Mein geliebter Wuestenprinz
Stillen. Konnte sie sich keinen anderen Zeitpunkt aussuchen?
Aus großen Augen sah Yasmin zu Tariq auf. Ihre vollen Lippen bebten leicht.
Am liebsten hätte Jayne sie angeherrscht, die Finger von ihrem Ehemann zu lassen. Diese Blicke waren fast so schlimm wie ein Ehebruch. Da erkannte sie es: Sie war eifersüchtig. Es traf Jayne wie ein Schlag.
Wie konnte das sein? Sie hatte keine Besitzansprüche an Tariq. Er gehörte ihr nicht, hatte ihr nie gehört. Ihre Welten waren viel zu verschieden. Und sie hatte seine Welt vor langer Zeit verlassen.
Plötzlich spürte sie seine Hand auf dem Rücken und ließ sich sanft vorwärtsschieben. „Sie haben meine Frau noch nicht kennengelernt, Yasmin“, sagte Tariq. „Sie waren noch ein Kind, als Jayne nach Zayed kam.“
Das Mädchen wirkte verletzt durch die Anspielung auf ihr Alter. Tränen schimmerten in Yasmins Augen, und sie blinzelte. „Ja, ich kenne sie nicht.“ Sie hob kämpferisch das Kinn. „Ich dachte, Sie hätten ihn schon vor Jahren verlassen.“
Es war wie eine Kriegserklärung. Unausgesprochen hing die Frage in der Luft: „Was wollen Sie hier?“
Jayne hatte keine Ahnung, was sie darauf erwidern sollte. Hilfe suchend sah sie zu Tariq und hoffte, er würde ihr aus der Klemme helfen.
Liebevoll zog er sie näher an sich. Jayne spürte seine Wärme durch den dünnen Stoff des Kaftans. „Sie ist wieder da.“ Er hob mit einem Finger ihr Kinn an und betrachtete Jayne voller Verlangen. „Nicht wahr, Nuur ilen ?“
Ein heißer Schauer lief durch ihren Körper. Jayne musste sich beherrschen, um nicht vor Erregung zu zittern. Das ist doch alles nur Show, redete sie sich ein. Tariq benutzt mich nur, um sich Yasmin vom Leib zu halten.
Schließlich nickte sie und zwang sich zu einem Lächeln. Damit zu überzeugen gelang ihr nicht, denn auf halbem Weg begegnete sie Tariqs intensivem Blick. Alles um sie herum wurde Jayne plötzlich unwichtig. Nur sie und er schienen noch zu existieren. Irgendwann hörte sie wie von Weitem ein unterdrücktes Schluchzen.
„Sie hätten ihn nie verlassen dürfen. Wir dachten alle …“ Yasmin brach ab.
„Dass der Scheich ein freier Mann sei“, mischte sich Karim ein. „Ich hätte ihn in meiner Familie willkommen geheißen – wir sind zusammen aufgewachsen.“
Jayne wünschte, Karim würde den Mund halten. Merkte er denn nicht, was er seiner Schwester antat? Er machte alles nur noch schlimmer.
„Sogar Leila hat gebetet, dass ihr Mann an einem Herzinfarkt stirbt, damit sie eine reiche Witwe wird. Ich glaube, es gab sogar Gerüchte, dass sie ihn umbringen wollte. Leila wäre nur zu gern die Frau des Scheichs von Zayed.“
„Hör auf“, befahl Tariq nun. Seine Miene wirkte steinern. „Du gehst zu weit, mein Freund.“
„Es tut mir leid. Ich entschuldige mich.“ Karim verbeugte sich. „Ich entschuldige mich auch für die Schwierigkeiten mit Ali … und Mahood. Es wird nicht wieder vorkommen.“
„Still jetzt, Leila kommt.“
Obwohl die Situation alles andere als angenehm war, verspürte Jayne einen Anflug von Belustigung. Es war zu absurd. Der Jäger war zum Gejagten geworden. Beute für heiratslustige Frauen, die ihm auflauerten und ihn nicht in Ruhe ließen. Beinah empfand sie Mitleid mit Tariq.
Wie es sich wohl anfühlte, so begehrt zu sein? So attraktiv, so mächtig und reich zu sein, dass jede Frau in Zayed und wahrscheinlich auch ein paar außerhalb des Landes sich ihn angeln wollten?
Fast hätte sie aufgelacht. Aber es war nicht lustig. Ihr ganzes Leben lang hatte sie sich nach einem ganz normalen Mann gesehnt. Einem braven Bankangestellten, der von neun bis fünf Uhr arbeitete, abends nach Hause kam und zwei Kinder mit ihr großzog. Ein Mann wie Neil. Doch stattdessen hatte sie sich in Tariq verliebt.
Er sah umwerfend aus, war mehr als gut situiert und hatte viel Einfluss. Aber die Ehe mit ihm hatte ihr nur Kummer eingebracht.
Wenn es nach ihr ging, konnten sich Yasmin, Leila und all die anderen Frauen, die wie Geier auf ihn warteten, die Beute teilen. Ich will jedenfalls nichts mehr von ihm, redete Jayne sich ein, ich habe bitter für meine Liebe bezahlt. Sie hatte ihr Herz verloren, ihr Baby und fast ihren Verstand.
Als er ihr sanft über die Hüfte strich, vergaß Jayne jedoch alles, was sie gerade gedacht hatte. Heißes Verlangen stieg in ihr auf, und sie begriff, dass die Anziehungskraft zwischen ihnen niemals vergehen würde.
Jayne begehrte ihn, und diese brennende Sehnsucht ließ auch am folgenden
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