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Mein geliebter Ritter

Mein geliebter Ritter

Titel: Mein geliebter Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Mallory
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leuchtend grünen Umhang gesehen. Er versuchte, den dazu passenden Hut mit der geradezu lächerlich langen Spitze nicht anzustarren.
    »Einen guten Tag wünsche ich Euch«, sagte Jamie. »Ihr seid Lord Stafford?«
    »Der bin ich!«, sagte der Mann mit so lauter Stimme, dass sich Jamie unweigerlich fragte, ob er wohl schwerhörig war. »Und das hier ist der Gewinn, mein Freund.«
    Stafford drehte sich um und winkte einer jungen Dame zu, die ein paar Schritte entfernt von ihnen stand. »Das ist meine Tochter, Lady Agnes Stafford.«
    »Es ist mir eine Freude, Euch kennenzulernen, Lady Agnes«, sagte Jamie und verbeugte sich höflich.
    Sie war keine rare Schönheit wie Linnet, die die Männer mit offenen Mündern stehen bleiben und vergessen ließ, wo sie waren, doch sie war mit ihrer sehr hellen Haut und den dunklen, seelenvollen Augen hübsch.
    »Sir James.« Sie lächelte nicht, als sie vor ihm knickste.
    »Natürlich sind meine Ländereien der wahre Gewinn«, sagte Stafford. »Sie ist bloß das Sahnehäubchen, was?«
    Gütiger Gott, wie konnte ein Mann so über seine Tochter sprechen? Kein Wunder, dass das Mädchen nicht lächelte.
    »Ihr seht wie ein strammer junger Mann aus, der mir Enkelsöhne schenken kann. Ich scheue mich nicht zu sagen, dass es das ist es, was ich mir hiervon verspreche: einen Enkel, der eines Tages die Stafford-Ländereien übernehmen wird.«
    Stafford schien sich nicht bewusst zu sein, dass ein prospektiver Bräutigam von dieser fröhlichen Erwartung des Todes seines zukünftigen Schwiegersohns beleidigt sein könnte.
    Jamie ließ seinen Plan, sich selbst so unangenehm zu machen, dass Stafford das Interesse an ihm verlor, fallen, als der schreckliche Mann weiter seine Galle verspuckte. Er blickte zu dem Mädchen hinüber und hatte von Sekunde zu Sekunde mehr Mitleid mit ihr. Wie schrecklich musste es für ein junges Mädchen sein, einen solchen Idioten zum Vater zu haben.
    »Ich habe bloß das Mädchen, wisst Ihr«, sagte Stafford. Er schüttelte den Kopf. »Es gibt keine größere Enttäuschung im Leben eines Mannes.«
    Jetzt reichte es.
    »Meine Eltern haben sowohl Söhne als auch Töchter«, sagte Jamie, bevor Stafford eine weitere, auf seine Tochter gemünzte Beleidigung äußern konnte, »und ich kann Euch versichern, dass sie die Mädchen bei Weitem vorziehen.«
    »Ach ja?«, sagte Stafford und verzog das Gesicht, als habe er in etwas Saures gebissen.
    »Sie sagen, Töchter seien wie die Sonne, denn sie brächten Wärme und Glück in ihr Heim, während die Söhne wie Winterstürme seien, die Chaos und Ärger mitbrächten.«
    Jamie hatte das frei erfunden, doch er fühlte sich geradezu verpflichtet, Staffords derbe, nein, boshafte Missachtung der Gefühle seiner Tochter auszugleichen.
    Als Stafford den Mund öffnete, um etwas zu erwidern, sagte Jamie rasch: »Die zweite Barke ist da. Lasst uns schnell an Bord gehen, damit Eure Tochter einen Platz in der Nähe der Kohlenpfanne bekommt.«
    Eleanor Cobham nahm ein so großes Gefolge mit nach Windsor, dass einige ihrer Zofen und Diener und eine Menge ihrer Truhen und Kisten zurückgeblieben waren und mit Jamie und den Staffords in den zweiten Schleppkahn verladen wurden.
    Staffords Kopf schnellte zu der Barke herum, die gerade am Kai festgemacht hatte. »Auf dem Fluss ist es feucht. Ich muss wegen meiner Gicht den Platz direkt an der Kohlenpfanne einnehmen.«
    Während Stafford sich durch die Menge drängte, die am Ufer wartete, bot Jamie dem Mädchen seinen Arm an. Sie nahm ihn, ohne ihm ein Wort des Dankes oder auch nur ein Lächeln zu schenken. Doch nachdem er ihren Vater kennengelernt hatte, wunderte sich Jamie nicht über ihre verdrießliche Miene.
    Es gab zwei Kohlenpfannen auf dem Schleppkahn. Als er bemerkte, dass Stafford sich auf dem besten Platz neben der ersten niederließ, suchte Jamie einen Platz in der Nähe der zweiten Pfanne für das Mädchen. Der Bootsmann arbeitete rasch daran, das Verdeck aus schwerem Tuch festzumachen, das den Passagieren als Schutz vor Wind und Regen diente und die Wärme der Kohlenpfannen in dem Schleppkahn hielt.
    Nachdem der Bootsmann die Barke vom Kai abgestoßen hatte, saßen Jamie und Lady Agnes schweigend nebeneinander. Sie war so winzig, dass sich Jamie neben ihr wie ein Riese vorkam.
    Das Mädchen nestelte an einem Taschentuch herum. Sie schien so verzweifelt und unglücklich zu sein, dass Jamie den Drang verspürte, ihr zu helfen. Doch aus den Klauen ihres Vaters müsste sie ein anderer Mann

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