dass es in einer Fürstenfamilie mit drei Brüdern so etwas wie den perfekten Rang nicht gab.
Guido, der zweite Bruder, lebte zurzeit im Ausland.Dem Alter nach zwischen Gianferro und Nico stehend, war Guido dafür bekannt, überempfindlich auf Nichtbeachtung zu reagieren. Selbst in sogenannten „normalen“ Familien hatte das zweite von drei Kindern oft Schwierigkeiten, seinen Platz zu finden. Das erklärte, warum Guido Mardivino verlassen hatte, so schnell er konnte, und jetzt das angenehme Leben eines Dandys führte.
Eigentlich hätte Nico das verwöhnte Nesthäkchen sein müssen. Nur war es anders gekommen. Kurz nach seiner Geburt hatte eine Krankheit seine Mutter heimgesucht, an der sie gestorben war. Der Stolz seines Vaters war deshalb immer durch Melancholie gedämpft worden.
Gianferro hatte die Vaterrolle bei ihm übernommen –falls so etwas möglich war, wenn der Altersunterschied nur sieben Jahre betrug. Gianferro hatte immer auf Nico aufgepasst und ihn grimmig beschützt. Mit den Jahren hatte der ältere Bruder die Rolle des Mentors nicht verlieren wollen. Deshalb musste Nico damals hart um seine Unabhängigkeit kämpfen.
„Gabriella ist nicht meine Geliebte“, sagte er ausdruckslos.
„So?“ Gianferro zog ungläubig die Augenbrauen hoch. „Ist sie nicht die Frau mit dem leuchtend mahagonifarbenen Haar, die du von der Yacht geholt und mit in deine Strandhütte genommen hast? Die Gefährtin der betrunkenen Engländer, die die Nacht im Gefängnis von Solajoya verbracht haben?“
Nico blickte seinen Bruder starr an. „Du weißt davon?“
„Aber natürlich. Der Polizeichef hat mich angerufen und mich über die Vorgänge informiert.“
„Er tratscht wie ein altes Weib!“, beklagte sich Nico finster.
Gianferro lachte. „Er macht nur seinen Job. Ich erfahre alles, was auf Mardivino passiert. Bescheid zu wissen istmeine Pflicht, besonders wenn es meine Brüder betrifft. Eine Geliebte hier im Palast unterzubringen würde deinen guten Ruf zerstören – genauso wie eine dieser verrückten Sportarten, denen du dich begeistert hingibst, bald dein Leben zerstören wird.“
Kopfschüttelnd stieß Nico einen Seufzer aus. Seinen Lebensstil zu verteidigen war völlig sinnlos. Im Laufe der Jahre hatte Nico das oft genug versucht. Ebenso zwecklos wäre es zu erklären, dass am Strand nichts zwischen Ella und ihm geschehen war. Angesichts der langen Liste seiner Geliebten würde Gianferro Nico schlicht nicht glauben. Und wenn die Wahrheit bekannt würde? Das würde seinen männlichen Stolz verletzen und seinem Ruf als Frauenheld schaden.
„Verbietest du es, Gianferro?“, fragte Nico, in nur teilweise scherzhaftem Ton.
„Nein.“ Ein schwaches Lächeln ließ Gianferros harte Gesichtszüge vorübergehend weicher erscheinen. „Ich appelliere einfach an dein Gespür dafür, was sich gehört und was nicht, Nico.“
„Weißt du auch,
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