Mein geliebter Ritter
militärischer Invasion des Hennegau dermaßen entzürnt gewesen, dass er Gloucester zum Duell herausgefordert hatte. Humphrey hatte die Herausforderung angenommen – dann hatte er seine Frau verlassen und Segel Richtung England gesetzt.
»Es ist uns gelungen, den Papst davon zu überzeugen, beiden mit Exkommunikation zu drohen, sollten sie auf dem Duell bestehen«, sagte der Bischof. »Aber wir könnten deshalb immer noch Frankreich verlieren. Bedford hat Tag und Nacht gearbeitet, um den Schaden zu beheben.«
»Meine Forderung an Pomeroy kann keinen solchen Schaden anrichten«, sagte Jamie. »Ich hielt es damals für eine angemessene Antwort auf eine schwere Beleidigung, aber ich sehe ein, dass ich ihn gleich hätte erledigen sollen.«
»Ihr vergesst, mit wem Ihr sprecht«, sagte der Bischof und bedachte Jamie mit einem eisigen Blick. Der Bischof wandte sich an Bedford. »Ich dachte, du hättest gesagt, er besäße gesunden Menschenverstand.«
»James«, sagte Bedford, »Ihr werdet die Herausforderung zurückziehen müssen.«
»Bei allem Respekt, Hoheit, Ihr wisst, dass ich das nicht tun kann. Ich bin kein Feigling.«
»Solche Dummheit!« Der Bischof hob die Arme, als flehe er den Himmel um Beistand an. »Um eine Schlacht zu gewinnen, junger Mann, muss man alle möglichen Folgen in Betracht ziehen.«
Dann fuhr der Bischof fort, Jamie einen Vortrag zu halten, während er vor ihm auf und ab schritt. »Die wahrscheinlichste Folge, wenn Ihr auf dem Duell besteht, ist, dass Ihr entweder im Kerker landet oder Euer Kopf auf einem Pfahl. In beiden Fällen könnt Ihr wohl kaum behaupten, über Euren Feind gesiegt zu haben.«
»Das mag so sein«, erkannte Jamie die Argumentationsweise des Bischofs an. »Dennoch ändert das nichts. Meine Ehre lässt es nicht zu, dass ich die Herausforderung zurückziehe.«
Bedford räusperte sich. »Mein Bruder beklagt, dass Ihr seinem Freund Pomeroy mehrere Briefe geschickt habt, in denen Ihr die Herausforderung wiederholt.«
Jamie zuckte die Achseln. Darauf konnte er nichts sagen.
»Gehe ich recht in der Annahme«, sagte der Bischof, »dass Eure Ehre es von Euch verlangte, Pomeroy mit dem Leben davonkommen zu lassen, sollte er sich im Kampf ergeben?«
»Aye, er kann sich jederzeit ergeben«, sagte Jamie.
»Vielleicht können wir Pomeroy dazu bringen, sich zu entschuldigen«, sagte Bedford. »Wäre die Angelegenheit damit erledigt?«
Jamie gefiel der Vorschlag nicht, dennoch lenkte er ein. »Ich nehme an, das müsste reichen.«
»Ihn zu einer Entschuldigung zu bringen, wird Zeit brauchen«, sagte der Bischof, legte die Fingerspitzen aneinander und führte sie zum Kinn. »Leider will Stafford mit den Verhandlungen über eine Heirat erst fortfahren, wenn die Sache mit der Forderung geklärt ist. Das war der einzige Punkt, den er sich ausbedungen hat.«
Gelobt sei Gott.
Der Bischof schürzte die Lippen und sah Jamie aus zusammengekniffenen Augen an. »Trotzdem rate ich Euch, Euch zu bemühen. Wie ich höre, halten die Damen Euch für anziehend. Mein Vorschlag ist, dass Ihr sowohl dem Mädchen als auch ihrem Vater besondere Aufmerksamkeit schenkt, wenn Ihr sie nach Windsor begleitet.«
Jamie stöhnte laut auf, als er Gloucester, Eleanor Cobham und ihr Gefolge früh am nächsten Morgen dabei beobachtete, wie sie die königliche Barke am Westminster-Kai bestiegen. Er trat zurück und hoffte, er würde nicht eingeladen, sich ihnen anzuschließen. Wie sehr wünschte er sich, mit Martin nach Windsor zurückzureiten.
In der kurzen Zeit, die er im Palast verbracht hatte, hatte er Gerüchte über Eleanor gehört. Offenbar war eine weitere Dame krank geworden, nachdem Gloucester ihr seine Aufmerksamkeit geschenkt hatte.
Eleanor warf den Kopf herum und ertappte Jamie dabei, wie er sie anstarrte. Als er sie mit einem angedeuteten Nicken grüßte, musterte sie ihn abschätzend vom Scheitel bis zur Sohle. Gott möge ihm gnädig sein, Eleanor taxierte ihn, als wäre sie ein Mann, der sich eine Frau im Bordell aussuchte. Seine Abscheu musste ihm ins Gesicht geschrieben stehen, denn der Blick, mit dem sie ihn jetzt bedachte, war pures Gift.
»Ihr müsst Sir James Rayburn sein«, erklang eine männliche Stimme hinter ihm.
Stafford. Jamie holte tief Luft, dann zwang er sich dazu, sich umzudrehen und seine Reisebegleiter zu begrüßen. Stafford war korpulent und hatte ein rotes Gesicht, wie alle Männer, die zu viel tranken. Kein Kämpfer, so viel stand fest. Jamie hatte noch nie einen derart
Weitere Kostenlose Bücher