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Mein geliebter Ritter

Mein geliebter Ritter

Titel: Mein geliebter Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Mallory
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retten. Dennoch wünschte er, er könnte etwas tun, um ihre Qual zu lindern.
    Das Mädchen schien nicht die Fähigkeit der meisten Frauen zu haben, unangenehmes Schweigen zu brechen. Jamie dachte darüber nach, was er sagen könnte, als sie plötzlich ihre dunklen Augen auf ihn richtete und ihm eine Frage stellte, als hinge alles davon ab.
    »Was meint Ihr: Wie viele Dämonen sind wohl in der Hölle?«
    Jamie glaubte sich verhört zu haben. »Was habt Ihr gefragt?«
    Dieses Mal sprach sie langsam, als halte sie ihn für schwer von Begriff. »Wie viele Engel haben sich von Gott abgewandt, um Luzifer Gesellschaft zu leisten?«
    Er blinzelte sie an und überlegte, wie er auf eine derart ungewöhnliche Frage reagieren sollte.
    »Die meisten heiligen Männer stimmen darin überein, dass jeder dritte Engel in Ungnade fiel.« Ihre dunklen Augen musterten ihn.
    »Dann sollte es eine einfache Rechenaufgabe sein«, sagte Jamie, wobei er ziemlich stolz auf sich war, »vorausgesetzt man weiß, wie viele Engel es ursprünglich waren.«
    »Das genau ist das Problem«, sagte sie. »Es ist äußerst Besorgnis erregend, es gibt einen Disput über die genaue Anzahl von Engeln zur Zeit von Luzifers Rebellion.«
    »Solange die guten Engel den Dämonen zwei zu eins überlegen sind, ist es doch egal, wie viele Dämonen es gibt.« Seltsamerweise fing Jamie an, sich zu amüsieren.
    »Das ist die Antwort eines Soldaten«, sagte sie mit einem Lächeln, das ihr Gesicht angenehm verwandelte. »Aber genauso gut könntet Ihr fragen, warum das Verhältnis überhaupt eine Rolle spielt, wenn die guten Engel doch die Macht Gottes auf ihrer Seite haben.«
    »Ihr habt mit diesem Gespräch angefangen«, sagte Jamie und lächelte zurück. »Sagt mir, warum interessiert es Euch, wie viele gefallene Engel es gibt.«
    Sie schürzte die Lippen und blickte ernst in die Ferne. Nach einer Weile sagte sie: »Wenn ich um Kraft bete, würde ich gerne wissen, wie viele Dämonen es gibt.«
    »Aber Gott weiß doch gewiss, wie viele es sind.«
    Wieder richtete sie ihre großen, dunklen Augen auf ihn. »Ihr habt recht. Natürlich. Mutter Therese – sie ist die Äbtissin des Klosters nahe meinem Heim – sagte immer, ich verwende zu viel Zeit auf die kleinen Fragen des Glaubens.«
    Jamie gab sich größte Mühe, sein Lächeln zu unterdrücken. Für ihn klang es so, als sei Mutter Therese eine kluge Frau.
    »Aber wenn es um Gott geht«, fuhr das Mädchen fort, »wie kann man da eine Frage als klein betrachten? Paulus selbst schrieb in seinem Brief an die …«
    Als Buße für seine Sünden verbrachte Jamie den restlichen Nachmittag damit, die Bedeutung verschiedener Bibelzitate zu diskutieren. Es machte ihm nicht viel aus, und ihr schien es zu gefallen. Na ja, es gefiel ihr nicht wirklich, denn sie erregte sich sehr, wenn sie Stellung bezog.
    Sie sollten das arme Ding wirklich ins Kloster gehen lassen.
    Eine der Mitreisenden, der Kleidung nach zu urteilen eine Frau aus dem Volk, warf ihnen finstere Blicke zu, sobald Lady Agnes die Stimme erhob. Irgendwann raffte die Frau ihre Röcke und verließ den Schutz des Verdecks. Offenbar zog sie den Nieselregen und die Unterhaltung der Bootsmänner draußen ihrem theologischen Diskurs vor.
    Lady Agnes’ Blick folgte der Frau nach draußen. »Diese Frau steht mit dem Teufel im Bunde«, sagte sie leise.
    Jamie drehte sich um und starrte sie an. Diese junge Dame war immer wieder für eine Überraschung gut.
    »Ich rate Euch, ein Kreuz zu tragen und Eure Gebete zu sprechen«, sagte Lady Agnes. »Denn diese Frau hatte Euch im Visier, und daraus kann nichts Gutes entstehen.«
    »Und ich dachte, sie beobachtete Euch«, versuchte er, die Stimmung etwas aufzuhellen, indem er sie ein wenig aufzog.
    »Das hat sie auch getan, aber aus einem anderen Grund.« Agnes nickte ernst. »Bei mir wurde ihr bang, denn sie weiß, dass Satan mich nicht in seine Gewalt bringen kann.«
    Offenbar glaubte Agnes, dass man dasselbe von ihm nicht behaupten konnte.

19
    Schloss Windsor füllte sich mit Gästen, obschon noch kein Mitglied der Königsfamilie anwesend war, wenn man die Königin außer Acht ließ, was alle taten. Linnet stand am schmalen Fenster ihres Schlafgemachs und fragte sich, was Jamie wohl so lange in London aufhielt.
    Sie hatte es nicht für möglich gehalten, dass sie ihn derart vermissen könnte. Warum war sie nicht mit ihm nach London gegangen, als er ihr das angeboten hatte? Ihr zorniger Abschied hatte ihr ein ungutes Gefühl in der

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