Mein Geliebter, mein Prinz
nie vorher passiert war? Welchen anderen Grund sollte Nico haben, ihr die Daumenschrauben anzulegen, damit sie zu ihm auf die Insel flog?
Tja, ihm stand eine große Überraschung bevor. Ihre Familie hatte Ella schon oft Dickköpfigkeit vorgeworfen. Manchmal mochte diese Charaktereigenschaft negativ wirken, wie Ella wusste, doch jetzt würde sich ihre Sturheit –die sie lieber Entschlossenheit nannte – als sehr nützlich erweisen.
„Dann bist du also einverstanden, Gabriella?“, fragte Nico spöttisch, nachdem er eine Weile schweigend abgewartet hatte.
Flüchtig dachte sie daran, an seine Gutmütigkeit zu appellieren. Weil Ella die stahlharte Zielstrebigkeit aus seiner Stimme heraushörte, unterließ sie es. Würde er wirklich das kleine Unternehmen ruinieren, nur weil Ella sich seinem Willen nicht fügen wollte? Vielleicht würde er die breiten Schultern zucken und ihre Zurückweisung einfach akzeptieren? Schließlich musste es buchstäblich Hunderte von Frauen geben, die sich darum rissen, seine Geliebte zu sein.
Nein.
Instinktiv wusste Ella, dass Nico daran gewöhnt war, zu bekommen, was er wollte. Und er wollte sie.
Er konnte sie haben, aber nur zu ihren Bedingungen.
„Meinetwegen. Ich nehme das Angebot an.“
„Großartig.“
Nico klang triumphierend, und Ella ballte eine Hand zur Faust. Oh, warum hatte sie es dem Mistkerl nicht ordentlich gezeigt, als sie die Gelegenheit dazu gehabt hatte? Um die Wut zu vertreiben, atmete Ella tief ein. „Zuerst brauche ich allerdings mehr Informationen darüber, wasgenau von mir erwartet wird.“
„Ich denke, das lässt sich unkomplizierter erledigen, wenn du hier bist. Du wirst alle nötigen Auskünfte bekommen.“
„Das genügt nicht, Nico“, erwiderte Ella zuckersüß. „Ich möchte, dass du mir einige Statistiken faxt. Jährliche Touristenzahlen, Bedarf an Unterkünften, Hotelkategorien, Zimmerpreise, Anreisemöglichkeiten und so weiter. Kannst du das bitte so bald wie möglich arrangieren?“
Nicht einmal in der Schule war er so herumkommandiert worden! Er sollte über Ellas Insubordination empört sein. Und doch erschien es ihm, als hätte er noch nie im Leben etwas dermaßen Verführerisches gehört. Wie groß das Vergnügen sein würde, Ella mit einem gekonnten Kuss zu erweichen! Und wenn Statistiken nötig waren, damit sie nach Mardivino kam – sollte sie alle Unterlagen erhalten, die sie wollte!
Aus dem Palastfenster auf das tiefblaue Meer blickend, lächelte Nico listig. „Na schön.“
„Ich komme Anfang nächster Woche.“
„Sag mir, wann, dann reserviere ich einen Flug.“ Begeisterung schwang in seiner Stimme mit, als Nico hinzufügte: „Genau genommen werde ich dich selbst nach Mardivino fliegen.“
„Oh nein, wirst du nicht“, sagte Ella sanft. „Einmal hat mir gereicht.“
„Kritisierst du meine Fähigkeiten als Pilot?“
„Nein, ich wehre mich nur gegen deine Versuche, über mich zu bestimmen. Du willst meinen fachmännischen Rat, und du bekommst ihn, wie jeder andere Kunde. Soll heißen, dass es weder für dich noch für mich eine Vorzugsbehandlung geben wird. Ich nehme einen Linienflug, vielen herzlichen Dank, und die Kosten setze ich auf meine Rechnung.“
Einen Moment lang verschlug es Nico die Sprache. Waser da hörte, konnte er kaum glauben. Ella lehnte das Angebot ab, vom jüngsten Prinzen des Fürstentums in aller Öffentlichkeit eingeflogen zu werden!
„Ach, und noch eins, Nico.“
Sie hatte noch mehr Forderungen? Ungläubig und enttäuscht über seinen vereitelten Wunsch, sah Nico alles nur noch wie durch einen Schleier. Und dennoch bewunderte er widerwillig Ellas Hartnäckigkeit und ihren Mut. „Ja? Sprich weiter.“
„Ich hoffe doch, ich werde korrekt untergebracht? Selbstverständlich verlange ich ein Zimmer für mich allein. Und wenn du dich nicht daran hältst, nehme ich den ersten Flug zurück nach Hause. Dann musst du dir wirklich jemand anders suchen.“
„Meinetwegen“, erwiderte Nico kühl. „Und jetzt gebe ich dir meine Handynummer.“
„Okay.“
Noch nie hatte er solche Unzufriedenheit gespürt. War Ella tatsächlich nicht klar, dass es jedem eine Ehre war, ihn jederzeit erreichen zu können? Er hatte sie bitten wollen, das Privileg nicht zu missbrauchen, sah jedoch keinen Sinn mehr darin. Offensichtlich betrachtete Ella es nicht einmal als Privileg!
„ Jusque-là, chérie“ , murmelte er, nachdem er ihr seine Nummer gegeben hatte.
„Benutzt du nicht normalerweise
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