Mein Geliebter, mein Prinz
leicht sein würde, war abzusehen. Sie lehnte sich zurück und blickte aus dem Fenster. Der Himmel war leuchtend blau, und die Sonne brannte auf die rot blühenden Bäume, die die Straßen säumten. Unvermittelt geriet Ella in Hochstimmung – wie immer, wenn sie an einen neuen schönen Ort kam … Bis Ella sich daran erinnerte, warum sie eigentlich hier war und was für eine gefährliche Wirkung der verheerendattraktive Mann neben ihr auf sie ausüben konnte. Deshalb musste Ella auf der Hut sein. „Und was ist die Amtssprache von Mardivino?“, fragte sie, weil sie in keinem ihrer Nachschlagewerke eine eindeutige Aussage darüber gefunden hatte.
Ein schwaches Lächeln umspielte Nicos Mund. Noch mehr Recherchearbeit. „Die vier Sprachen Italienisch, Spanisch, Französisch und Englisch sind austauschbar.“
„Ist das nicht sehr verwirrend?“
„Nicht für mich. Wenn man alle fließend spricht, hat man den Vorteil, immer zu verstehen, was gesagt wird. Und man kann die Sprache wechseln, sodass die Leute einen nicht verstehen.“
Ella schnaufte verächtlich. „Vielleicht solltest du deine Dolmetscherkenntnisse mal auffrischen, Nico! Ich erinnere mich nämlich deutlich daran, dir mitgeteilt zu haben, dass ich diesen Auftrag nicht übernehmen will. Und du hast mich trotzdem unter Druck gesetzt, um mich hierher zu bekommen.“
„Ach, Gabriella“, erwiderte er leise lachend, „weißt du denn nicht, wie sehr es einen Mann erregen kann, wenn eine Frau so mit ihm streitet, wie du es tust?“
„Besonders wenn er es nicht gewohnt ist?“, fragte sie scharfsichtig.
„Ja, besonders dann“, gab Nico zu. Auf so viel Trotz und Gehorsamsverweigerung zu stoßen ist fast wie das Erlernen einer neuen Sprache, dachte er.
„Deshalb tue ich es nicht“, protestierte Ella.
„Ich weiß. Und jetzt lass uns fürs Erste einen Waffenstillstand ausrufen. Jetzt, da du hier bist, kannst du den Aufenthalt ebenso gut genießen. Schau aus dem Fenster, dann wirst du erkennen, wie schön meine Insel ist.“
„Wohin fahren wir?“, fragte Ella plötzlich.
„Zum Hotel ‚L’Etoile‘, in dem du wohnen wirst“, erwiderte Nico. „Vielleicht hast du davon gehört?“
Natürlich. Die vergangenen Tage hatte Ella damit verbracht, so viel wie möglich über das Fürstentum zu lernen. Für einen kleinen Inselstaat verzeichnete Mardivino eine lange geschichtliche Vergangenheit. Was Stil, Luxus und Eleganz betraf, wetteiferte das Hotel mit den feinsten Häusern der Welt, so viel wusste Ella. Und die Preise waren für den gewöhnlichen Sterblichen unerschwinglich.
„Ja. Es wird mir sicher sehr gut gefallen“, sagte sie ruhig.
Mit wachsendem Entsetzen blickte Ella auf ihren zerknitterten Rock. Sie würde auffallen wie ein bunter Hund! Du bist in der Reisebranche, ermahnte sie sich. Niemand erwartete von ihr, dass sie mit dem Jetset konkurrierte.
„Und du arbeitest in einem kleinen Büro im Palast.“
Mühsam rang Ella nach Atem. Wenn sie sich Sorgen machte, dass sie wegen ihrer schlichten Kleidung in einem Luxushotel unangenehm auffiel – wie sollte sie dann erst mit dem Dresscode in einem Palast mithalten? Tust du nicht, du wirst einfach du selbst sein, befahl sich Ella.
„Könntest du so zum Hotel fahren, dass ich möglichst viel von der Stadt sehe?“, fragte sie kühl.
„Warum?“
„Ich möchte mir einen Überblick verschaffen. Je mehr ich weiß, desto besser bin ich auf meine Aufgabe vorbereitet.“ Und desto eher konnte sie wieder nach Hause. Aber als sie die strahlend weißen Gebäude erblickte, kam Ella ihr Zuhause plötzlich sehr weit weg vor.
„Wir erreichen gleich das Zentrum der Stadt. Ich fahre durch die Seitenstraßen.“
Schön, dachte Ella. Wirklich schön. Die Straßen waren schmal, die Häuser hoch. Vor Türen und auf den schmiedeeisernen Balkonen entdeckte Ella Blumentöpfe und bewunderte kunstvoll bemalte Fensterläden.
Nico nahm nun mehrere Steigungen und enge Kurven, bis sie die Innenstadt erreichten, wo es auf den breiterenHauptstraßen von Menschen wimmelte. Die einen kamen offensichtlich vom Strand zurück, andere drängten sich vor einem großen weißen Gebäude. Unter ihnen waren langhaarige junge Studententypen in Jeans, die auf der Eingangstreppe saßen und Ansichtskarten schrieben. Ella machte auch Gruppen älterer Leute aus, die alle eifrig in Reiseführern lasen.
„Was ist da los?“ Ella beugte sich neugierig vor.
„Es ist das Juan-Lopez-Museum“, erklärte Nico. „Kennst du
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