Mein Geliebter, mein Prinz
für Nico schon fast der Vergangenheit angehörte.
Bald würde sie nur noch eine verschwommene Erinnerung sein.
14. KAPITEL
Das Problem war, dass Ella mit niemandem darüber reden konnte, weil die Ereignisse selbst in ihren Ohren unglaublich klangen. Was würden Ellas Eltern sagen, oder Rachel oder ihre beste Freundin Celia, wenn Ella damit herausplatzte, warum sie an plötzlichen Stimmungsumschwüngen litt und ihr manchmal völlig unerwartet Tränen in die Augen traten?
Tja, so ist das eben. Ich habe mich in einen Prinzen verliebt, aber er liebt mich nicht. Wir hatten eine Affäre, jetzt ist alles aus zwischen uns, und ich muss mein normales Leben weiterführen.
Irgendeine Erklärung für ihr seltsames Verhalten hatte sie schließlich präsentieren müssen, und „Es geht um einen Mann“ genügte. Da hatten alle verstanden, sodass keine weiteren Erklärungen nötig waren. Niemanden interessierte sonderlich, wo der Mann wohl lebte oder wer er war – obwohl Celia zufällig der Wahrheit einmal ziemlich nah kam –, weil es allen hauptsächlich darauf ankam, dass er von der Bildfläche verschwunden war und Ella ein gebrochenes Herz hatte.
Und wenn sie es recht bedachte, beschränkte sich das Wesentliche tatsächlich darauf. Dass Nico ein Prinz war, spielte keine Rolle. Wenn er als Banker oder Restaurantbesitzer oder Lastwagenfahrer arbeitete, würde Ella dann jetzt weniger leiden?
Natürlich nicht. Liebeskummer tat weh, und sie konnte einfach nur darauf warten, dass der Schmerz mit der Zeit nachließ. Wie es in dem lästigen Spruch hieß, den Ella von allen zu hören bekam: „Die Zeit heilt alle Wunden.“ Mit dem Verstand wusste Ella, dass es stimmte, aber auf emotionaler Ebene … Tja, Ella konnte sich schlicht nichts anderes vorstellen. Bis ans Lebensende würde sie unglücklich sein, davon war Ella überzeugt.
Ihr Aufenthalt auf Mardivino hatte ein schnelles und unrühmliches Ende genommen. Oh, sie war in einer eleganten Limousine zum Flughafen gebracht worden – ein Chauffeur hatte am Steuer gesessen.
Nach jenem Abend, an dem Nico sie schweigend zum Hotel zurückgefahren hatte, bestand Ellas einziger Kontakt mit ihm in einem kurzen, sachlichen Telefongespräch am nächsten Morgen. Nico hatte ihr die Abflugzeit mitgeteilt. Abschließend fügte er noch spöttisch hinzu: „Gianferro findet deine Idee großartig.“
Und weil Ella verzweifelt darum gekämpft hatte, die Fassung zu bewahren, war ihre Antwort ebenso kühl und ironisch ausgefallen: „Bitte sag ihm, dass ich hocherfreut bin, eine Hilfe gewesen zu sein.“
Das war’s dann also, dachte Ella, während sie aus dem Fenster in ihren Garten blickte. Sogar das Wetter spiegelte ihre Stimmung wider. Ein düsterer, deprimierender Tag war erwacht, an dem es in Strömen regnete. Die Wolken schienen so tief zu hängen, dass man glaubte, sie mit ausgestreckten Armen berühren zu können.
Es regnete schon, seit Ella nach Hause gekommen war. Inzwischen hatte sich der Rasen in einen Morast mit großen Pfützen verwandelt. Um zehn Uhr morgens war es so dunkel, als wäre der Tag noch nicht angebrochen. Ella musste ihre Stehlampe anknipsen. Als Ella das Radio einschaltete, hörte sie, dass ein nicht mehr gefragter TV-Promi jetzt abgelegene Gegenden überall auf der Welt bereisteund mit seinen Berichten darüber neuen Ruhm genoss.
Vielleicht sollte ich etwas Ähnliches machen, überlegte Ella. Tapetenwechsel.
Sie vermisste Mardivino, aber wer würde das nicht? Jedenfalls konnte Ella sich nicht vorstellen, dass sich irgendjemand, der die Insel besucht hatte, nicht nach dem klaren blauen Himmel sehnen würde, dem saphirblauen Meer, den bewaldeten Bergen, den malerischen Gassen und weißen Häusern der Hauptstadt.
Nachdem sie eine Weile am Radio gedreht und schließlich den selbst ernannten Entdecker gegen klassische Musik getauscht hatte, ging Ella in die Küche und kochte sich eine Kanne Kaffee. Gerade als das Wasser durchgelaufen war, klingelte es. Ella seufzte. Bitte lass es nicht Rachel oder Celia sein, dachte sie. Oder eine andere wohlmeinende Freundin, die zu dem Schluss gekommen war, die arme Ella müsse abgelenkt und aufgemuntert werden. Einen Moment lang war sie versucht, einfach nicht aufzumachen.
Nein. Die Erde drehte sich weiter, und das sollte sie auch.
Ella riss sich zusammen und ging zur Tür. Seltsam. Obwohl ihr das Herz in tausend kleine Stücke brach, schaffte Ella es irgendwie, den Kummer hinter einem freundlichen Lächeln zu
Weitere Kostenlose Bücher